Ausgaben wie für die Schulausstattung der Kinder gehen für arme Familien oft zu sehr ins Geld. Foto: Archiv (Kuhnle)

Die Stadt hat eine Statistik mit Daten zur Sozialhilfe, aber auch zu Immobilien und Arbeitsmarkt erarbeitet.

Marbach - Die Konjunktur brummt, die Arbeitslosigkeit hat sich auf einem niedrigen Stand eingependelt. Dennoch gibt es weiter viele Familien, die tagtäglich schauen müssen, wie sie über die Runden kommen – auch in Marbach. Das geht aus einer Statistik hervor, die der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling und sein Team nach einem Antrag der Gruppe Puls zusammengestellt und nun im Verwaltungsausschuss präsentiert haben.

Demnach leben in der Schillerstadt rund 800 Kinder in Haushalten, die in irgendeiner Weise Sozialleistungen beziehen. Andreas Seiberling betonte aber, dass diese Zahl mit Vorsicht zu genießen sei, weil das vorliegende Datenmaterial auch auf andere Weise interpretiert werden könnte. „Wir haben die Recherchen dazu noch nicht abschließen können“, stellte der Ordnungsamtsleiter fest. Die Daten müssten erst von der Bundesagentur für Arbeit verifiziert werden. Allem Anschein nach verhalte es sich aber so, dass jedes fünfte Kind in Marbach in einer Familie lebt, die auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, sagte Andreas Seiberling. Mitgezählt wurde dabei jeder bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres, der ohne eigenes Einkommen im Haushalt der Eltern lebt.

Tatsächlich sind die Zahlen aber offenbar doch weniger dramatisch. Das Landratsamt Ludwigsburg kommt nämlich auf ganz andere Werte und teilt auf Nachfrage mit, dass Stand Oktober 2017 von den rund 3000 Kindern in Marbach exakt 265 Sozialleistungen erhalten haben, also etwa jedes elfte. Berücksichtigt wurden dabei allerdings nur Personen zwischen null und 18 Jahren – also nicht wie von der Kommune bis 25 Jahren. „Diese Zahl stimmt hundertprozentig“, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt Marbach, Gerhard Heim, zu den Zahlen des Landratsamts. Die Behörde sitzte ja direkt an der Quelle.

Andreas Seiberling hatte im Ausschuss aber nicht nur Daten zur Kinderarmut im Gepäck, sondern auch zu einigen anderen Bereichen. So lässt sich aus der Statistik herauslesen, dass die Stadt 40 Wohnungen vermietet. Die Bewohner zahlen dabei den für Marbacher Immobilienmarkt-Verhältnisse vergleichsweise günstigen Preis von 6,17 Euro pro Quadratmeter.

Exakt 19 Bürger sind unfreiwillig obdachlos und werden deshalb in einer entsprechenden Unterkunft beherbergt. Dabei handelt es sich um zehn Einzelpersonen, ein Paar sowie zwei Alleinerziehende mit insgesamt fünf Kindern.

Wer sich für Beschäftigten-Daten interessiert, konnte aus der Zusammenstellung auch das eine oder andere interessante Detail herauslesen. Demnach gab es in Marbach zum Stichtag 30. Juni 2016 rund 3500 sozialversicherungspflichtige Jobs und damit etwa 500 mehr als fünf Jahre zuvor. Insgesamt 6497 Personen leben in der Stadt, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Der Großteil von ihnen, nämlich 5502 Männer und Frauen, pendelt über die Gemarkungsgrenze zur Arbeit. Das ist im Vergleich zu 2011 ein Plus von rund 600 Personen.

Weiter zeigte das Zahlenmaterial, das aus unterschiedlichsten Quellen stammt, dass es sich bei stattlichen 62 Prozent der Wohngebäude um Einfamilienhäuser handelt. Überdies wurde ermittelt, dass die Bevölkerungsdichte in Marbach mit 857 Einwohnern pro Quadratkilometer recht hoch ist. Im Landkreis Ludwigsburg leben auf derselben Fläche im Schnitt lediglich 778 Menschen, landesweit sogar nur 305.

Die Werte aus der Statistik bezeichnete Hendrik Lüdke von Puls als „sehr aufschlussreich“. Er plädierte dafür, diese Zahlen alle zwei Jahre zu präsentieren. Das konnte Barbara Eßlinger von den Grünen nur unterstreichen. „Daraus kann man viel ableiten“, erklärte sie. „Wir sind da sehr großzügig mit der Aufgabenverteilung“, trat Dr. Michael Herzog von den Freien Wähler sogleich auf die Bremse. Welcher Aufwand denn dahinterstecke, wollte er von der Verwaltung wissen. „Eine Person war damit gut eine Woche beschäftigt“, erklärte Andreas Seiberling.