Der Sozialausschuss lässt prüfen, ob am Krankenhaus kurzfristig Kurzzeitpflegeplätze geschaffen werden können. Foto: Archiv (Kuhnle)

Die Kreistags-Fraktionen von CDU, Freien Wählern und FDP fordern, schnell neue Plätze zu schaffen. Dabei denken sie auch an den Standort Marbach.

Marbach - Wenn ältere Menschen zuhause betreut werden, führt das Angehörige oftmals an ihre Belastungsgrenze und manchmal sogar darüber hinaus. Doch eine Auszeit können sie sich in der Regel nur nehmen, wenn Vater oder Mutter zwischenzeitlich in einem Heim versorgt werden. Aber dort einen Kurzzeitpflegeplatz zu ergattern, gleicht häufig einer Glückslotterie. Im ganzen Landkreis Ludwigsburg sind für diesen Zweck lediglich 32 Betten reserviert. Tendenz sogar sinkend. Weitere 239 Plätze können dann gebucht werden, wenn sie nicht schon von Dauergästen belegt sind. Und Letzteres kommt häufig vor. Dieses Manko hat man auch im Kreishaus erkannt, das nun gegensteuern will.

Die Verwaltung hat dem Sozialausschuss unter anderem vorgeschlagen, die Kurzzeitpflegeplätze im stationären Bereich „an wenigen Standorten sowie mit unterschiedlichen Schwerpunkten“ zu bündeln. Den Verantwortlichen schweben dabei drei Einrichtungen mit insgesamt 100 Plätzen vor, die bis 2022 bereitstehen sollen. Die Anbieter sollen einen finanziellen Ausgleich erhalten, wenn die Betten leer bleiben. Außerdem sah der Ansatz vor, 2018 eine Info- und Anlaufstelle zu schaffen, die freie Plätze vermittelt. Doch in diese Planungen grätschten CDU, Freie Wähler und FDP dann mit einem gemeinsamen Antrag hinein, der in der Sitzung des Sozialausschusses im November mehrheitlich beschlossen wurde.

Die drei Fraktionen begrüßen zwar, dass sich die Verwaltung um einen Ausbau der Kurzzeitpflegeangebote bemühen will. Zugleich forderten sie, die Ausweisung neuer Personalstellen für diesen Zweck erst einmal zurückzustellen. „Es bringt nichts, Personal einzustellen, wenn es nichts zu vermitteln gibt. Erst müssen Plätze geschaffen werden“, erklärt die Marbacher CDU-Kreisrätin Heike Breitenbücher. Klar sei, dass es dann aber für nicht belegte Zimmer eine Kompensation geben müsste – wie vom Landkreis angeregt.

Vor diesem Hintergrund wird von den drei Fraktionen angemahnt, in einem ersten Schritt schon im nächsten Jahr 30 zusätzliche Betten bereitzustellen. Im Visier haben Christdemokraten, Freie Wähler und FDP dabei unter anderem das Krankenhaus in der Schillerstadt. „Räume, die schnell umgenutzt werden können, stehen nach unserer Einschätzung kurzfristig in Marbach zur Verfügung, vielleicht sieht die Klinikenverwaltung aber auch an anderen Standorten Möglichkeiten“, heißt es in dem Antrag. Und weiter: „Erfolgversprechende andere Nachnutzungskonzepte für diese Flächen sind uns derzeit jedenfalls nicht bekannt.“ Er wisse auch nicht, ob in Marbach tatsächlich Kapazitäten für so ein Angebot vorhanden seien, räumt der CDU-Fraktionsvorsitzende Manfred Hollenbach ein. Aber genau deshalb solle es überprüft werden, findet der Alt-Bürgermeister von Murr. Die Verwaltung solle sich nach Möglichkeiten umschauen, ergänzt der Marbacher Alt-Schultes Herbert Pötzsch, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt. Und eine Option könnte dabei eben das Marbacher Krankenhaus sein. Wobei man nicht wisse, ob dort tatsächlich Kapazitäten frei sind.

Manfred Hollenbach kann sich sogar vorstellen, dass ans Krankenhaus der Schillerstadt einmal ein Heim angedockt wird, in dem Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze angeboten werden. Bislang sei ja im Grunde nur erkennbar, dass nach dem Ende des klassischen Krankenhauses eine Belegklinik entstehen soll. Insofern könne doch als weiterer Baustein auch so eine Ergänzung um ein Seniorenheim in die Überlegungen miteinbezogen werden. „Wir haben auch kein fertiges Konzept“, stellt Manfred Hollenbach klar. Er glaubt aber, dass die Lösung für das Problem eher in einem Mix aus Kurz- und Dauerpflegeplätzen besteht als in Häusern, in denen ausschließlich tage- oder wochenweise Betten vergeben werden. Wir sind aber keine Experten“, räumt er ein. Deshalb werde der Landkreis auch gebeten, auf einer breiten Basis mit Leuten vom Fach ein Konzept zu entwickeln, wie der Bedarf mittel- bis langfristig gedeckt werden kann. Wichtig sei allerdings, schon für 2018 im Haushaltsplan 100 000 Euro einzustellen, um auf entsprechende Ideen reagieren zu können.

Man werde jetzt mit allen Pflegeheimträgern des Landkreises ins Gespräch gehen und „mit ihnen Versorgungsangebote und Standorte ausloten“, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Kreishauses, auf Nachfrage. Es sei auch denkbar, eine Kurzzeitpflege-Einrichtung in der Nähe eines Krankenhauses anzusiedeln. „Dies ist bereits ein Bestandteil der Überlegung unserer Kliniken gGmbH“, betont er. Allerdings gebe es aktuell „nach unserer Erkenntnis keine freien Immobilien im Landkreis, die unmittelbar als Pflegeeinrichtung genutzt werden können“ – womit auch das Krankenhaus in Marbach für eine kurzfristige Lösung nicht infragekommt.

Andreas Fritz weist außerdem darauf hin, dass es bei den Kurzzeitpflegeplätzen auf einen guten Mix ankomme. Deshalb sollten die entsprechenden Angebote zum einen an Häuser mit Dauerplätzen angedockt werden, aber auch in solitärer Form vorhanden sein. So könne man den unterschiedlichen Bedürfnissen am besten gerecht werden. „Da diese Einrichtungen neu geschaffen werden müssen, wäre die Standortwahl noch offen“, erklärt Andreas Fritz. Hierbei sei jedoch auch Marbach eine Option.