Fabian Egli bringt ein Ein-Personen-Stück auf die Bühne, das 1927 im Berlin spielt und mit vielen Liedern gespickt ist. Foto: Werner Kuhnle

Fabian Egli bringt ein Ein-Personen-Stück auf die Bühne, das mit vielen Liedern gespickt ist.

Marbach - Bei der Pressekonferenz zu den Marbacher Theaterfestspielen gab Fabian Egli schon einmal eine viel versprechende Kostprobe aus „Heut’ geh’n wir morgen erst ins Bett“. Der Sänger und Darsteller schlüpfte unvermittelt in die Rolle des unbedarften Hans und fing an, einen Chanson zu schmettern. Auch auf dem Wochenmarkt in der Schillerstadt oder bei einem Seniorenmittag in Erdmannhausen legte er schon einen Kurzauftritt mit seiner Bühnen-Figur hin. Natürlich wirbt Fabian Egli bei solchen Gelegenheiten für die Aufführung des Stücks im Schlosskeller am Donnerstag, 5. Juli. Er bekommt dabei aber vor allem Selbstverständlichkeit in seinem Spiel und für seinen Hans. Und die kann nicht schaden. Denn Egli muss mit dieser Figur einen ganzen Abend tragen.

Das ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um ein Ein-Personen-Stück handelt. Den Erzählfluss halten zwar auch andere Charaktere am Laufen. Leibhaftig wird das Publikum aber nur Hans Pfeifer auf der Bühne erleben. Der ist aus dem beschaulichen Umland ins quirlige, spannende Berlin gezogen. Weil das Geschehen in den 20er-Jahren verortet ist, wohnt der Protagonist wie seinerzeit üblich zur Untermiete. Beim Blick aus dem Fenster geschieht es dann: Er erblickt eine junge Frau namens Ruth im Nachbarhaus und ist sofort Hals über Kopf verliebt. An einem Freitag, gleich nach Feierabend reißt er seinen ganzen Mut zusammen und will seine Angebetete zum Bummeln einladen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Es kommt immer etwas dazwischen, das seine Pläne vereitelt.

„Das ist die Ausgangslage“, sagt Fabian Egli, der sich mit der Produktion auf absolutes Neuland wagt. „Das ist das erste Stück, das ich geschrieben habe“, erklärt der Schweizer, der im niederländischen Den Haag lebt. Ansporn dafür war eine Anfrage des Marbacher Festspielintendanten Philipp Wolpert. Um das Portfolio des Theaterspektakels in der Schillerstadt zu vervollständigen, war Wolpert noch auf der Suche nach einem Musikereignis – und rannte mit seinem Anliegen bei Fabian Egli offene Türen ein.

Der studierte Opernsänger und Musicaldarsteller, der Wolpert von einem anderen Projekt kannte, hatte sich ohnehin schon Gedanken um einen abendfüllenden Konzertabend gemacht, bei dem alte Chansons, seine große Leidenschaft, im Zentrum stehen sollten. Egli holte seine Idee aus der Schublade, reicherte sie um die Geschichte rund um Hans Pfeifer an und entwickelte daraus die endgültige Fassung von „Heut’ geh’n wir morgen erst ins Bett“.

Eine der größten Herausforderungen war dabei, die teils populären, teils weniger geläufigen Chansons elegant in die Handlung einzuweben. „Es sollte so sein, dass man nicht darüber stolpert und sich nicht denkt: warum singt er das jetzt?“, erklärt Egli. Eine weitere Schwierigkeit bei der Inszenierung ist für den 37-Jährigen, dass er sein eigener Regisseur ist und somit beim Einstudieren des Stücks nicht permanent ein Feedback bekommt. Damit kann Egli erst bei der Generalprobe rechnen. Die wird er vor dem Ensemble bestreiten, das die anderen Aufführungen der Festspiele stemmt. Welche Pointen besonders zünden und welche eher nicht, dürfte sich aber wohl erst bei der Uraufführung am 5. Juli und bei den fünf weiteren Termine im Schlosskeller zeigen.

Obwohl Fabian Egli dort ein Ein-Personen-Stück an den Start bringt, wird er nicht alleine auf der Bühne agieren. Unterstützung erhält er von dem Pianisten Christoph-Johannes Eichhorn, den er bei seinem Engagement an der Musikalischen Komödie in Leipzig kennen und schätzen gelernt hat. Von ihm begleitet, wird Hans Pfeifer alias Fabian Egli seine Lieder vortragen. Doch nicht nur das. Eichhorn wird auch von Hans Pfeifer angehauen werden, ebenso wie die Hauptfigur das Publikum direkt ansprechen wird. „Das geht im Vaudeville-Theater“, erklärt Fabian Egli. Ein anderes Gimmick ist ein altes Radio, aus dem zur Einstimmung Musik der 20er-Jahre erklingen wird. „Das Radio wird sich zwischendurch auch mehr oder weniger von selbst einschalten, Ansagen machen und das kommentieren, was gerade passiert“, erläutert Fabian Egli. Für Abwechslung sorgt auch, dass es immer wieder an der Tür klingelt.

Abspielen wird sich all das in der Wohnung des Protagonisten, die sich in Charlottenburg in der Fasanenstraße 49 befindet. Hier habe eine Dame tatsächlich einst ein Zimmer vermietet, erzählt Egli. Auch an einen Saul Rudermann, der im Stück als Zimmergenosse von Hans eine Rolle spielt. Der echte Saul Rudermann sei als Jude später von den Nazis ermordet worden, hat Egli recherchiert. Wobei die Gräuel der NS-Zeit bei „Heut’ geh’n wir morgen erst ins Bett“ nicht thematisiert werden. Bewusst ist das Geschehen davor, im Jahr 1927, angesiedelt. „Ich will etwas Menschliches zeigen, einen gewöhnlichen jungen Mann mit seinen alltäglichen Sorgen und Nöten, den alle im Saal irgendwie erkennen werden“, berichtet der Eidgenosse.

Die Theaterfestpiele und die Serie

Das Theaterfestival findet von Donnerstag, 28. Juni, bis Sonntag, 22. Juli, statt. Gespielt wird auf dem Burgplatz und im Schlosskeller. Vier Stücke werden insgesamt gezeigt. Karten gibt es online auf www.reservix.de. Reservix-Vorverkaufsstellen sind in Marbach: Schilleria, Markstraße 15, Beran, Marktstraße 32, und Euli-Service in Rielingshausen. Über die Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal sind auch Pauschalarrangements mit Ticket, Programmheft, Übernachtung und Blick hinter die Kulissen erhältlich. Kontakt unter Telefon 0 71 44 / 10 22 97 und -2 50 oder per E-Mail an touristik@schillerstadt-marbach.de.
In einer achtteiligen Serie führen wir auf die Festspiele hin, stellen Stücke und Protagonisten vor.