Katrin Schöneck ist die einzige aktive Frau in der Oberstenfelder Wehr. Foto: Feuerwehr

Die weiblichen Aktiven bilden einen Anteil von nur vier Prozent – das ist aus Sicht des Landratsamtes Ludwigsburg eine zu niedrige Quote.

Marbach - Als einzige Frau rückt Katrin Schöneck in Oberstenfeld mit aus, wenn es brennt. „Man darf nicht schüchtern sein – die Männer ärgern einen am Anfang ganz schön“, erzählt die 19-Jährige, die seit zwei Jahren ehrenamtlich dient. Flachserei gehöre eben zum Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr dazu. Und: „Die Kollegen nehmen Rücksicht, wenn schwere Geräte geschleppt werden müssen.“

Frauen sind bei den Freiwilligen Feuerwehren zwischen Marbach und Beilstein immer noch stark in der Minderheit. Katrin Schöneck sieht sich als Frau 73 Männern gegenüber. Die Tierpflegerin stieß vor zwei Jahren als Quereinsteigerin dazu. Warum sie sich das gibt? „Ich möchte Leben retten“, sagt sie. Viele Frauen hätten wahrscheinlich einfach zu viel Angst – wenn es etwa darum gehe, in ein brennendes Haus zu gehen. Sie selbst müsse einige Zeit aufbringen, um sich in Übungen und Schulungen auf solche Einsätze vorzubereiten. „Ich sehe die Feuerwehr nicht als Hobby, sondern als zweite Berufung“, sagt sie. Schließlich stehe sie an 365  Tagen im Jahr bereit, um auszurücken. „Meine Familie hat ganz schön geschluckt, als ich es tat, weil ich die einzige von uns war“, erzählt die Feuerwehrfrau. Viele ihrer Freunde machten ebenfalls bei den Floriansjüngern mit. Wie die Wehr für Frauen attraktiver werden könnte? „Sie sollten einfach kommen und es sich anschauen“, rät die Lebensretterin.

Mehr Frauen in der Feuerwehr hätte auch Jürgen Beck, Kommandant in Oberstenfeld, gerne. Doch kennt er die sozialen Probleme: „Welche Frau ist tagsüber noch daheim?“, fragt er sich angesichts steigender weiblicher Berufstätigkeit und vollen Kindertagesstätten. Dabei hätten Frauen durchaus das Zeug zum Dienst: „Es gibt bei uns auch Männer, die körperlich nicht so stark gebaut sind.“ Es komme gerade zu Beginn eines Löscheinsatzes darauf an, viele helfende Hände dabei zu haben. Leider gebe es immer noch viele Vorurteile unter den Männern in der Wehr.

Von den Vorurteilen weiß auch Wilfried Pribil ein Lied zu singen. Der hauptberufliche Techniker bei der Marbacher Feuerwehr kennt das allerdings aus den 80er-Jahren: „Das hat bei einigen nicht ins Weltbild gepasst.“ Inzwischen gibt es immerhin neun Frauen, die mit den 75 Männern zusammenarbeiten. Und in Affalterbach fährt mit Sandra Rössle die einzige Frau unter 50 Floriansjüngern den Löschwagen. „Das macht gerade das Team aus, dass nicht jeder alles können muss“, sagt der Kommandant Sascha Hänig, der an Rössle auch schätzt, dass sie sich um die Jugendfeuerwehr kümmert.

Der Frauenanteil bei den Feuerwehren im Landkreis Ludwigsburg beträgt nur rund vier Prozent, teilt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamtes, mit. Eine höhere Quote, fürs Erste mindestens im zweistelligen Bereich, sei erstrebenswert. „Insoweit sind wir mit dem Frauenanteil nicht zufrieden.“ Frauen seien eine Bereicherung in der Feuerwehr und für den Einsatz ebenso geeignet wie Männer. Der Mädchenanteil bei den Jugendfeuerwehren liege bei 25 Prozent. Durch den kontinuierlichen Umbau der Gerätehäuser stünden mittlerweile in fast allen Kommunen getrennte Umkleidemöglichkeiten und Sanitäreinrichtungen zur Verfügung.