Auf dieser Trasse soll ein Radweg entstehen. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Radler sollen künftig sicherer an der Landesstraße 1100 bei Marbach unterwegs sein. Deshalb will das Regierungspräsidium von der EnBW Grundstücke kaufen.

Marbach - Die Signale für einen Radweg auf den alten Bahngleisen am Neckarufer bei Marbach stehen auf Grün – jedenfalls von Seiten des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart. „Wir streben an, die Gleise durch einen Radweg zu ersetzen“, teilt der RP-Sprecher Peter Zaar auf Anfrage unserer Zeitung mit. Gleichzeitig weist er auf laufende Gespräche zwischen dem Land und dem Eigentümer der Flächen, der Energie Baden-Württemberg (EnBW), hin. „Wir erhalten seit etwa einem Jahr Signale, dass bei den Grundstücken ein Eigentümerwechsel vorstellbar ist.“

Die EnBW sei nach wie vor an einer Veräußerung der Gleistrassenfläche interessiert und für entsprechende Gespräche bereit, teilte das Unternehmen am Montag mit. Um über eine Kaufpreisfindung eine Aussage treffen zu können, sei es jedoch noch zu früh.

Die Idee, auf den Gleisen einen Radweg zu bauen, datiert aus den 1990er Jahren. Schon damals stellte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in einem Gutachten fest, dass der bestehende relativ schmale Geh- und Radweg an der Landesstraße 1100 zu gefährlich ist. Die Alternative sei der Radweg auf der Bahntrasse, der dann über eine alte Brücke in Richtung Bottwartal auf die andere Seite der L1100 geführt werde. Diese Position vertritt der ADFC nach wie vor.

Zuletzt hatte sich der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Reusch-Frey für das Projekt stark gemacht. Der Sozialdemokrat, selbst begeisterter Pedaleur, hatte im Sommer gemeinsam mit der Marbacher Stadtverwaltung und Lokalpolitikern die Strecke abgefahren. Vor wenigen Tagen erneuerte der Abgeordnete in einem Pressetext seine Forderung nach einer verbesserten Verkehrssituation an der Einmündung zum Gruppenklärwerk Häldenmühle. Dort müssen Fußgänger und Radfahrer mit einer Bedarfsampel den stetig anwachsenden Verkehrsstrom auf der Landesstraße stoppen – was wiederum im Berufsverkehr zu Rückstaus bis zur sogenannten Oehler-Kreuzung führt.

Die Rückendeckung aus dem Landtag ist der Stadt Marbach nur recht. „Da laufen Gespräche“, bestätigt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Die Stadt hatte gehofft, dass die EnBW dem Land die Trasse für den symbolischen Betrag von einem Euro überlässt – doch scheinen sich die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass es um weit mehr als einen Euro geht. Die Beteiligten hüllen sich jedenfalls in Schweigen. Verständlich: Niemand will unter dem Druck der Öffentlichkeit zu finanziellen Zugeständnissen gezwungen werden.

Für die Radfahrer an Neckar, Murr und Bottwar heißt es also Abwarten. Doch ewig will man sich nicht mehr gedulden müssen. Eine baldige Einigung wünscht sich Gerhard Heim: „Für uns wäre der Radweg ganz wichtig: Wir haben auch Schülerströme, die von Murr und dem Bottwartal über den Radweg fließen.“ Wie lange es dann noch nach einem Grundstückskauf dauere, bis dass der Radweg gebaut werde, hänge vom politischen Willen ab. Heim hofft auf die von der Landesregierung forcierten Radwegebau-Programme.