Der Startschuss für den literarischen Spaziergang durch die Schillerstadt fiel am Marbacher Quadranten. Foto: SDMG

Der in Marbach wohnende Schriftsteller Peter Frömmig hat zum Literaturspaziergang eingeladen.

Marbach - Am Donnerstag spazierte Peter Frömmig mit knapp 20 Menschen durch die Stadt. Zwischendurch las der Schriftsteller und Künstler aus der jüngst erschienen Neuauflage „Auf langen Wegen in kleiner Stadt – Etappen und Stationen eines Spaziergangs durch Marbach am Neckar“. Organisiert hat den literarischen Spaziergang die Stadtbücherei.

„Auf dem Bahnsteig stehen eine Menge wartender Leute“, las Frömmig am Rand des Marbacher Quadranten direkt am Bahnhof. Die Gruppe, die sich dort zum Ausgang versammelt hatte, hätte meinen können, es sei eine Momentaufnahme. Auch als er weiter vortrug, von einem Gast, den er erwarte und der wohl noch in der verspäteten S-Bahn sitze. Dem fiktiven Gast im Buch zeigt er Marbach durch seine Sinne erlebt, ebenso wie der Gruppe, die ein Stück durch den Park in Richtung der Alexanderkirche marschierte, wobei er zu Anfang feststellte, dass dies eine einmalige Veranstaltung sei.

Wenn ein Schriftsteller wie Frömmig seit über 20 Jahren in Marbach lebt und arbeitet, ist es spannend, wie sich seine Eindrücke in einem literarischen Werk verdichtet haben. Frömmig wurde 1946 in Eilenburg an der Mulde geboren und hat zahlreiche Bücher, wie etwa „Am Leben sein. Gedichte und Collagen“ publiziert. Sein Schauspiel „Ein Strich auf der Mitte der Brücke“ wurde 2010 im Studio Theater Stuttgart uraufgeführt. „Auf langen Wegen in kleiner Stadt“ brachte der Marbacher Verleger Lorenz Obleser 2011 das erste Mal heraus. In diesem Jahr edierte der Publizist Klaus Isele den Text neu.

Natürlich beschreibt der Autor nicht nur einen geografischen Kurs. Er sinniert über Zeitgenossen, die Marbach berührten. „Für eine kleine Stadt ist es eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Persönlichkeiten des literarischen Lebens der frühen Bundesrepublik, die hier begraben liegen“, trug er über den Friedhof vor. Ein Beispiel: Ludwig Greve. In dessen zitiertem Gedicht „Marbach, am Bahndamm“ wird explizit die Strecke behandelt, die die Gruppe um Frömmig erlebte. Frömmig las vom typisch erdigen „Duft“ der Schrebergärten und den Bahngeräuschen auf dem Arbeitsweg. Beim Halt an der Alexanderkirche erlebten die Teilnehmer den beschriebenen Blick über die Altstadt. Anschließend pilgerte die Truppe zur Stadtbibliothek, wo es weitere Bruchstücke aus Frömmigs Buch in leiser melancholischer Erzählart zu hören gab. Immer wieder nickten die Zuhörer, wenn sie die Schauplätzen der Altstadt oder Zeitgenossen, wie die „wilde Hilde“, erkannten.