Le Yan und Qiong Hu haben sich ungewöhnliche Motive ausgesucht. Foto: Corinna Jacobs

Le Yan ist mit seiner Braut Qiong Hu nach Marbach gekommen. Die Stadt ist ihm seit langem in guter Erinnerung.

Marbach - Hochzeitsfotos sind für die meisten Menschen etwas ganz Besonderes, das gilt in Deutschland genauso wie in China. Eine ganze besondere und noch dazu ganz ungewöhnliche Idee hatte das frisch gebackene chinesische Ehepaar Le Yan und Qiong Hu. Sie haben auf ihrer Hochzeitsreise in Marbach die Fotos in Brautkleid und Anzug machen lassen– auf der Schillerhöhe vor dem Denkmal, vor dem Museum, oder mit der tollen Aussicht auf die Weinberge.

Klar, dass Le Yan und seine Frau Qiong Hu nicht ganz zufällig in Marbach gelandet sind. Le Yan war vor elf Jahren als einer der ersten auswärtigen Schüler in der damals noch ganz neuen internationalen Klasse des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG). Sein Jahr in Marbach verbrachte er zur einen Hälfte bei Familie Knappe, zur anderen bei Familie Offermann. Günter Offermann, bis zum vergangenen Schuljahr Leiter des FSG, erinnert sich lebhaft an den Start des damals völlig neuen Projekts der internationalen Klasse, das heute ein Selbstläufer ist. „Es war fantastisch, dass damals auch ausländische Schüler gekommen sind und sich ins abenteuerliche Nichts gestürzt haben.“

Le Yan war einer von sechs oder sieben ausländischen Schülern. Sein Jahr in Deutschland hat ihn geprägt. „Er hat hier seine Berufswurzeln gefunden“, erklärt Günter Offermann. Der heute 28-jährige Chinese arbeitet in einem Reisebüro. Außerdem ist er als deutschsprachiger Reiseleiter tätig und führt Touristen unter anderem zum berühmten Drei-Schluchten-Staudamm nahe seiner Heimatstadt Yichang in der Provinz Hubei. Es sei schon vorgekommen, dass er von hiesigen Chinareisenden angesprochen wurde, berichtet Günter Offermann. „Sie erzählten mir von einem tollen, deutschsprachigen Reiseleiter, der mich kennt.“

Le Yan selbst findet es schön, mit der in China so selten gesprochenen deutschen Sprache zu arbeiten. Mit Marbach habe er vor elf Jahren „das schönste Dorf in Deutschland“ kennengelernt. Außerdem wollte er seine netten Gastfamilien mal wieder besuchen. Nach der Hochzeit am 25. Dezember wollte er die Schillerstadt auch seiner Frau zeigen. Und Qiong Hu, 25 Jahre alt, ist begeistert – vor allem von der natürlichen Landschaft des Bottwartals, von schwäbischen Röstzwiebeln, Kürbissuppe und der Tatsache, dass sie durch ihren familiären Besuch in Marbach vieles kennenlernen, das anderen Touristen verborgen bleibt.

Ganz einfach war es nicht, Europa nicht mit einer großen Gruppe zu bereisen, wie sonst bei Chinesen üblich – sondern ganz individuell alleine, beziehungsweise zu zweit. Zudem ist der Reiseverlauf von Le Yan und Qiong Hu auch etwas ungewöhnlich: Paris, Marbach und Zürich standen auf dem Programm der beiden frisch Vermählten. Die Idee mit den Hochzeitsbildern kam dem jungen Paar spontan, kurz vor der Abreise. „Das ist ein bisschen abenteuerlich“, sagt Le Yan und lacht. Aber Brautkleid und Anzug kamen ins Gepäck. „Und dann hatten wir das Glück, dass Corinna Jacobs die Fotos gemacht hat.“

Le Yan und Qiong Hu freuen sich schon, daheim in China die Fotos ihren Familien, Freunden und Bekannten zu zeigen. „Es sind wirklich einzigartige und ganz spezielle Hochzeitsbilder geworden“, finden der 28-Jährige und seine Frau – und Günter Offermann ist sich sicher: „Das ist einzigartig in ganz China.“