Das Fachwerk zur Straßenseite hatte mehr versprochen, als der Rest halten konnte. Deshalb steht nun der Abriss an. Foto: Dominik Thewes

Das Gebäude Holdergasse 34 samt Scheune soll durch einen Neubau ersetzt werden. Eine Sanierung wäre nicht wirtschaftlich.

Marbach - Der Eigentümer habe alles versucht, die Altsubstanz des Gebäudes Mittlere Holdergasse 34 zu erhalten, versichert die beauftragte Architektin Nicole Schmidt. Und das, obwohl ihm schon beim Kauf im Jahr 2012 jeder gesagt habe, dass er das Haus eigentlich nur abreißen könne. Deshalb sei im August 2013 auch eine Baugenehmigung für eine Sanierung erteilt worden, bestätigt der Marbacher Bauamtsleiter Dieter Wanner.

Der neue Besitzer hatte in Eigenleistung zunächst das Fachwerk zur Straßenseite freigelegt. Was dabei zum Vorschein kam, hatte bei ihm und seiner Architektin für Freude und Optimismus gesorgt: Eiche. „Tipptopp erhalten – für so ein ärmliches kleines Haus, das nach dem Stadtbrand erstellt wurde, absolut ungewöhnlich“, betont Nicole Schmidt. Üblicherweise habe man weichere Hölzer wie Fichte oder Forche verwendet. Die Hoffnung sei also groß gewesen, das Haus hinzubekommen. Doch je weiter man vorgedrungen sei, „desto schlimmer ist es geworden“, erinnert sich Nicole Schmidt. Irgendwann habe man dann „einen Schnitt machen müssen, weil die Sanierung wirtschaftlich nicht mehr haltbar war“, so die Architektin. „Nachvollziehbar“, meint auch Dieter Wanner.

Als im Dezember klar war, dass nur noch ein Abbruch des Hauses mit anschließender Scheune in Frage kommt, sei ein Änderungsbaugesuch erstellt worden, berichtet Schmidt. Und mit dem hatte sich der Ausschuss für Umwelt und Technik Anfang dieses Monats zu befassen, wie Wanner erklärt. Allerdings habe dort noch keine Genehmigung erteilt werden können, denn das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart habe ebenfalls mitzureden. Zwar sei das Gebäude selbst „eigentlich nicht schützenswert“, aber da die Marbacher Altstadt als Ensemble komplett unter Denkmalschutz stehe, müsse jede Baugenehmigung auch unter diesen Gesichtspunkten beurteilt werden, erklärt Wanner. Eine gemeinsame Begehung des Objekts habe bereits stattgefunden, sagt der Bauamtsleiter. Am Mittwoch kommt Karsten Preßler vom Landesamt noch einmal in die Schillerstadt, um die endgültigen Auflagen zu bestimmen.

Optisch werde sich der Neubau in die Umgebung der Holdergasse einfügen, verspricht die Architektin. „Die Fensterformate bleiben im Großen und Ganzen erhalten“, nennt sie ein Beispiel. Die Fenster müssten aus Holz und nicht aus Kunststoff sein. Auch die Dachziegel würden vorgeschrieben. Insgesamt werde das Haus künftig rund einen Meter höher, das linke Nachbargebäude jedoch nicht überragen, betont Schmidt. Die Aufstockung hänge damit zusammen, dass man sich bei einem ganz neuen Gebäude natürlich nicht mehr mit einer Deckenhöhe von 2,20 Meter in den Räumen abfinden wolle. Und statt im Eingangsbereich wie bisher zwei Stufen nach unten gehen zu müssen, werde dieser künftig ebenerdig gestaltet. Die Größenverhältnisse zwischen Haupt- und Nebengebäude blieben jedoch erhalten.

Was ebenfalls unbedingt erhalten werden soll: der Gewölbekeller. „Den haben wir so abgestützt, dass er wohl selbst einem Erdbeben standhalten würde“, sagt Schmidt lachend. Wenn alles klappt, soll der Abriss noch vor dem Holdergassenfest im September über die Bühne gehen. Der Neubau in Holzständerbauweise könnte dann eventuell noch vor dem Winter „dicht sein“, hofft Schmidt. Der Eigentümer wolle mit seiner Familie das Haus selbst nutzen.