Walter Bogner ist im Ruhestand, aber immer noch voll ausgelastet. Foto: Werner Kuhnle

Der langjährige Stadtrat Walter Bogner verfolgt aufmerksam die Lokalpolitik – ohne sich noch einzumischen.

Marbach - Er saß mehr als vier Jahrzehnte für die CDU im Gemeinderat, wurde unter anderem mit der Bürgermedaille und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, ist glücklich mit seiner Frau Waltraud verheiratet – und hat nun auch noch allen Grund, ein gutes Fläschchen Wein aufzumachen: Walter Bogner feiert heute seinen 80. Geburtstag. Eine Marke, die er mit gemischten Gefühlen bewertet. „Man merkt, dass das Leben endlich ist“, sagt er. Zudem wisse man nicht, wie viele Jahre einem noch bleiben. Auf der anderen Seite hat Walter Bogner keinen Grund zu klagen. „Ich bin absolut zufrieden“, sagt er. Es gibt keine großen Ziele, die er verwirklichen will, kein Land, das er unbedingt noch gesehen haben muss. Zuhause und im Kreis seiner Liebsten fühlt er sich pudelwohl. „Ich will das Leben hier gestalten“, betont er.

Diese extreme Verbundenheit mit Marbach ist nicht selbstverständlich und ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren wurde Walter Bogner nämlich 1937 in Schwäbisch Hall. Nur der Liebe wegen verschlug es ihn Anfang der 60er-Jahre in die Schillerstadt. Seine Frau Waltraud ist waschechte Marbacherin, ihr Großvater unterrichtete als Lehrer an der Lateinschule. Die beiden ließen sich in der Goethestraße nieder – wo die tierlieben Eheleute bis heute samt Jagdhund leben. „Am öffentlichen Leben habe ich hier zunächst aber nicht teilgenommen“, erzählt Bogner.

Klick machte es bei ihm in der Hinsicht erst, als das Thema Kinderbetreuung in der Kommune zum Aufreger wurde. Der älteste Sohn Marcus sollte in den Kindergarten. „Es gab aber keine Plätze“, erinnert sich der Jubilar, der Biologie, Chemie sowie Geografie/Geologie studiert hat. Die Idee eines Kinderladens sei aufgekommen, Walter Bogner informierte sich bei einem Treffen – als einziger Mann unter 80 Frauen. Flugs vertraute man ihm die Versammlungsleitung an. Aus all dem ging letztlich der Verein für Vorschulerziehung hervor, dem Bogner vorstand. „Das war damals eine Art Bürgerinitiative“, erinnert er sich. Der Druck auf die Träger der Einrichtungen wuchs, ebenfalls die Idee der Vorschulerziehung aufzugreifen. Die Stadt übernahm schließlich die Verteilung der Plätze, gründete eigene Kindergärten. Und mittendrin in dem ganzen Prozess war Walter Bogner. „So bin ich ins politische Fahrwasser geraten“, erklärt er.

1970 trat er in die CDU ein. Ein Jahr später stand der heute siebenfache Opa, der eines seiner drei Kinder durch einen tragischen Verkehrsunfall verlor, schon auf der Gemeinderatsliste. Bei den Wahlen wähnte er sich als Zugereister chancenlos – doch genügend Bürger gaben ihm ihre Stimme für den Einzug ins Gremium. „Ich verstehe bis heute nicht, warum ich gewählt wurde. Das war eine Sensation“, sagt er. So oder so: Bogner stürzte sich in diese Aufgabe, ab 1984 bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden 2014 sogar als Fraktionssprecher. Am wichtigsten war ihm dabei immer, dass er seine „Heimat mitgestalten konnte“. Denn das war Marbach längst geworden.

Walter Bogner machte sich stets stark dafür, dass der Blick auch nach außen gelenkt und die Flur nicht vergessen wird. Die Biotopvernetzung sei ihm ebenfalls ein großes Anliegen gewesen. Dabei hat er aber nicht ignoriert, dass die Bürger auch Siedlungsfläche benötigen. So wurde beispielsweise der Ortsteil Marbach-Süd in der Zeit Bogners entwickelt. Obwohl der nun 80-Jährige inzwischen nicht mehr im Gemeinderat sitzt, ist er weiter hochinteressiert am Geschehen in Marbach und verfolgt aufmerksam die Zeitung. „Ich habe auch eine Meinung zu den Themen, gebe die aber nur kund, wenn ich gefragt werde“, betont er. Er habe sich strikt vorgenommen, sich nicht mehr aktiv einzumischen und den einstigen Kollegen unaufgefordert irgendwelche Ratschläge zu geben.

Walter Bogner, der erst als Lehrer und später bis zu seinem Ruhestand als Ministerialrat im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gearbeitet hat, fällt auch so die Decke nicht auf den Kopf. Er geht nach wie vor auf die Jagd. Zudem halten ihnen seine Stückle auf Trab. Dazu kommen die Enkelkinder, für die Walter Bogner ebenfalls da ist. „Damit bin ich ausgelastet“, stellt er fest. Wobei: ein bisschen Parteiarbeit betreibt der ehemalige Stadtrat natürlich auch noch. Und zwar als Ehrenvorsitzender der Marbacher CDU.