Beim Urb-Run mussten die Sportler auch durch Hindernisse hindurch. Foto: avanti

Die Kombination mit dem Holdergassenfest hat dem Marbacher Gassenlauf eine besondere Atmosphäre beschert.

Marbach - Der kleine Loris war vermutlich der jüngste Teilnehmer des diesjährigen Marbacher Gassenlaufs. Erst einen Tag zuvor hatte er seinen dritten Geburtstag gefeiert, am Samstag stand er nun an der Startlinie zu Keims-Brezellauf. Und an der Hand seines großen Bruders kam er nach der etwa 350 Meter langen Strecke auch wohlbehalten ins Ziel und wurde von den Zuschauern genauso lautstark bejubelt, wie alle Athleten, die den Lauf beendeten – egal in welcher Klasse.

„Es war einfach toll, ich hatte den kompletten Lauf über ein Grinsen im Gesicht“, schwärmte ein anderer Läufer, der schon ein paar Rennen mehr in seinem Leben absolviert hat als der kleine Loris: Denis Biró, eigentlich Triathlet vom Murrer Team Silla Hopp. Das Grinsen hatte zwei Gründe: Nach der „Spontanheilung“ seines Knies bei der Hatz nach seinem Flugzeug konnte er nun endlich wieder laufen. „Und außerdem war die Stimmung sensationell – vor allem in den Holdergassen. Da merkte man schon etwas die Promille“, fügte Biró an.

Wohlgemerkt die Promille der Zuschauer, nicht der Läufer. Denn bei allem Spaß: Der Gassenlauf ist und bleibt einer der schwersten Läufe der Region. „Nach meiner ersten Teilnahme hatte ich eine Woche Muskelkater. Ich fürchte, das wird auch dieses Mal so sein“, gab Denis Biró zu.

Die Mischung aus der anspruchsvollen Strecke mit dem Höhenunterschied, den engen Gassen und dem Kopfsteinpflaster einerseits, und der tollen Stimmung andererseits macht auch für Organisator Achim Seiter das besondere Flair des Gassenlaufs aus: „Ich war ja die ganze Zeit im Start-Ziel-Bereich und konnte es leider nicht selbst miterleben. Aber was mir von begeisterten Läufern aus den Holdergassen berichtet wurde, da bekomme ich nur von den Erzählungen Gänsehaut“, war auch er begeistert.

Ein dickes Lob hatte Seiter aber nicht nur für die Zuschauer parat, sondern vor allem für die Teilnehmer: „Die Leute sind sehr intelligent gelaufen. Bei manchen hatte ich nach der ersten Runde schon Bedenken, aber die waren dann klug genug, Tempo rauszunehmen. Es gab weniger Aufgaben als im Vorjahr.“ Da war es mit Temperaturen von 30 Grad noch etwas heißer gewesen und rund 25 Starter hatten das Ziel nicht erreicht. Alle kamen aber auch dieses Jahr nicht ins Ziel. So konnte Seiter von einem Urb-Runner berichten, der auf der zweiten Runde die Flinte ins Korn warf, seine Startnummer einem Radfahrer übergab und sie mit den Worten „Richte denen aus, dass ich einfach nicht mehr kann“, ins Ziel bringen ließ. Ob es eventuell auch die Stimmung in den Holdergassen war, die ihn zum vorzeitigen Einstieg ins Feierprogramm animierte, ist nicht bekannt.

Die meisten Urb-Runner bewältigten hingegen die ihnen in den Weg gestellten Hindernisse bis zum Ende. Auch bei der dritten Auflage dieser ganz speziellen Konkurrenz mussten die Starter wieder durch ein Mülltonnen-Labyrinth, über die Fahrradstangen oder durch den Brunnen. Wobei manch gut vorbereiteter Spezialist letzteren einfach mit einem gewagten Sprung trockenen Fußes überquerte. Neu im Hindernis-Programm war der Reifenstapel gleich nach dem Start, der zu einem ersten Stau führte. Was ein klein wenig aber auch am Smart von Organisator Achim Seiter lag. Denn dessen Kleinwagen hatte am Vormittag den Geist aufgegeben und stand nun noch zusätzlich im Weg.

Doch ansonsten blieb Massenandrang auf der Strecke die Ausnahme, schließlich wagten sich insgesamt nur rund 200 Starter an Gassenlauf und Urb-Run, hinzu kamen rund 100 Kinder bei Schüler- und Brezel-Lauf. „Das ist völlig ok. Der Gassenlauf lebt von der Stimmung, nicht von der Masse“, war Achim Seiter mit den Teilnehmerzahlen vollkommen zufrieden. Dass viele Läufer zu „Wiederholungstätern“ werden, zeigte sich übrigens schon bei den Jüngsten: Die meisten Starter zum längeren der beiden Brezelläufe waren schon im Vorjahr dabei. Und bestimmt geht Loris nächstes Jahr auch wieder an den Start. Dann ist er schließlich schon vier!