Der steile Hang an der Stadtmauer ist schwer zu bearbeiten. Foto: Oliver von Schaewen

Die Stadt sichert mit der Abholzung den Verkehr. Eine Woche später wird auch im Eichgraben gearbeitet.

Marbach - Mit gerunzelter Stirn blickt Roland Kübler, Grünplaner der Stadt Marbach, in die Krone eines Baumes. „Dieser Esche fehlt die feine Verzweigung“, erklärt er. „Die ist bestimmt schon seit zwei, drei Jahren kaputt.“ Efeu rankt sich an den Stämmen vieler Bäume an der Stadtmauer empor. Doch schon bald wird von all dem nicht mehr viel übrig bleiben. Einige Stämme liegen bereits abholfertig an der Bottwartalstraße auf einem Lastwagen bereit.

Die Stadt Marbach reagiert mit der Abholzaktion auf das Eschentriebsterben. Die Krankheit hat den Bäumen in den vergangenen Jahren immer stärker zugesetzt. In dieser Woche saniert die Firma Wildermuth aus Althütte den kompletten Bereich an der Stadtmauer oberhalb der Lederfabrik Oehler. Eine Woche später ist der Eichgraben dran. „Wir haben extra die Faschingsferien gewählt“, erklärt der Bauamtsleiter Dieter Wanner, der die Bevölkerung um Verständnis für die Vollsperrung der Straße und den Baumverlust bittet: „Wir müssen unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen.“

Spätestens seit im vorigen März eine 15  Meter hohe Esche auf das Karussell eines Spielplatzes im Eichgraben krachte, sind den Verantwortlichen die Risiken des Baumsterbens bewusst geworden. Auch an der Stadtmauer stehen besonders Eschen und Robinien locker. „Ein Baum ist bereits auf das Dach der Firma Oehler gefallen“, weiß Roland Kübler, der jetzt den gesamten Bereich von Wackelkandidaten befreien lässt. Besonders hin zur Felskante am Haspelturm stehen Bäume schief. „Wir werden hier Baumkletterer einsetzen – sie werden von Kollegen gesichert und tragen eine Esche von der Krone an Stück für Stück ab.“

Diese Salami-Taktik kam am Montag noch nicht zum Einsatz. Stattdessen schnappten sich die Arbeiter aus Althütte mit einem Kran frisch gefällte Bäume und hievten sie an einer Kette hinunter zum Wagen. „Es ist für uns schwer, am Hang zu arbeiten“, sagt einer der Arbeiter. Doch am Nachmittag haben sich die Reihen schon merklich gelichtet.

Im Eichgraben wird nach Auskunft von Bauamtsleiter Dieter Wanner zunächst nur ein Streifen an der Straße abgeholzt. „Es wird aber weitere Veränderungen geben.“ Wie weit die gehen, darauf hat der Naturschutzbunds (Nabu) Marbach ein Auge. „Wir hoffen, dass tatsächlich nur jene Eschen entfernt werden, die den Menschen, die Wege und Straße benutzen, gefährlich werden können“, teilt der Vorsitzende Klaus Ruge mit. Er vertraue auf die Umsicht der Verantwortlichen, dass „unschuldige Bäume“ stehen bleiben. Er hoffe auch, dass – quasi als Ausgleich – umliegende Obstwiesen für Grauspecht, Wendehals und Pirol erhalten bleiben.