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463 Teilnehmer sind bei der diesjährigen Auflage dabei gewesen, die es wieder einmal ordentlich in sich hatte.

Marbach - Der Marbacher Gassenlauf ist etwas ganz Besonderes – und ganz besonders hart. Da sind sich am Samstagmittag bei strahlendem Sonnenschein wieder einmal alle einig auf der Schillerhöhe. Denn was sich anhört wie ein lockerer Trainingslauf, bei dem es mal eben 10,5 Kilometer durch die Schillerstadt geht, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als echte Herausforderung. Schließlich ist Marbach alles andere als eben. Hoch und runter und dazu noch über Pflaster führt der 3,5 Kilometer lange Rundweg von der Schillerhöhe bis in die Altstadt und wieder zurück. Gelaufen werden muss dieser beim Hauptlauf dreimal, beim Entdeckerlauf einmal. Und das hat es wahrlich in sich.

„Das ist kein Lauf, den man einfach mal so mitnehmen kann“, meinte Timo Striegel, der Sieger der Hauptlaufs und trainierter Triathlet im Murrer Team Silla Hopp, schweißgebadet nach seinem Zieleinlauf und hob alleine schon mit dieser Aussage die Härte des Wettbewerbs hervor. „Das Gute ist, dass man sich bergab etwas erholen kann“, erklärte er schmunzelnd, nahm in seiner zweiten Runde aber auch erstmal etwas Tempo raus. „Damit ich in der dritten Runde nochmal Gas geben konnte“, erklärte er. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen. Denn von Beginn an lief er mit großem Vorsprung voran. Am Ende kam er nach 38:43 Minuten ins Ziel und damit fast zwei Minuten vor dem zweitplatzierten Kai Schrödter, der zum ersten Mal beim Marbacher Gassenlauf am Start war. „Ich wohne in Cleebronn. Da muss ich im Training auch immer erstmal den Berg hochlaufen, das war eine gute Vorbereitung“, verriet er lachend.

Gewusst, worauf sie sich eingelassen hat, hat auch Alexandra Olpp, mit 42:34 Minuten vor Betti Wissmeier-Huber (49:22 Minuten) die klare Siegerin bei den Frauen. Wie Timo Striegel legte auch sie am Samstag einen Start-Ziel-Sieg aufs Parkett. „Es war aber schon hart. Den Gassenlauf kann man wirklich nicht mit anderen Läufen vergleichen. Die Strecke ist unrhythmisch. Das macht es schwer“, meinte sie, lobte jedoch die Zuschauer. „Es waren so viele an der Strecke. Sie haben einen wirklich getragen“, meinte sie. Vor allem an der Steigung zum Literaturmuseum hoch hatte sie die meiste Unterstützung gebraucht. Genauso erging es auch der 70-jährigen Gudrun Kurtz, die bereits 174 Marathons und 22 100-Kilometer-Läufe absolviert hat. „Da hinten zieht es sich“, meinte die Frau aus Reutlingen, die schon oft am Start, diesmal aber nur beim Entdeckerlauf dabei war, „da ich ein bissle lädiert bin. Aber Fehlen wollte ich auf keinen Fall“, erklärte sie. Ihr Rezept Jahr für Jahr: „Der Kopf ist bei diesem Lauf die halbe Miete.“ Für Dirk Richter, ebenfalls ein Teilnehmer des Entdeckerlaufs ,war klar: „Aus Jux und Tollerei meldet man sich hier nicht an. Wer sich für drei Runden anmeldet, der weiß, was er sich antut.“ Ihm wären die 10,5 Kilometer zu viel. „Ich bin aber auch nicht so der Läufer. Ich laufe nur einmal im Jahr – und das ist hier“, verriet der Marbacher. Warum? „Es funkt einfach bei den ganzen Zuschauern.“

Werbung für das gleichzeitig stattfindende Holdergassenfest, das dem Gassenlauf wieder einmal eine extra gute Stimmung bescherte, machte sogar noch Felix Dehner während seiner Runden. Mit einem Schild auf dem Rücken wollte er die Zuschauer zu Stand Nummer zwölf und dem veganen Chili locken. „Das ist meine WG, in der ich wohne“, erklärte er. Hieß: Direkt nach dem Lauf ging es weiter zum Helfen und Feiern – und das taten die Sportler nach dem Wettbewerb dann fast alle. Einer übrigens ganz besonders: Henry Hartmann feierte am Samstag nämlich seinen 18. Geburtstag und bekam deshalb vom Gassenlauf-Organisationsteam sogar noch einen Schiller-Secco im Ziel geschenkt.