Das Tafelmobil bekommt ab Januar Unterstützung. Foto: Archiv (Michael Raubold Photographie)

Die Diakonenstellen werden von 85 wieder auf 100 Prozent angehoben.

Marbach - Vor zehn Jahren stand die evangelische Kirche Marbach im Distrikt Süd kurz vor dem Abgrund, weshalb die Diakonenstelle auf 50 Prozent reduziert wurde. Im Distrikt Marbach Nord lag der Stellenumfang durch die Abgabe des Religionsunterrichts bei knapp 85 Prozent. Nun sollen beide Stellen wieder auf 100 Prozent angehoben werden, jeweils stark 15 Prozent davon allerdings befristet. Das haben die Delegierten bei ihrer Synode am Freitag im Martin-Luther-Haus beschlossen. Die Diakoninnen Carmen Meinhardt-Pfleiderer und Margarethe Herter-Scheck haben damit mehr Zeit, um die Pfarrer ihres Bezirks zu entlasten. Denn deren Aufgaben, sagte Eberhard Schenk, der Vorsitzende des Gemeindediakonatsausschusses, „gehen weit über die Kernaufgaben hinaus, und wir wollen die Härten abfedern“. Auch der seit drei Monaten amtierende Dekan Ekkehard Graf betonte: „Wir wollen möglichst viel Diakoniepower in unsere Gemeinden bekommen.“

Ebenfalls Entlastung bringt FORJU, der Fonds für örtliche Jugendreferenten, der auf der Frühjahrssynode ins Leben gerufen worden ist. „Der Fonds ist die Basis für nachhaltige gute Jugendarbeit mit dauerhaft Angestellten und springt ein, wenn Spenden temporär zurückgehen“, erläuterte Wolfgang Fischer, der Vorsitzende des Evangelischen Jugendwerks/CVJM Marbach. Steinheim sei mit einer 50-Prozent-Stelle eingestiegen, die im Frühjahr aufgestockt werden soll, Marbach und Rielingshausen seien auch drin, hätten aber noch keine passenden Kandidaten für die Stelle, und mit Großbottwar führe man Gespräche. „Die Jugendarbeit wächst hier im Kirchenbezirk, und wir wollen sie tatkräftig mit hauptamtlichen Jugendleitern unterstützen“, so Fischer. Insgesamt wurden fünf 100-Prozent-Stellen geschaffen.

Ab dem 1. Januar wird zudem eine Mitarbeiterin wöchentlich sechs Stunden lang die Diakonin Margarethe Herter-Scheck und viele Ehrenamtliche bei der Betreuung des Tafelmobils unterstützen, das von Auenstein über Beilstein und Oberstenfeld nach Großbottwar fährt und Bedürftige mit preiswerten Lebensmitteln versorgt. „Unsere Ehrenamtlichen werden älter, und die Herausforderungen steigen“, erklärte der Erste Vorsitzende der Bezirkssynode, Reiner Knödler.

Jörg Buchholz von der Kirchlichen Verwaltungsstelle betonte, im Bezirk Marbach seien die Voraussetzungen gut, „auch in den kommenden Jahren unsere Ausgaben bestreiten zu können“, warnte jedoch auch: „Wir haben noch geburtenstarke Jahrgänge, die sehr gut verdienen – in zehn bis 20 Jahren sieht das ganz anders aus. Dieser Realität müssen wir uns stellen.“

Der Pfarrplan 2024 sieht starke Einschnitte vor, was bereits zu Fusionen oder Kooperationsgesprächen im Kirchenbezirk geführt hat. Der Dekan forderte jedoch dazu auf, sich Gedanken darüber zu machen, wie man auch weiterhin in den kleinen Dörfern Präsenz zeigen könnte. „Wollen wir wirklich Gottesdienstorte aufgeben, nur weil wir weniger Pfarrer haben oder wollen wir dort mehr auf Prädikanten setzen?“, warb Ekkehard Graf für die Laienprediger. „Wollen wir uns vom Oberkirchenrat diktieren lassen, wo Gottesdienste stattfinden?“ Jesus habe nicht gesagt, „wo 300 oder 400 in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen“, sondern „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“.