Auf der Rollschuhbahn soll eine Unterkunft für 96 Personen realisiert werden. Foto: Werner Kuhnle

In der Diskussion um ein Flüchtlingsheim auf der Rollschuhbahn kam es zu einer überraschenden Wendung. Die Verwaltung prüft nun, was alternativ Module kosten würden.

Marbach - In der Diskussion um ein Flüchtlingsheim für 96 Personen auf der Rollschuhbahn kam es gestern im Ausschuss für Umwelt und Technik zu einer überraschenden Wendung. Nachdem bislang niemand dagegen Einwände hatte, auf zwei Häuser in massiver Bauweise für rund 3,26 Millionen Euro zu setzen, die perspektivisch zu Sozialwohnungen umgerüstet werden könnten, steht dahinter nun plötzlich ein Fragezeichen. Denn das Gremium beschloss, dass die Verwaltung bis zur Sitzung des Gemeinderats am 23. November in Erfahrung bringen soll, was es alternativ kosten würde, Module zu verwenden.

Der Vorschlag war von Martin Mistele von den Freien Wählern auf den Tisch gebracht worden. Er machte keinen Hehl daraus, dass die Stadt unter Druck stehe, weitere Plätze für Flüchtlinge zu schaffen. Gleichwohl hätte er gerne einen Eindruck davon, wie viel für eine Alternativlösung in einfacherer Bauweise investiert werden müsste und wie die aussehen könnte. Die Frage sei doch, ob man jetzt tatsächlich Nägel mit Köpfen machen soll und zwei Häuser realisiert, die 50 bis 80 Jahre stehen werden – oder nicht vielleicht lieber Container bereitstellt, die man in zehn oder 15 Jahren wieder abräumen kann. Bei der bisher angedachten Lösung schlage man einen Pflock ein, um den herum dann später das ganze Areal geplant werden müsse. Mistele spielte damit darauf an, dass der Hermann-Mayer-Sportplatz und das Hallenbad perspektivisch in Richtung Lauerbäumle verlagert werden sollen – womit die Flächen anderweitig genutzt werden können. „Ich will nicht infrage stellen, dass da für zehn Jahre etwas draufstehen muss“, betonte Mistele. „Aber da steckt ja auch etwas Städtebauliches drin.“

Hendrik Lüdke von Puls riet jedoch davon ab, die Neuankömmlinge in Containern zu beherbergen. „Dann könnte es Konflikte geben unter den Menschen“, meinte er. Stichwort Neidfaktor. Schließlich hätten die anderen Unterkünfte in Marbach ein anderes Niveau. Auch der Bürgermeister Jan Trost hielt nichts davon, Container auf die Rollschuhbahn zu stellen. Die seien womöglich einiges günstiger, könnten aber Streit unter den Bewohnern heraufbeschwören – weil die Verhältnisse beengter und schlechter sind. „Das wäre unter Umständen auch nicht im Sinn der Anwohner und des FC“, erinnerte er daran, dass direkt daneben der Fußballclub seine Vereinsgaststätte betreibt. Der Rathauschef zeigte sich zudem skeptisch, dass sich mit einem Heim in Fertigbauweise die Kosten entscheidend senken lassen. Für die in genau dieser Form geplante Unterkunft in Rielingshausen würden rund 2,6 Millionen Euro fällig. Und dort könnten acht Personen weniger eine Bleibe bekommen. Der Bauamtsleiter Dieter Wanner fragte überdies, ob das Haus so wie jetzt geplant in 15 Jahren ein Problem wäre mit seinem nachhaltigen Ansatz. „Wir könnten in 15 Jahren völlig frei entscheiden“, sagte daraufhin Martin Mistele im Hinblick auf den Vorteil einer eher provisorischen Lösung.

Letztlich konnte sich die Runde dann auf den Vorschlag des Ersten Beigeordneten Gerhard Heim verständigen, der angeregt hatte, sich beim für die Unterkunft in Rielingshausen zuständigen Unternehmen zu erkundigen, was wohl eine Fertigbauweise bei dem Heim in der Kernstadt kosten würde. Dabei enthielt sich lediglich Ernst Morlock der Stimme. Dem SPD-Chef schmeckte nur nicht, dass beide geplanten Gebäude dreigeschossig ausfallen sollen, also auch das zur FC-Klause hingewandte. Morlock wäre es lieber gewesen, wenn man dieses Haus nur mit zwei Etagen konzipiert hätte. Nun müssten die Besucher der Gaststätte von der Terrasse aus auf ein zehn Meter hohes Gebäude blicken. „Die Terrasse bekommt dadurch einen Hinterhofcharakter“, erklärte er. Dieter Wanner betonte jedoch, dass die Leute heute auch keine freie Sicht hätten, sondern auf eine grüne Wand schauten. Die dichte Bepflanzung solle entgegen der seitherigen Planung auch bleiben. Man müsse nicht in den Grünbestand eingreifen, weil man auf die Nebengebäude auf dieser Seite verzichte und stattdessen die Gebäude teilweise unterkellere.