Tobais Sailer (Mitte) zeigt dem Bürgermeister Jan Trost (links) und dem Ersten Beigeordneten Gerhard Heim, welche Stecker beim Laden benötigt werden. Foto: Werner Kuhnle

Die Marbacher Räte votieren zwar für die Station, haben aber noch keinen Standort beschlossen. Dieser soll mit dem Parkkonzept ermittelt werden.

Marbach - Wem mit einem Elektroauto der Saft ausgeht, wenn er gerade durch Marbach kurvt, hat schlechte Karten. Eine öffentliche Ladestation ist hier Fehlanzeige. Das dürfte sich bald ändern. Der Verwaltungsausschuss hat gestern grundsätzlich beschlossen, eine Strom-Zapfsäule aufstellen zu lassen. Daran könnten zwei Autos angeschlossen werden. Den Standort ließ die Runde bewusst noch offen. Auf Vorschlag des Freien Wählers Dr. Michael Herzog wartet man ab, bis das neue Parkierungskonzept steht. In dem Rahmen soll eine geeignete Stelle auserkoren werden. Außerdem sieht man keinerlei Zeitdruck und will deshalb abwarten, bis Fördergelder für solche Projekte fließen. Und das werde voraussichtlich erst vom 1. Januar 2017 an der Fall sein, wie der Erste Beigeordnete Gerhard Heim erklärte.

Das bestätigte Tobias Sailer von der EnBW, der dem Gremium zudem erklärte, wie man das Vorhaben anpacken könnte. Der Bund wolle pro Ladepunkt 3000 Euro, aber maximal 60 Prozent der Kosten übernehmen, sagte Sailer. Der Experte rechnet damit, dass die Stadt rund 7000 Euro für die Zapfsäulen selbst, 1000 für die Inbetriebnahme und 4000 Euro für den Anschluss in die Hand nehmen muss. An laufenden Kosten müssten 65 Euro einkalkuliert werden. Doch das Geld könne wieder hereingespielt werden. Die EnBW schütte als Betreiber einen Teil der Einnahmen aus. Bei 25 Ladungen pro Monat komme die Kommune bei null auf null heraus. „Bei häufigeren Ladungen verdienen Sie mehr als die Station kostet“, erklärte er.

Benutzen könne die Anlage im Prinzip jeder. Auch mit Ladekarten der Konkurrenz oder einer App. Man müsse also nicht den Strom bei der EnBW beziehen, betonte Tobias Sailer. Das sei eine andere Baustelle. Wenngleich es mit einer Karte des eigenen Konzerns günstiger werde. Die Aufladezeit spiele ebenfalls eine Rolle, weil die Nutzer nicht permanent die Station blockieren sollen. Aber man könne schon ein bis vier Stunden zu bezahlbaren Preisen verweilen. Wobei in Marbach Wechselstrom-Säulen installiert werden sollen, bei denen das Zapfen länger dauert als beim Gleichstrom, der eher an Autobahnen verwendet werde. Dort wolle man ja Strecke machen und nicht zwei Stunden am Rasthof verweilen.

Dieses Konzept gefiel fast allen Räten. Das Fahren mit einem E-Auto werde attraktiver, wenn die Leute wissen, dass sie unterwegs die Batterie wieder aufladen können, betonte Heike Breitenbücher von der CDU. Zudem schaffe man so einen Anreiz, in der City zu bleiben. „Wir sollten das auf den Weg bringen“, sagte sie – auch wenn als Standort nicht das Parkhaus am Stadtgraben empfohlen werde. Diesen hatte die CDU zunächst bei ihrem Antrag zum Thema Ladestationen ins Auge gefasst, der das Ganze überhaupt erst ins Rollen gebracht hat. Davon rieten Fachleute aber ab und empfahlen, besser erreichbare Parkplätze zu wählen. „Man muss auf das Thema E-Mobilität setzen“, machte sich auch Barbara Eßlinger von den Grünen für die Ladestationen stark. Folgerichtig müsse auch die Infrastruktur bereitgestellt werden. „Ohne Ladestationen sind E-Autos nutzlos“, betonte auch Michael Herzog. Als Standort schwebt ihm das alte Kino vor. Denn bei den bislang angeregten Optionen am Gerberplatz und in der Marktstraße herrsche große Parkplatznot. Heinz Reichert (SPD) gab ebenfalls seinen Segen, wenngleich er sich fragte, ob die Zeit dafür schon reif sei und man tatsächlich auf die rentablen 25 Ladevorgänge kommt.

Gegen das Projekt sprach sich nur Hendrik Lüdke von Puls aus. Denn er zweifelt, dass mit der E-Mobilität derzeit tatsächlich ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Der Ökostrom, der im großen Stromsee mitschwimme, reiche momentan beispielsweise nicht aus, um alle Elektro-Autos zu versorgen. Er glaubt sogar, dass die Atomenergie wieder eine Renaissance erfahren würde, wenn Millionen E-Autos auf den Straßen unterwegs sind.