Susanne Eisenmann ist begeistert von den Tüftelkünsten der Marbacher Gymnasiasten im Fach NwT. Foto: Werner Kuhnle

Kultusministerin Susanne Eisenmann informiert sich in Marbach und Großbottwar über besondere Schulprojekte.

Marbach - Die Kultusministerin Susanne Eisenmann hat gestern eine kleine Tour durch Marbach und das Bottwartal unternommen. Auf Einladung ihres Parteifreundes, des CDU-Landtagsabgeordneten Fabian Gramling, machte sie zunächst einen Abstecher ans Friedrich-Schiller-Gymnasium. Dann ging es weiter nach Großbottwar. Dort tauschte sie sich mit den drei Rektoren im Schulzentrum aus, ehe sie sich über die Schüler-Lebenswerkstatt informierte, die Projekte zur Verzahnung von Schule und Wirtschaft, aber auch Betreuungsangebote in petto hat. Außerdem trug sie sich ins Goldene Buch der Stadt ein – und durfte als Erinnerung an ihren Besuch einen Grauburgunder von den Bottwartaler Winzern mit nach Hause nehmen, den ihr der Bürgermeister Ralf Zimmermann überreicht hatte.

Zuvor in Marbach war ihr zwar kein Wein ausgehändigt worden, dafür konnte Susanne Eisenmann aber Eindrücke von drei ganz besonderen Programmen am Friedrich-Schiller-Gymnasium sammeln. Der Schulleiter Christof Martin führte sie zum Projektunterricht der Mädchen und Jungen aus den Begabtenklassen, zur Internationalen Klasse und einer Gruppe von Schülern, die im Fach Naturwissenschaft und Technik (NwT) teils spektakuläre Forschungsarbeiten am Start hat.

So demonstrierten die gewieften Gymnasiasten, wie ein vollautomatisches Baumhaus funktioniert. Das Modell ist mit einem Haufen Gimmicks versehen wie einem Bewegungsmelder oder einem Alkoholtester – der verhindern soll, dass Gäste beschwipst hinaufkraxeln und sich dabei womöglich in Gefahr bringen. Die Kultusministerin wäre an dieser Hürde übrigens nicht gescheitert. Sie machte die Probe aufs Exempel und blieb bei null Promille.

Andere Schüler präsentierten eine Apparatur, mit der das Reaktionsvermögen ermittelt werden kann. Die Jugendlichen wollen damit herausfinden, ob eine Pause fitter macht. Eisenmann wurde dabei vor Augen geführt, wie die einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen zusammenspielen. So kann eine solche Aufgabe nicht ohne Kenntnisse in Biologie und technischer Informatik gelöst werden. Außerdem muss ein entsprechendes Gerät entwickelt werden. Ferner müssen die Teenager die Studie auch planen und zuletzt auswerten.

Nicht minder interessant war der Besuch der Internationalen Klasse. „Das ist weltweit einzigartig“, sagte Natalia Sipos, die das Projekt mit Raphael Klug koordiniert. Schüler aus aller Herren Länder werden hier zusammen unterrichtet – in der Regel auf Englisch. Wobei die Jugendlichen aus dem Ausland auch Deutsch pauken. „Das Klassenklima ist gut. Es lernen alle auf hohem Niveau“, sagte ein Mädchen. Eine Schülerin aus Ungarn zeigte sich ebenfalls begeistert. „Das ist eine große Chance für uns“, meinte die 16-Jährige. Man könne eine andere Kultur und eine andere Sprache kennenlernen.

Eine Vorreiterrolle nimmt das FSG aber nicht nur mit seiner Internationalen Klasse ein, sondern auch mit der speziellen Förderung von über die Maßen begabten Kids. Wie die Kultusministerin erfahren konnte, beschäftigen sich die Kinder jahrgangsübergreifend im Projektunterricht gerade mit dem Thema Geocaching. Worauf es dabei ankommt und was in den Stunden alles erarbeitet wurde, stellten vier Schüler vor. Die Mädchen und Jungs aus dem Kurs brachten auch zum Ausdruck, wie wichtig die Unterstützung der Begabten am FSG ist. „Die Lehrer gingen meist auf die schlechten Schüler, aber nicht auf die, die richtig gut waren, ein. Die waren dann fertig und haben sich gelangweilt“, berichtete ein Kind, wie der Alltag in der Grundschule oft aussah. „Ich hatte da quasi keine Herausforderung“, sagte ein anderer Schüler. Susanne Eisenmann deutete an, dass dieses Defizit schon erkannt wurde. Man arbeite auch für die Grundschule an entsprechenden Programmen für Begabte, betonte sie.

Die Kultusministerin sicherte darüber hinaus dem Marbacher Bürgermeister Jan Trost zu, ein Thema aufzugreifen, das dem Rathauschef am Herzen liegt: Trost plädierte dafür, dass die anderen Kommunen, aus denen Kinder das FSG besuchen, künftig eine Summe X pro Kopf bezahlen. Momentan werde das FSG als zweitgrößtes Gymnasium in Deutschland alleine von Marbach und dem Land finanziert. Dabei stammten 75 Prozent der Schüler von auswärts.

Doch auch die Gymnasiasten selbst durften ihre Anliegen loswerden. So hatten die Schülersprecher Marlon Hafner, Antonia Ruoff und Ron Schönamsgruber ein Paket an Fragen vorbereitet. Vor allem interessierten sie sich dafür, warum der Bildungsstand in Baden-Württemberg zuletzt zurückgegangen sei – wie eine Studie ergeben hat. „Wir haben ein Qualitätsproblem“, redete Eisenmann nicht lange um den heißen Brei herum. „Es gibt aber nicht die schnelle Lösung“, betonte sie. Es hänge aber wohl damit zusammen, dass die Schülerschaft heterogener werde. Man wolle nun beispielsweise sehr früh wieder stärker Wert auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen legen. Außerdem müssten Eltern die Grundschulempfehlung vorlegen, damit zumindest eine Beratung gewährleistet ist. Die Kinder müssten aber auch differenzierter beschult werden. „Wir machen heute Schule in den Strukturen wie vor 15 oder 20 Jahren.“