Mazen Mohsen vermittelt anderen die Kunst des Gitarrespielens. Foto: Cornelia Ohst

Eine Gruppe von Geflohenen wird von dem Syrer Mazen Mohsen im Spielen auf der Gitarre unterrichtet.

Marbach - Mazen Mohsen hat am eigenen Leib erfahren, dass die Musik Menschen verbinden kann. Regelrecht beflügelt aber ist der junge Syrer, dessen Anerkennung als Asylberechtigter inzwischen erfolgt ist, von der Idee, Zeitgenossen verschiedener Kulturen über den musikalischen Weg einander nahezubringen. „Denn wir können so das Verständnis füreinander stärken.“ Wer sich mit dem 24-Jährigen unterhält, der in seinem Heimatland Gesang sowie das Spiel auf Saiteninstrumenten studiert hat, hört genau diesen Wunsch immer wieder heraus. Denn dem in Marbach lebenden, geflohenen Musiklehrer, der auch in seinem Heimatland schon Kinder unterrichtet hat, geht es bei seinem Tun im Wesentlichen um das Verbindende und Klärende. Und um das einfache Verständnis, dass Menschen überall auf der Welt gern Musik machen.

Mit seiner Hingabe an die Welt der Töne wendet er sich vor allem auch an Kinder. „Musikalische Erziehung ist sehr wichtig, sie öffnet das Gehirn“, meint der Syrer. Durch die gemeinsame Initiative mit den Integrationsbeauftragten Cornelia Keiper und Slimane Arroudj hatte er damit begonnen, geflohenen Kindern in der Schillerstadt Trost und Unterstützung zu geben, indem er sie in einem Chor singen lässt. Da er die Singenden vielfach mit dem Saiteninstrument begleitet, kam die Frage auf, ob neben dem Singen nicht auch das Erlernen des Gitarrenspiels möglich wäre.

Für Mazen Mohsen ein Wunsch, der sowohl nachvollziehbar wie umsetzbar ist. Lag nur noch das Problem in der Luft, an genügend Gitarren zu kommen. Doch auch dafür fand sich Anfang Dezember 2017 eine Lösung. Denn der Hausmeister der Flüchtlingsunterkunft im Art-Hotel Marbach, Gernot Händle, zeigte seine Unterstützung rasch darin, dass er mithilfe von Instrumentalspenden dem Projekt drei Gitarren zur Verfügung stellen konnte. Die kleine Lern-Gruppe von sechs Kindern und einem Erwachsenen teilt sich nun die Instrumente. Gemeinsam üben sie im Wechsel ein, was Mazen Mohsen ihnen im Unterricht zeigt und auch an „Hausaufgaben“ aufgibt. Schön wäre es für die Beteiligten jedoch, wenn sich noch ein paar mehr Gitarren finden ließen.

Zweimal pro Woche treffen sich die Schüler im Art-Hotel, wo der Unterricht stattfindet. „Eine gute Entscheidung“, wie Lehrer Mohsen findet, denn die Eltern sind froh, ihren Nachwuchs in der Nähe zu wissen. „Das gibt ihnen ein sicheres Gefühl und sie genehmigen deshalb die Teilnahme.“ Mazen Mohsen, der arabische Lieder ins Deutsche übersetzt wie auch umgekehrt, ist begeistert davon, wie rasch die Kleinen dadurch Fortschritte in Deutsch machen. Die Selbstsicherheit, ein deutsches Wort auszusprechen, werde oft durch die spielerische Art, ein deutsches Lied zu singen, initiiert. Der Musiker hat miterlebt, dass die Kinder mutiger werden und dass sich bei einem Lied wie „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ selbst Schüchterne öffnen und Spaß dabei haben. Jetzt geht Mohsen zielstrebig das Ziel an, Deutsche und Araber mit einem musikalischen Mix zu öffnen, der viel Verständnis für die jeweilige Kultur im anderen verankern soll.