Eine vergreiste Baum Foto: Nabu

Der Naturschutzbund in Marbach schlägt Alarm: Immer mehr Obstbäume werden nicht beschnitten und vergreisen. Der Nabu lädt zum Schnupperschnitt ein.

Marbach - Die Welt der Wiesen rund um Marbach ist längst nicht mehr in Ordnung. Immer mehr Bäume auf den Streuobstwiesen vergreisen. Damit ist gemeint, dass sich niemand mehr darum kümmert, die Obstbäume im Winter zu beschneiden. „Die Bäume müssen aber beschnitten werden“, sagt Klaus Ruge, Vorsitzender des Marbacher Naturschutzbundes (Nabu). „Die jungen, damit sie eine gute Krone bilden, die alten, damit sie jung bleiben.“ Werden Bäume nicht gepflegt, sterben sie laut Ruge in absehbarer Zeit ab.

Der Marbacher Nabu reagiert mit seiner Initiative auf eine Entwicklung, die den Naturschützern schon länger die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Denn viele Besitzer von Streuobstwiesen sind selbst in die Jahre gekommen – nicht wenigen von ihnen fehlt es an körperlicher Fitness, sich dem Obstbaumschnitt zu widmen. „Wir möchten auf lange Sicht mehr Aktive gewinnen und deshalb auch den Wert der ehrenamtlichen Arbeit neu in Erinnerung rufen“, sagt Klaus Ruge. Der Nabu-Ortsverband kümmere sich derzeit um vier Grundstücke in der Nähe von Marbach.. „Wer bei uns einfach mal schnuppern will, ist herzlich willkommen“, sagt Ruge. Hecken dürften nur noch bis zum 1. März beschnitten werden, so der Vorsitzende. Zu Demozwecken wolle man Bäume beschneiden. Interessierte könnten nach dem Schnuppern dann im nächsten Jahr einen richtigen Schnittkurs besuchen.

Das Treffen am Samstag, 21. März, um 16  Uhr am Erdmannhäuser Schützenhaus ist insbesondere für Familien mit Kindern interessant. Der Nachwuchs könne zum Beispiel mithelfen, das Schnittgut zur Sammelstelle zu ziehen. Ruge: „Wir möchten das Bewusstsein fördern, dass der Erhalt von Obstwiesen auch dazu dient, dass Vögel und andere Tiere Lebensräume finden.“

Ob sich auf lange Sicht ein Kreis Ehrenamtlicher bildet, der Obstbäume rund um Marbach schneidet, müsse man sehen, sagt der Nabu-Vorsitzende. Der Ortsverband habe die Patenschaft über einige Grundstücke der Stadt Marbach übernommen, um dort ein Zeichen zu setzen. Das Stückle als Ausgleich für das Baugebiet Kirchenweinberg habe etwa zehn- bis zwölfjährige Bäume. „Diese Bäume sind noch relativ jung und müssen dringend erzogen werden“, berichtet Ruge. Viel mehr Sorge und Mühe machen aus seiner Sicht die alten Bäume. Deren vergreiste Äste werden abgesägt. Das reize den Baum, neue Triebe zu bilden. „Im April und Mai sind die Wiesen ein wahrer Blütenrausch“, wirbt der Umweltschützer dafür, die Schönheit der Landschaft zu erhalten, auch wenn es dort jetzt noch kahl aussehe. Selbst morsche Bäume sollten nicht abgesägt werden, könnten dort doch Spechte und andere Tiere Höhlen bauen.