Walter Kubach Foto: factum/Granville

Für den Bundestagskandidat der Linken, Walter Kubach, verkörpert das Marbacher Krankenhaus seinen Kampf gegen prekäre Arbeitsverhältnisse und die aktuellen Verhältnisse in der Politik.

Marbach - Fast fühlt es sich wie ein Kurz-Urlaub an, wenn man mit Walter Kubach an einem Campingtisch gemütlich vor dem Marbacher Krankenhaus sitzt. Kalte Getränke, die Blätter der Bäume rauschen im Hintergrund – doch das alles hat für den Bundestagskandidaten der Linken einen ernsten Hintergrund. „Wir treffen uns auf dem Gehweg vor dem Eingang der Klinik“, erklärt der 66-Jährige, „weil ich zum einen hier zur Welt gekommen bin“. Das ist der private Aspekt, zum anderen treffen hier zwei politischen Themen aufeinander, die Walter Kubach sehr am Herzen liegen: Privatisierung und prekäre Arbeit. Beides ist dem Kandidaten ein Dorn im Auge.

„Die Reise nach Präkeristan“, nennt Walter Kubach das – orientiert an dem beliebten Partyspiel. Die Sitzgelegenheiten stehen hier sinnbildlich für Arbeitsplätze. „Allerdings gibt es heute immer weniger Stühle oder sogar halbe Stühle“, erklärt der Kandidat. Das führt dann zu schlechteren Bedingungen für die Arbeiter, „aber die Statistiken sehen gut aus“. Kubach spricht aus Erfahrung – er selbst hatte seine Stelle wegen einer Umstrukturierung verloren.

Damals war er sogar als Betriebsrat tätig und zeitweise ernüchtert von den wenigen Einflussmöglichkeiten der Angestellten: „Wir konnten mitbestimmen, wer gehen muss, aber Kündigungen an sich konnten auch wir nicht verhindern.“ Eine Tatsache, die Walter Kubach und andere Mitglieder der Gewerkschaften nicht hinnehmen wollten. „Und als Linker konnte man auch nicht mehr über die SPD vertreten sein“, erinnert sich Kubach zurück. Die Folge war die Gründung der „Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit“ (WASG) – und aus unter anderem der ging die Linke hervor. „Wir hatten zu Beginn Schwierigkeiten, weil wir stark angefeindet worden sind“, so Kubach. Das gebe es auch heute noch, Teile der SPD würden etwa auch weiterhin eine Koalition ausschließen. Und die Krawalle in Hamburg werfen ebenfalls Schatten.

Dabei geriet Linksextremismus in den Fokus – und auch seine Partei, „obwohl das ja nichts mit uns zu tun hat“, so die Ansicht von Walter Kubach. „Es gibt auch Parteien, wie die MLPD oder die DKP, die links von uns stehen und dabei extreme Positionen vertreten. Straßenkampf dagegen hat aber nichts mit linker Politik zu tun, sondern ist kriminell, und diesen Schuh ziehe ich mir nicht an.“ Umso erfreulicher sei es für ihn, dass vor allem jüngere Wähler der Linken offen begegnen: „Die haben nämlich etwas gegen Rechts.“ Das mache ihm Hoffnung.

Sein Ziel ist es, auch 2017 wieder als die drittstärkste Kraft in den Bundestag nach Berlin einzuziehen. „Auf Umfragen gebe ich aber wenig, die liegen doch oft auch ziemlich daneben und schwanken stark“, erklärt Walter Kubach. „Ich glaube an die Wahlen.“ Daher sei es für ihn schlimm, wenn Bürger erst gar nicht zur Wahlurne gehen würden oder dann sogar ihr Kreuz für die AfD machen. „Der Rechtsruck in unserem Land ist problematisch“, befindet Walter Kubach. Flüchtlinge sind für ihn aber nicht der Kern des Problems.

Die Ursache für die Zustände im Land sei die aktuelle Politik – und der Lobbyismus. Das müsse sich ändern: „Es kann nicht sein, dass die Stimme eines Reichen mehr zählt, als die eines Arbeiters.“ In seinen Augen müsse man abrücken von der Maxime, dass Wettbewerb und Sparsamkeit die oberste Priorität haben: „Eine bedarfsgerechte Versorgung muss etabliert werden.“ Das ziehe sich durch sämtliche Bereiche wie Wohnbau, Infrastruktur und eben auch die medizinische Versorgung – wo sich der Kreis zum Krankenhaus und seinen Wahlkreis schließt: „Im ländlichen Raum gibt es viel zu machen.“