Verschiedene Problematiken werden in einem Rollenspiel dargestellt, anschließend soll darüber diskutiert werden. Foto: Werner Kuhnle

Jugendliche sollen in Workshops lernen, patriarchale Denkmuster zu hinterfragen.

Marbach - Im Rahmen der Jugendwoche des Kreisverbands der Jugendzentren und der Kreisjugendpflege waren gestern die „Heroes“ aus Nürnberg im Jugendhaus planet-x zu Gast. Drei Heroes boten zwei Workshops für Jungs im Alter zwischen 13 und 17 Jahren an. Als Thema brachten sie Unterdrückung im Namen der Ehre mit.

Stefan, Tamer und Diaco vereint, dass sie mit einem Migrationshintergrund in Deutschland leben. Zudem haben die drei eine einjährige Ausbildung zum Hero hinter sich. Mit dieser Qualifikation stellen sie sich vor Jugendliche, um sich mit Themen wie Ehre, Gleichberechtigung, Gewalt und Rassismus auseinanderzusetzen. Sie wollen patriarchal geprägte Denkmuster in Frage stellen und die jungen Leute zu einem eigenständigen selbstbewussten Denken und Handeln anregen.

„Es soll ein gesamtgesellschaftliches Projekt sein“, erklärt Gruppenleiter Eric Mbqrga, der die Jugendlichen zusammen mit seinem Kollegen Talih Igde begleitet. Die Heroes gehören dem deutsch-griechischem Degrin-Verein an und wurden 2007 nach schwedischen Vorbild in Deutschland gegründet. Seit 2013 gibt es die Nürnberger Gruppe. „Wir sind sehr froh, dass wir sie hier haben“, so Helga Seiter-Neininger. Sie machte es möglich, das die Heroes nach Marbach kam. Normalerweise agieren die Nürnberger nur in ihrem Kreis, in Baden-Württemberg traten sie zum ersten Mal mit fünf Workshops auf. „Dises Highlight der Woche ist einfach toll“, freut sich auch Georg Stenkamp, Leiter von planet-x. Der Kreisverband der Jungendzentren und der Kreisjugendpflege habe die Kosten übernommen, das habe es möglich gemacht.

Von 17 bis 20 Uhr beschäftigten sich die Heroes mit den Jugendlichen. Zunächst waren nur Jungs dafür vorgesehen, flexibel wurden aber auch Mädchen zugelassen. „Ursprünglich ging es ja um das problematische Ehrenverhalten der Männer“, erklärte Diaco, der seit zwei Jahren Hero ist. Deshalb seien sie auch nur Jungs. „Die Männer nehmen wahrscheinlich mehr von Männern an“, erklärte Igde auf die Frage, warum keine Frauen mitmachen würden. Aber man könne sich für die Zukunft auch eine gemischte Gruppe vorstellen.

„Unsere Leitung ist weiblich“, ergänzt Mbqrga. Der Workshop beginnt mit einem Rollenspiel , in dem sich zwei Brüder darüber streiten, ob sich ihre Schwester scheiden lassen darf oder nicht. Die Jugendlichen diskutierten dann über das Thema, welches in der Realität schon „Ehrenmorde“ ausgelöst hatte. Die Heroes geben keine Position vor. Vielmehr wollen sie, dass die Jugendliche lernen, eine eigene Meinung zu entwickeln. Daher sind sie selbst ganz normale Jugendliche, die schnell einen Dialog auf Augenhöhe erreichen, so Igde.

Vor allem in Schulen kommt die Idee gut an. „Sie werden gebucht wie verrückt“, weiß Seiter-Neininger. Finanziert wird der Verein von der bayrischen Landesregierung mit Unterstützung Nürnbergs und Spenden. Um ein dreijähriges Projekt aufzubauen, brauche es 120 000 Euro, erklärt Mbqrga. „Es wäre toll, wenn sich auch in Baden-Württemberg eine Gruppe aufbaut“, wünscht sich Seiter-Neininger.