Die Künstler arbeiten meist nachts. Foto: Dominik Thewes

Große Teile der Arbeit in der Bahnhofsunterführung sind fertig. Die Künstler Felix und Manuel Seiter treiben ihr Projekt meistens nachts voran.

Marbach - Eine Frau durchquert die Marbacher Bahnhofsunterführung und ruft laut: „Das ist super, was ihr hier macht. Ich würde euch auch gerne engagieren. Doch vermutlich seid ihr zu teuer.“ Manuel und Felix Seiter freuen sich über die kurze Begegnung, die sie so oder ähnlich dieser Tage öfter erleben. Das Marbacher Künstlerduo ist derzeit dabei, die eher triste Unterführung mit vier großflächigen Kunstwerken zum Hingucker zu verwandeln (wir berichteten). Die vier Wände sind dem Thema Schiller, Tobias Mayer, Altstadt und Bahn gewidmet.

Wann immer sich Kunst in den öffentlichen Raum begibt, ist schwer vorhersehbar, was passieren wird. „Gleich zu Beginn unserer Arbeit am Dienstag hat mir ein kleiner Junge einen Euro geschenkt“, sagt Felix Seiter mit einem Lachen. Und sein Bruder Manuel ist noch immer verblüfft über einen „Blumenstrauß, der auf einem Stuhl lag, als ich aus der Pause zurückkam“. Was die beiden aber vor allem freut: Die durchweg positiven Rückmeldungen kommen von jung und alt gleichermaßen, womit die beiden den Zeitgeist wohl getroffen haben.

Gearbeitet wird an dem Kunstwerk „meistens nachts“, wie Felix Seiter berichtet, „um der Rush-Hour zu entgehen“. In typischer Seiter-Manier werden die Bilder – in gedeckten Farben gehalten – in mehreren Schichten aufgetragen. Schiller und der „Entenmörder“ sind schon deutlich zu erkennen. Auch, wenn Felix Seiter sagt, „dass hier und da immer wieder drübergegangen wird“. Es sei schwer auseinanderzuhalten, welche Teile eines Bildes seinen Pinselstrich tragen und wo sein Bruder gearbeitet hat.

Die Wand, die später Tobias Mayer als zweiten großen Sohn der Stadt thematisieren wird, besteht derzeit nur aus hellen und dunklen Flecken „aus Fassadenfarbe“, wie Manuel Seiter erklärt. Unter den unterschiedlichen Grauabstufungen, die das Künsterduo hat mischen lassen, befindet sich auch der Grundton der Wand, so „können wir dort etwas abdecken, wo wir zuviel aufgetragen haben“, scherzt Manuel Seiter.

Die Sorge vieler Passanten, die Kunstwerke könnten übersprüht werden, teilen die beiden Künstler indes nicht. „Ich gehe davon aus, dass man unsere Arbeit respektiert“, sagt Felix Seiter. Dennoch ist vorgesehen, die fertige Arbeit mit einer Anti-Graffiti-Beschichtung zu schützen.

Überzeugt von der Qualität des Kunstwerkes zeigen sich auch Bürgermeister Jan Trost und Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier, die gestern zur Besichtigung an den Bahnhof gekommen sind. „Irgendwo ist bestimmt noch ein Platz, für das Logo des Stadtmarketingvereins“, war Thomas Storkenmaier zu Scherzen aufgelegt. Der ernste Hintergrund: Der Verein steuert 3000 der insgesamt 8300 Euro für das Projekt bei. Die restlichen 5300 Euro werden von der Stadt finanziert.