Marbach möchte im fairen Handel ein Zeichen setzen. Foto: dpa

Kommune bewirbt sich um den Titel „Fairtrade Town“ und rechnet sich gute Chancen für den Zuschlag aus.

Marbach - Nach einer langen Zeit der Vorbereitung und mehreren Diskussionsrunden ist es nun amtlich: Marbach wird sich um den Titel einer Fairtrade Town bewerben. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bei drei Enthaltungen aus den Reihen der Freien Wähler entschieden. Man werde in den nächsten Tagen die erforderlichen Unterlagen einreichen, sagt der Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier auf Nachfrage. Wie lange es dann dauert, bis eine Entscheidung fällt, könne er nicht abschätzen. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir den Titel bekommen“, erklärt Storkenmaier.

Dazu hat er auch allen Grund. Nach menschlichem Ermessen müsste die Kommune eigentlich alle fünf Voraussetzungen erfüllt haben, um sich mit dem Label schmücken zu können. Eine Bedingung, die als letzter Baustein noch fehlte, ist ein offizieller Ratsbeschluss. Schon zuvor waren eine Steuerungsgruppe eingerichtet worden und das Projekt in größerem Umfang von den Medien begleitet worden. Außerdem haben einige Geschäfte und Gastronomen in Marbach Waren aus gerechter Produktion im Sortiment. Das fünfte Kriterium ist, dass Schulen, Vereine und Kirchen mit im Boot sein müssen, indem sie fair gehandelten Kaffee und Co. verwenden. Ein Punkt, der in der Schillerstadt ebenfalls erfüllt wird. Am FSG gibt es sogar eine Fairtrade-AG.

Dass die Stadt nun hinter alle Voraussetzungen ein Häkchen machen kann, um die Riege der Fairtrade-Kommunen zu verstärken, stimmte vor allem Hendrik Lüdke von Puls froh. Seine Gruppierung hatte mit einem entsprechenden Antrag den Ball einst ins Rollen gebracht. Insofern brachte er im Gemeinderat seine Freude zum Ausdruck, dass das Ganze nun ernst wird. „Wichtig ist aber, den Weg dann auch weiterzugehen“, warnte er davor, dass Siegel als Ruhekissen zu betrachten.

Zustimmung gab es auch von der CDU. Die Fraktionsvorsitzende Heike Breitenbücher betonte allerdings, dass das Rad damit nicht neu erfunden wird. In Läden der evangelischen und der katholischen Kirche könne man schon seit Jahren Produkte erwerben, die aus gerechtem Handel stammen. Schüler seien in dem Bereich ebenfalls seit geraumer Zeit engagiert. Wenn die Kampagne nun das Bewusstsein in Marbach für das Thema stärken könne, sei das aber natürlich eine gute Sache und es werde ein Schuh draus. „Es wäre sinnvoll, da einen Knopf dranzumachen“, meinte auch Heinz Reichert von der SPD. Schließlich sei unter der Federführung von Andrea von Smercek, die bei der Stadt das bürgerschaftliche Engagement in die richtigen Bahnen lenkt, in hervorragender Weise alles vorbereitet worden.

Etwas differenzierter beurteilte Dr. Michael Herzog für die Freien Wählern die Lage. „Grundsätzlich stehen wir großen, auch gemeinnützigen Einrichtungen kritisch gegenüber, insbesondere dann, wenn Gelder fließen und man dann keine Kontrolle darüber hat, ob das Geld auch dort ankommt, wo es hin soll“, sagte er. Doch das sei nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen müsse man das enorme Engagement der Bürger, speziell der Jugendlichen, in Marbach sehen. „Sie versuchen, einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Drittweltländern zu leisten“, lobte Michael Herzog. Letzteres überwog schließlich für ihn auch. Folglich stimmte er der Bewerbung um das Siegel zu – in der Hoffnung, dass sich sein Vertrauen in die Fairtrade-Organisation am Ende nicht als naiv erweise.