Foto: Archiv (Brock)

Sechs Familien beklagen die strenge Auslegung des Gesetzes während des fünften Holdergassen-Festes.

Marbach - Eigentlich könnten die Holdergässler stolz auf ihr Fest sein. Und tatsächlich war die Resonanz auf die fünfte Auflage positiv. Wasser in den Wein gießen jetzt ausgerechnet sechs Familien, die zu den Veranstaltern zählen. Die Haspeltürmler kritisieren in einem offenen Brief den Umgang mit der Sperrstunde: „Bereits um 23.30 Uhr, als das Fest gerade am schönsten war, steht der – von uns über den finanziellen Festbeitrag mitbezahlte – Securitydienst vor uns und unseren Gästen und untersagt das weitere Ausschenken.“

Zwar habe man mit der Stadt Marbach das Festende auf 24 Uhr festgelegt, doch ergebe es keinen Sinn, wenn der Ausschank schon um 23.30  Uhr beendet werden müsse. Schließlich beginne die schönste Zeit, vor allem in der Ecke am Haspelturm, erst von 23 Uhr an. „Man trifft alle paar Meter Freunde und Bekannte, das erst macht das Fest aus“, geben die Haspeltürmler Aussagen ihrer Gäste wieder.

Nach Meinung der Briefschreiber werde mit zweierlei Maß gemessen. Denn beim Marbacher Bürgerfest drückten die Verantwortlichen beide Augen zu. „Es darf bis mindestens 2 Uhr weitergefeiert werden“, teilen die Haspeltürmler mit. Sie fragen: „Warum genießt das Bürgerfest, was dies angeht, einen höheren Stellenwert als das von Privatpersonen bestrittene Holdergassen-Fest?“ Hintergrund sei auch, dass die Familien viel Geld und Arbeit in die Vorbereitung steckten – „immer mit der Befürchtung, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte“. Auch müssten die Live-Bands bezahlt werden, der Securitydienst koste die sechs Familien insgesamt weitere 210 Euro. Bei den vergangenen Festen durften die Gäste noch bis 3 Uhr in den Kellern beisammensitzen und etwas trinken, erzählt Christoph Graykowski mit Bedauern in der Stimme.

Auf die verschärfte Sicherheitslage in den Holdergassen weist dagegen Andreas Seiberling, Leiter des Marbacher Ordnungsamtes, hin. „Das Fest ist in dieser Form eigentlich gar nicht genehmigungsfähig“, sagt er, auch im Hinblick auf fehlende Fluchtwege aus den Kellern. Man müsse sich nur einmal vorstellen, was passiere, wenn etwa in den engen Gassen unter den Gästen eine Panik ausbreche. „Wenn die geringste Störung im System entsteht, haben wir ein Problem.“ Die Stadt habe mit dem Holdergassenverein bewusst ausgemacht, den Security-Dienst schon um 23.30 Uhr in die Keller zu schicken, um langsam das Ende einzuläuten. „Bei der Besprechung waren doch fast alle da“, erinnert sich der Beamte. Von Vereinsmitgliedern sei zudem der Wunsch geäußert worden, rechtzeitig für den nächsten Tag aufräumen zu können. Seiberling räumt ein, dass man beim Bürgerfest kulanter sei, doch habe man dort nicht „die kritischsten Altstadtbedingungen“.

An die einvernehmliche Absprache mit Bürgermeister Jan Trost und dem Ordnungsamtsleiter kann sich Peter Zell, Erster Vorsitzender des Holdergassenvereins, erinnern. „Das Fest sollte nicht abrupt um 24 Uhr enden, deshalb der Rundgang des Security-Dienstes eine halbe Stunde vorher.“ Zell weiß von Beschwerden, die bei vorherigen Festen anonym aus der Nachbarschaft eingegangen waren. Ein Absacker sollte aber noch möglich sein. „Wenn es dann 1 Uhr ist, sagt keiner was.“