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Die Get Shorties Lesebühne hat am Freitag live und Open Air ein Gastspiel gegeben. Die Texte sind pikant und facettenreich.

Marbach - Ingo Klopfer, der Kopf und Ideengeber der Get Shorties Lesebühne beschreibt es selbst als „literarische Subkultur vom Feinsten“, wenn wortgewaltige Gedanken einzelner Autoren durch die Luft schwirren und so zur kessen Unterhaltung der Zuhörer beitragen. Am Freitagabend waren es Idealbedingungen, die die amüsante Freiluftveranstaltung auf dem Burgplatz zu einem saisonalen Leckerbissen werden ließen. Das Sommer-de-luxe-Ambiente mit Wohlfühl-Temperaturen bis zum späten Abend zog deshalb gemeinsam mit sechs lesenden Autoren und leichtfüßig interpretierten französischen Chansons zahlreiche Gäste an. Ohne Eintritt zahlen zu müssen konnten die Besucher dem literarischen Ereignis, das Kurzgeschichten jeglicher Couleur ein zwangloses Forum bietet, auch ganz spontan beiwohnen. Dies ermöglicht die Finanzierung durch das Kulturamt der Stadt Marbach.

Ein bunter Mix an Gedanken, Erlebnissen und Emotionen, die literarisch verarbeitet, etwa das aggressiv aufpolierte Unverständnis für sogenannte SUVs skurril markierten, bot den Zuhörern eine facettenreiche Gelegenheit zum Schmunzeln, Nachdenken, Wiedererkennen oder auch zum Kopfschütteln.

Als musikalischer Begleiter des literarischen Spektakels stellte das Ensemble „Les Braves Cons“ Stimme und Gitarre zur Verfügung. Übersetzt heißt der Titel „Die tapferen Trottel“. Dem jedoch dürfte niemand zugestimmt haben, als Sänger Markus Hallstein, meist melancholisch weich und in sinnlich betonter Weise, die Gedanken französischer Chansonniers und Dichter, wie etwa Georges Brassens oder Claude Nougaro interpretierte.

Die an dem Abend von üblicherweise vier auf zwei reduzierte Band kleidete die Abfolge witziger, satirischer oder auch nachdenklich stimmender Kurzgeschichten in einen stimmungsvollen Rahmen. Dieser wurde im Verlauf des allmählich dunkelnden Abends durch flackernde Lichttüten auf den Tischen noch verstärkt.

Einer Katharsis gleich zeigte sich manches Arbeiten mit der Kurzgeschichte. Jole Wagner beispielsweise verarbeitete das berühmt-berüchtigte „Erste Mal“ auf sehr eingehende und dabei auch augenzwinkernde Art. Volker Schwarz war der Auftakt für die diesjährige Lesebühne zugedacht, die rund fünf Mal jährlich im Café Provinz stattfindet und zum vierten Mal auf dem Burgplatz über die Bühne ging. Schwarz eröffnete die Best-of-Auswahl der Shortstorys mit einem pikant-frechen Text, der die Wiederbelebung einer Freundschaft zwischen drei jungen Männern zum Inhalt hatte. Der „gehörnte Stoßtrupp“ nämlich hatte unwissend und gleichzeitig ein sexuelles Verhältnis zu ein und derselben Kommilitonin. Mit kreativen Wortkonstruktionen und pfiffigen Neudefinitionen für ausgelutschte Alltagsbezeichnungen machte sich neben dem Freiberger Autor Markus Sauermann, der die Zuhörer „über die dunkle Seite der Homöopathie aufklärte“, auch Carolin Hafen als einzige Frau auf den Weg. Sie überzeugte mit ihrer schrägen Beschreibung einer nervigen Nachbarschaftsbeziehung.