Paula Haspel (vorne, Vierte von links) hat den Vorlesewettbewerb der Gruppe Nord gewonnen. Foto: Werner Kuhnle

Paula Haspel vom Friedrich-Schiller-Gymnasium darf nun zum Bezirksentscheid nach Esslingen fahren.

Marbach/Ludwigsburg - Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, ich war doch beim Schulwettbewerb nur Zweite!“ Die Augen von Paula Haspel, Sechstklässlerin am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG), strahlen. Gerade eben hat sie den Vorlesewettbewerb der Gruppe Nord des Landkreises Ludwigsburg gewonnen. Dass sie überhaupt als Zweitplatzierte ihrer Schule teilnehmen durfte, liegt an der Größe des FSG: „In der sechsten Klasse sind bei uns mehr als 200 Schüler“, erzählt Paula. Heute und morgen werden die Gewinner der Gruppen Süd und West ermittelt. Für Paula steht aber fest, dass sie zum Bezirksentscheid nach Esslingen fahren darf.

Insgesamt 16 aufgeregte Schülerinnen und Schüler aus Marbach, Steinheim, Großbottwar, Bietigheim-Bissingen, Besigheim, Freiberg und Tamm haben sich am Montagnachmittag im großen Sitzungssaal des Kreishauses versammelt, um ihre Lesekünste vor nicht minder aufgeregten Lehrern, Mitschülern, Freunden, Geschwistern, Großeltern, Lehrern und natürlich der fünfköpfigen Jury unter Beweis zu stellen. Die Leiterin des dreitägigen Vorlesewettbewerbs, Helga Seiter-Neininger von der Kreisjugendpflege, lässt bei der Begrüßung alle nacheinander aufstehen, damit man auch weiß, mit wem man es zu tun hat.

Aus Marbach sind außer Paula Haspel noch Sarah Lehnert, Jorell Theilacker und Niklas Radsack angetreten, aus Großbottwar Mia Bittner, die wegen der alphabetischen Reihenfolge gleich als Erste antreten muss, und aus Steinheim Maike Ferholz. „Ich war total aufgeregt“, sagt diese, nachdem sie drei Minuten lang aus „Die Wahrheit, wie Delly sie sieht“ von Katherine Hannigan vorgelesen hat, und ihr Gesicht ist auch jetzt noch leicht gerötet. Ihren Text hat sie dennoch tadellos gemeistert. „Das ist eines meiner Lieblingsbücher“, verrät sie noch.

Niklas Radsack dagegen musste auf „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ zurückgreifen, weil er aus seinem Lieblingsbuch schon beim Schulwettbewerb an der Erich-Kästner-Realschule vorgelesen hatte und bei der nächsten Stufe weder dasselbe Buch noch dieselbe Reihe gewählt werden darf. Anders als Paula und Maike ist er keine ausgesprochene Leseratte. „Aber wenn ich mal lese, dann sind es schon mal 70 Seiten am Stück“, sagt er. Generell sind nur wenige Jungs vertreten. Lesen scheint nach wie vor eher Mädchensache zu sein. Dabei betont der Landrat Rainer Haas bei seiner Gratulation: „Wer gerne liest, der hat es meistens auch im späteren Leben und im Beruf leichter.“

Am diesjährigen Vorlesewettbewerb haben sich in diesem Schuljahr bundesweit mehr als 600 000 lesebegeisterte Schüler der sechsten Klassen beteiligt, in rund 7200 Schulen wurden im vergangenen Herbst die besten Vorleser gekürt. Im Kreis Ludwigsburg waren es 46 Kinder. Teilnehmen können Schüler aller Schularten, und man kann davon ausgehen: Wer es in eine der weiteren Runden schafft, der kann gut lesen. Von manchem Schüler könnte sich sogar mancher Schauspieler, der sich mit dem Lesen von Hörbüchern ein Zubrot verdient, eine Scheibe abschneiden. Die Jury weiß vorher übrigens nicht, wer von welcher Schule kommt, damit es da keinerlei Beeinflussung gibt, betont Helga Seiter-Neininger.