Papst Alexander I. und Maria sind auf einem guten Weg. Foto: Oliver von Schaewen

Die letzten beiden der fünf Heiligenfiguren für die Stadtkirche werden derzeit angefertigt. Die Gottesmutter Maria und Papst Alexander I. kehren bald heim.

Marbach - Staunend steht die kleine Besucherschar aus Marbach in dem Atelier. Die gipsweiße Maria mit dem Jesuskind im Arm zieht die Blicke auf sich. „Wie haben Sie gewusst, wie ein Baby auf dem Arm gehalten wird?“, möchte Katrin Mistele, Zweite Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats, vom Steinmetz Daniel Friedrich wissen. Der schmunzelt: „Ich habe mir alte Baby-Fotos angeschaut.“

Seit Januar arbeitet Friedrich an der Maria. Sie und Papst Alexander sind die beiden letzten Figuren der Marbacher Stadtkirche, die noch an der Außenfassade fehlen. Bereits dort stehen die beiden Heiligen Jakobus und Leonhard. Zu verdanken hat das die evangelische Kirchengemeinde Albrecht Schick. Bei ihm im Wohnzimmer wartet auch die Nummer drei, Wendelin, darauf, wieder an seinen angestammten Platz zurückzukehren (wir berichteten). Von der Maria im Atelier ist Schick beeindruckt: „Das muss ich erst mal verkraften“, sagt er. Denn die Figur wirkt nicht nur wegen ihrer 1,45 Meter stattlicher als die anderen Heiligen, die es auf 1,35  Meter bringen. Die Nachbildung der Figur aus dem Jahr 1515 wirkt fast barock – zumindest erinnert sie an ähnliche Darstellungen.

Schlimm findet das niemand der Besucher. Im Gegenteil. Maria kommt sympathisch rüber. „Vor der Reformation gab es eine Marienverehrung – und davor war die Scholastik: Da hat man Gott nur gedacht: Das war zu verkopft, aber die frommen Seelen brauchten etwas Herzerwärmendes“, erklärt Klaus Dieterle. Der frühere Marbacher und jetzige Urbacher Pfarrer machte einen Schlenker, um in dem Besigheimer Atelier mit dabei sein zu können. Die Protestanten hätten heute keine Probleme, eine Marienstatue aufzustellen. „Wir beten Maria nicht als Gottesmutter an, aber für uns ist sie eine wichtige Glaubenszeugin“, erklärt er den Unterschied zur katholischen Marienverehrung.

Die Rekonstruktion der Maria war schwieriger als die der anderen Figuren. Archivfotografien aus dem Jahr 1905 standen Pate. Die original Sandsteinfigur war vom Zahn der Zeit bis zur Unkenntlichkeit zerfressen. Etwas leichter hatte es Friedrichs Kollege Christian Verhoeven, der den Alexander nachbildet. „Teile des Gesichts und die Falten am Rock waren noch vorhanden“, sagt der Steinmetz. So konnte er den Gesichtsausdruck besonders gut nachbilden. In der Tat wirkt der Heilige, der als Papst im zweiten Jahrhundert als Märtyrer ums Leben kam und als Namensgeber der Marbacher Alexanderkirche dient, wie vom Leben gezeichnet. Besonders die lehrende Hand verlangte von Verhoeven Fingerspitzengefühl. „Man sollte an feinen Stellen nur arbeiten, wenn man konzentriert und fit ist.“ Jetzt geht es an den Übertrag der Gipsfiguren auf Sandstein. Wenn alles gut läuft, könnten die Figuren im September oder Anfang Oktober aufgestellt werden.