Marbach rangiert auf der Liste des Eisenbahnbundesamtes auf den hinteren Plätzen. Foto: Patricia Sigerist

Freiberg hat das bekommen, was Marbach für den Kirchenweinberg auch will: eine Schallschutzwand gegen S-Bahn-Lärm. Es gilt offenbar, lautstark aufzumüpfen.

Marbach - Die DB Netz AG betreibt derzeit ein Streckennetz von 33 400 Kilometer Länge. Nächtliche Emissionspegel von mehr als 65 Dezibel treten dabei an rund 12 000 Streckenkilometern auf. Vermutlich gilt das auch für die 700 Meter Gleise, die in Marbach am Kirchenweinberg entlang verlaufen. „Ich setze mich seit Jahren dafür ein, dass diejenigen, die dort wohnen, vor allem nachts mehr Ruhe haben“, sagt Puls-Stadtrat Hendrik Lüdke auf Anfrage unserer Zeitung. Vor allem, wenn am Abend und in der Nacht die Güterzüge verkehrten, sei es dort richtig laut.

Hoffnung schöpft Lüdke aufgrund neuer Nachrichten aus Freiberg (wir berichteten). Dort haben sich die Bundestagsabgeordneten des Landkreises parteiübergreifend für eine Lärmschutzwand im Stadtteil Heutingsheim bis zum Ortsausgang Richtung Eglosheim stark gemacht. Das Erstaunliche: Durch die Intervention der Politiker ist die bislang weit hinten stehende Maßnahme auf der Prioritätenliste des Eisenbahnbundesamtes deutlich nach vorne gerutscht. „Dort wird jetzt eine schallschutztechnische Untersuchung durchgeführt, deren Ergebnis vermutlich nach den Sommerferien vorliegt“, bestätigt jedenfalls ein Sprecher der Bahn.

Damit hat es Freiberg in den Lärmsanierungsplan des Bundesverkehrsministeriums geschafft. Berlin stellt jährlich zusätzlich 120 Millionen Euro für den aktiven Schallschutz, beispielsweise Lärmschutzwände, sowie für passive Maßnahmen, etwa schalldichte Fenster, zur Verfügung. Ein gesetzlicher Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen besteht nämlich laut Aussage der Behörde nur dann, „wenn Schienenwege neu gebaut oder wesentlich geändert werden“.

Das aber ist in Freiberg ebenso wenig der Fall wie in Marbach, kommentiert Hendrik Lüdke den Vorgang. Darum hat er in der Sitzung des Verwaltungsausschusses in der vergangenen Woche darum gebeten, doch ebenfalls in Sachen Lärmschutz nochmals aktiv zu werden. Das ist inzwischen passiert, bestätigt Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Und zwar nicht zum ersten Mal. „Wir haken immer wieder in dieser Sache nach, aber mehr als Kanzleitrost gibt uns die Bahn bislang nicht“, so Seiberling. Dass Klärungsbedarf seitens Bahn und Eisenbahnbundesamtes besteht, steht nun auch für den Marbacher Ordnungsamtsleiter außer Frage. Schließlich wolle man wissen, warum Freiberg in der Prioritätenliste einen solchen Sprung nach vorne gemacht habe.

Eine Antwort auf den konkreten Fall hat auch der Bahnsprecher nicht parat. „Sobald ein Abschnitt vom Eisenbahnbundesamt freigegeben ist, fangen wir an“, sagt er. Um eine Freigabe zu erhalten, müssten die einzelnen Maßnahmen derzeit eine Prioritätenzahl zwischen vier und fünf aufweisen. „Marbach liegt bei 0,815“, bestätigt der Sprecher. Sollte sich also nicht wie in Freiberg doch noch ein bislang ungeahntes Hintertürchen auftun, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Schillerstadt in die momentan 1485 Standorte einreihen kann, die in der Planung, im Bau oder sogar bereits abgeschlossen sind.