Foto: Werner Kuhnle

„Kunst im MZ-Treppenhaus“ geht in die 50. Runde. Ferdinand Sorg stellt Fotos aus.

Marbach - Der Sucher an einer Kamera heißt auf Englisch „viewfinder“ – und genau so heißt auch die neue Ausstellung von „Kunst im MZ-Treppenhaus“. Ferdinand Sorg ist diesmal der Künstler. Und er ist damit Teil eines Jubiläums, denn es ist die 50. Ausstellung im Treppenhaus der Marbacher Zeitung. Dass „so ein Treppenhaus für eine solche Veranstaltung denkbar ungünstig“ ist, wie es der MZ-Geschäftsführer Kai Keller augenzwinkernd ausdrückte, hat dem halben Hundert an Ausstellungen und den dazugehörigen Vernissagen keinen Abbruch getan. „Wir machen das Beste draus“, so Kai Keller. Und ganz ehrlich. Mit einem Gläschen Marbacher Secco in der Hand und auf einem der blauen Sitzkissen auf den Stufen sitzend oder an der Wand lehnend, wird das Ganze doch immer wieder zum Ereignis.

So auch am Samstag wieder bei der Vernissage von „viewfinder“. Musikalisch umrahmt von der Band „Time & Pvlace“, Kumpels von Ferdinand Sorg, kam Kai Keller zum 50. Mal mit einem Foto-Künstler mit Marbach-Bezug ins Gespräch. Im Falle des 23-jährigen Ferdiand Sorg ist es ein waschechter Marbacher, der in der Schillerstadt aufgewachsen ist. Den Heimatbegriff möchte der junge Mann aber gerne weiter fassen. „Ich bin nicht so heimatverliebt“, meinte er. Heimat, das sei für ihn eher Baden-Württemberg.

Im Ländle ist Sorg auch in seinen jungen Jahren schon gut herumgekommen. In Mannheim hat er eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert, hat seine Fachhochschulreife in Stuttgart gemacht, seit drei Wochen studiert er Interaktionsgestaltung in Schwäbisch Gmünd.

Ferdinand Sorg hat aber auch schon einiges von der Welt gesehen – und genau das zeigt er auch in seinen Fotos. So hat er zum Beispiel erst kürzlich den Ostblock bereist: Slowakei, Ungarn, Rumänien und die Ukraine standen auf dem Programm. „Ich wollte mal etwas anderes machen“, sagt der 23-Jährige. „Die Jugendszene und so vieles andere ist dort noch im Umbruch. Während das bei uns alles schon festgefahren ist, fängt es dort erst an.“ Der Weg war sein Ziel, und die enstandenen Fotos sind im Erdgeschoss des Verlagsgebäudes zu sehen – allesamt im quadratischen Format. „Das war eine Challenge für mich“, so Sorg.

Im ersten Stock dann machen die Ausstellungsbesucher ganz schön Strecke: Von Afrika geht es über Indien nach Indonesien. Im vergangenen Sommer war Ferdiand Sorg einfach mal losgereist und insgesamt vier Monate unterwegs. Die Kamera stets dabei, enstanden dabei Fotos von Land und Leuten und ihrem Alltag. Fast alle Bilder haben eine Geschichte, etwa die, als der junge Reisende mit dem Zug fast an der pakistanischen Grenze landete, weil er zu weit gefahren war. Eine Gruppe junger Inder nahm Ferdiand Sorg unter ihre Fittiche und bereitete ihm eine unvergessliche Rückfahrt.

Im zweiten Obergeschoss liegt der Schwerpunkt der Arbeiten mehr auf dem künstlerischen Aspekt. „Da habe ich mich etwas ausgelebt“, so Sorg. Ausschnitt und Perspektive sind hier im Fokus.