Der Gemeinderat spricht sich nach einer emotionalen Diskussion für eine Erweiterung aus. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Gemeinderat stimmt nach einer emotionalen Diskussion für die Erweiterung des Energie- und Technologieparks.

Marbach - Im Ausschuss für Umwelt und Technik war schon leidenschaftlich über das Für und Wider eines vergrößerten Energie- und Technologieparks am Neckar diskutiert worden (wir berichteten). Im Gemeinderat am Donnerstagabend lieferten sich die Bürgervertreter erneut einen verbalen Schlagabtausch zu diesem Thema – bei dem die Befürworter einer Erweiterung um rund einen Hektar am Ende sehr deutlich die Oberhand behielten. Bei drei Gegenstimmen wurden der Vorentwurf und der Satzungsbeschluss für den modifizierten Bebauungsplan abgesegnet. Damit ist die erste große Hürde für eine Ausdehnung des Areals genommen.

Das schmeckte vor allem Hendrik Lüdke von Puls nicht. Arbeitsplätze seien selbstverständlich wichtig, stellte er fest. Wohnraum und weniger versiegelte Flächen würden von der Politik allerdings genauso gefordert wie Jobs. „Das sind aber unlösbare Zielkonflikte. Und man muss sich entscheiden“, betonte er. „Für uns hat die Natur Priorität“, fügte der Puls-Mann hinzu. Schließlich seien „großzügiger Wohnraum“ und zusätzliche Arbeitsplätze ohne ein intaktes ökologisches System im Prinzip „wertlos“. Neue Gewerbeflächen würden wegen des interkommunalen Wettbewerbs ausgewiesen. Hendrik Lüdke empfahl, dieses Kirchturmdenken über Bord zu werfen. Wenn eine Firma Marbach wegen Engpässen den Rücken kehre, dann nehme eben eine andere ihren Platz ein. „Das ist regional nicht tragisch. Arbeitsplätze werden nur verlagert“, sagte er. In der Vergangenheit habe man zu ungeduldig im Energie- und Technologiepark agiert. Mit dem Ergebnis, dass man Firmen eine Ansiedlung gestattet habe, die viel Fläche verbraucht, aber vergleichsweise wenig Arbeitsplätze gebracht hätten.

„Wir waren etwas zu ungeduldig in der Vergangenheit“, pflichtete ihm Jochen Biesinger von der CDU bei. Dennoch sei seine Fraktion eindeutig für eine Ausweitung des Gewerbegebiets. Man wolle die schon in Marbach ansässigen Firmen auch hier halten. Darüber hinaus grenze das Erweiterungsareal an zwei Seiten an vorhandene Straßen an. Für die Erschließung müssten dementsprechend keine Flächen geopfert werden. Würden sich die Unternehmen hingegen andernorts ansiedeln, müssten die Voraussetzungen dort erst neu geschaffen werden. Es sei also unterm Strich besser, an dieser Stelle die Möglichkeiten auszureizen, als beispielsweise am Reiterhau in Rielingshausen auf der grünen Wiese zu bauen.

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern konnte zudem die Rechnung von Hendrik Lüdke zur Neu-Versiegelung nicht nachvollziehen. Wenn Unternehmen in andere Städte oder Gemeinden abwanderten, würden dort die Grundstücke verbraucht. „Wo ist da der Unterschied?“, wunderte sich Michael Herzog. Zumal Hendrik Lüdke ja betont habe, dass man bei dem Thema eher in regionalen Kategorien denken müsse. Letztendlich handele es sich bei dem nun ins Auge gefassten Areal in Marbach um eine recht kleine Fläche. „Wenn wir irgendwo etwas anbieten wollen, dann dort. Wenn nicht dort, wo denn dann?“, fragte der Freie Wähler rhetorisch.

Ähnlich beurteilte Ernst Morlock von der SPD den Fall. Es ehre Hendrik Lüdke, regional zu denken und über den kommunalen Tellerrand hinauszublicken. Er persönlich fände es jedoch bedauerlich, wenn Betriebe Marbach verlassen, weil sie keine Entwicklungsmöglichkeiten haben, betonte Ernst Morlock. Und Fakt sei, dass es in der Schillerstadt bislang keine Erweiterungsoptionen für Unternehmen gebe. „Die Flächen westlich des Energie- und Technologieparks stehen im Augenblick nicht zur Verfügung“, konstatierte er. Folglich sei es nur konsequent, wenigstens diesen einen, tatsächlich abrufbaren Hektar zu akquirieren. Außerdem habe man dafür auch schon Interessenten an der Hand. Dabei handelt es sich um zwei Marbacher Unternehmen. Sollten diese den Zuschlag erhalten, wäre wohl noch Platz für einen dritten Betrieb auf dem Erweiterungsareal, erläuterte der Bauamtsleiter Dieter Wanner.