Schriftstellerin Maren Gottschalk hat die Ausstellung eröffnet. Foto: Werner Kuhnle

Eine neue Ausstellung im Rathaus widmet sich Sophie Scholl und der „Weißen Rose“.

Marbach - Sophie Scholl, ihr Bruder Hans und Christoph Probst sind am 22. Februar 1943 nach einem Schauprozess in München von den Nationalsozialisten hingerichtet worden. Anlässlich der 75. Jährung, hat der Schillerverein nun eine Ausstellung der „Weißen Rose“, deren Mitglieder die Verurteilten waren, im Rathaus aufgestellt. Die Studentische Initiative (1942-1943) mit christlichen Werten sei bis heute ein Beispiel für bürgerlichen Widerstand und Mut, erklärt Bürgermeister Jan Trost am Mittwoch zum Auftakt der Eröffnung.

„Freiheit“ habe Sophie Scholl auf der Rückseite ihrer Anklageschrift des damaligen Volksgerichtshofs noch geschrieben. Während der Verbreitung des sechsten und letzten Flugblattes seien sie erwischt worden, so Trost. Die jüngsten organisierten Widerständler hatten vergeblich versucht, gegen die „Zerstörung aller materieller und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanz“ Deutschlands durch die Nazis vorzugehen. Maren Gottschalk aus Leverkusen, die seit 20 Jahren über Geschichte, Kultur und Wissenschaft schreibt und spricht, hat ein populäres Mitglied der „Weißen Rose“ näher betrachtet. „Wer war Sophie Scholl und wie wurde sie zur Widerstandskämpferin?“ Das Publikum, in dem auch Altbürgermeister Herbert Pötzsch sitzt, findet Antworten in Auszügen aus Gottschalks letztem Buch „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun. Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl“ (Beltz&Gelberg Verlag).

Scholl wird 1921 als Tochter des Bürgermeisters Robert Scholl in Forchtenberg geboren. Das Naziregime habe die Familie gespalten, so Gottschalk. Contra Hitler seien die Eltern eingestellt gewesen, die fünf Geschwister hätten sich anfangs für die Veränderungen begeistert. „Winter 1935 [...] die 14jährige Sophie Scholl radelt als Jungschaftführerin […] durch Ulm“, liest Gottschalk, anbei auf der Leinwand das strahlende Gesicht Scholls. Die forsche Sophie sei durchaus von fröhlicher Natur gewesen und habe ab 1933 engagiert in der Hitlerjugend mitgemischt. Der Einsatz im Arbeitsdienst sei dann ein Auslöser des Umdenkens gewesen. Später, als Studentin der Biologie und Philosophie in München sei ihr endgültig bewusst geworden, dass sie „in einem Staat rücksichtsloser Knebelung“, so ein Auszug aus dem letzten Flugblatt, lebe. Man erfährt von der Liebe zu Fritz Hartnagel, der als Soldat gedient hat. Ein Konflikt für Sophie, die aus einer gebildeten Familie stammt und Musik sowie französische und englische Literatur liebte. Letztlich verabscheute sie die Verrohung durch das Naziregime. „Die Recherche über die Geschwister war knifflig“ erklärt Gottschalk.

Sophies Schwester Inge habe den Nachlass verwaltet und lediglich Abschriebe der zahlreichen Briefkorrespondenz herausgegeben. Positiv sei hingegen die Begegnung mit Sophies Schwester Elisabeth, die heute in Stuttgart wohnt, gewesen. Sie habe nach dem Krieg Sophies Freund Fritz Hartnagel geheiratet, erfährt man. „Es war ein ganzes Netzwerk“, erklärt die Autorin über die Weiße Rose, die Geschwister Scholl und ihr Freund Probst wären die populärsten. Weitere Mitglieder seien ermordet worden und einige in Gefangenschaft geraten: Alexander Schmorell, Willi Graf oder Hans Conrad Leipelt sind nur einige Namen, die auf den Stellwänden mit schwarz-weiß Fotos und Infoschriften die Geschichte der Gegenbewegung erzählt.

Am Ort der Verhaftung, im Lichthof der Münchner Uni, betreibt der Verein „Weiße Rose Stiftung“ eine Denkstätte und eine Ausstellung. Aus dieser ist die Präsentation im Rathaus entstanden. Zu besichtigen ist sie noch bis zum 19. März.