Auch wenn nicht unbedingt im Klassenzimmer gebüffelt wird: Klare Strukturen gibt es in einer Gemeinschaftsschule dennoch. Foto: dpa

Die Gemeinschaftsschule in Marbach gibt es seit zwei Jahren. Das Lernen ohne Noten verläuft maßgeschneidert, berichtet die Schulleiterin Silke Benner.

Marbach - In Marbach sind nach wie vor drei weiterführende Schulen angesiedelt – nachdem die Anne-Frank-Realschule in puncto Gemeinschaftsschule mit der Tobias-Mayer-Werkrealschule keine gemeinsame Sache machen wollte. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium stand ohnehin nie zur Debatte. Man sehe sich aber nicht als Konkurrent zum FSG oder der Realschule, betonte Silke Benner am Montag in der Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands. „Wir sind eine alternative Schulform und vielleicht ein Weg für sehr unterschiedlich begabte Kinder“, erklärte die Rektorin der Gemeinschaftsschule, die vor zwei Jahren neu auf der Karte der Marbacher Bildungslandschaft auftauchte. Was sich seither alles getan hat und wie das System funktioniert, erläuterte Benner der Runde.

Die Rektorin führte aus, dass das Lernen auf jeden Schüler maßgeschneidert sei. Trotzdem gebe man klare Strukturen vor. In welchem Umfang das geschieht, hänge davon ab, wie sehr die Kinder das brauchen. Jeder bekomme vom Lehrer ein Input an Wissen. Zum Beispiel, wie das Dividieren von Brüchen funktioniert. Dazu müssen Aufgaben bearbeitet werden. Die Niveaustufen variieren von Schüler zu Schüler. Der Stoff wird teils individuell, teils in Kooperation mit anderen beackert. „Der Vorteil ist, dass jeder in seinem eigenen Tempo arbeiten kann“, erklärte Silke Benner. Wenn ein Schüler 80 Prozent einer Kompetenz, zum Beispiel beim Bruchrechnen, intus hat, geht es weiter zum nächsten Level. Zum Prinzip gehört auch, dass starke Schüler den schwächeren helfen. Davon profitieren auch diejenigen, die Mathe, Deutsch und Co. schneller kapieren. Man behalte 90 Prozent des Erlernten dadurch, dass man es selbst weitergebe, erklärte Silke Benner. „Deshalb ist die Mischung an Schülern so wichtig“, betonte die Rektorin.

Usus ist an der Gemeinschaftsschule, dass jedes Kind einen eigenen Arbeitsplatz hat, an dem Materialien verstaut sind, aber auch eine Deko hängen kann. Dort müssen die Mädchen und Jungs jedoch nicht stur die Zeit verbringen. Wer nachgewiesen hat, eigenverantwortlich zu lernen, kann auch mal außerhalb des Klassenzimmers pauken. Und wer sich als ganz besonders zuverlässig entpuppt hat, darf theoretisch sogar im Freibad lernen, erklärte Silke Benner. „Das ist ein Belohnungssystem, das sich sehr bewährt hat“, betonte sie.

Noten werden hingegen keine verteilt. Das geschieht erst in den Abschlussklassen. Das heißt aber nicht, dass die Fortschritte der Schüler nicht kontrolliert würden. Die Kinder und Jugendlichen müssen in einem Wochenplan vermerken, was sie in welchem Fach anpacken wollen. Dabei brauche der eine oder andere im übertragenen Sinne auch mal einen Tritt in den Hintern, stellte Benner schmunzelnd fest. „Sonst würden die nichts schaffen“, erläuterte sie. Die Kinder bekommen nach jeder Woche ein Feedback. Aber auch die Eltern erhielten immer eine Rückmeldung, ob ihre Zöglinge das Pensum geleistet haben, sagte Silke Benner. „Die Schüler werden ganz eng begleitet und können nicht nach links oder rechts ausweichen“, fasste sie zusammen.

Silke Benner machte auf Nachfrage des Marbacher Stadtrats Hendrik Lüdke von Puls aber auch keinen Hehl daraus, dass die Schülerzahlen für eine gymnasiale Oberstufe nicht reichen werden. Sie habe aber mit dem FSG-Leiter Christof Martin schon Kontakt aufgenommen. Und der zeige sich offen, die dafür infrage kommenden Schüler dann zu übernehmen. Eine weitere Option sei, später auf ein berufliches Gymnasium zu wechseln. Was die Ausstattung anbelangt, seien keine größeren Investitionen mehr nötig, erklärte sie auf eine Anfrage des Benninger Bürgermeisters Klaus Warthon. „Momentan gibt es auch genügend Räume“, sagte sie. Die Schule benutze aber schon fast jede Besenkammer. „Wir müssen gucken , wie sich das entwickelt.“