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Die Schüler am Friedrich-Schiller-Gymnasium müssen das Mobiltelefon künftig aus lassen. Das hat laut Schulleiter gute Gründe.

Marbach - Es ist schon immer umstritten – das Handy in der Schule. Im Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) sorgt jetzt eine neue Schulordnung samt striktem Handyverbot für Aufregung bei manchen Schülern. Die neue Regel, die vom kommenden Schuljahr an gilt, lautet: Multimedia-Geräte dürfen im Schul- und Pausenbereich nur „unsichtbar“ in ausgeschaltetem Zustand mitgeführt werden. Ein funktionaler Einsatz im Unterricht ist nach Aufforderung durch die Lehrkraft möglich. In der Mittagspause dürfen sie benutzt werden. Zum Vergleich: Bislang waren die Handys nur während des Unterrichts verboten, außerhalb durfte man sie benutzen.

Diese neue Regelung rührt daher, dass „wir gemerkt haben, dass die Konzentration der Schüler zunehmend auf andere Dinge gelenkt wird“, erklärt der Schulleiter Christof Martin. So wurde bisher in den Klassenräumen gerne mal unter dem Tisch am Handy herumgespielt. Wurde ein Schüler dabei erwischt, lag das Gerät dann vorne auf dem Pult – oft gemeinsam mit anderen konfiszierten Handys, berichtet der Schulleiter. „Und dann haben von vier Handys, die vorne lagen, noch drei geklingelt.“

Hinzu kommt: „Wir hatten verstärkt Manipulationsversuche“, so Martin. Und wenn man dann dem betreffenden Schüler das Handy abgenommen habe, habe sich auch schon mal herausgestellt, dass er noch ein zweites hat.

Dass die Schüler die Sache mit den Mobiltelefonen anders sehen, „ist klar“, sagt der Schulleiter. „So ein Quatsch“, sagt etwa ein junger Mann auf der Facebook-Seite der SMV (Schülermitverwaltung). Ein anderer meint, dass die neue Regelung „zwei Monate funktioniert und danach alles so ist wie immer“. Allerdings hat die neue Schul- und Hausordnung sich Christof Martin auch nicht alleine aus dem Ärmel geschüttelt. In der Gesamtlehrerkonferenz wurde das Handyverbot „mit überragender Mehrheit“ abgesegnet. Auch die Schulkonferenz, bestehend aus sieben Lehrern, drei Eltern und drei Schülern gab ihr Okay – wenn auch ohne die Stimmen der Schüler. Auch im Elternbeirat wurde die Sache lange diskutiert. „Die Eltern waren ebenfalls für das Verbot“, betont der Schulleiter. Er hat lediglich zwei E-Mails von Vätern und Müttern bekommen, die anders argumentierten, nämlich dass ihre Kinder schließlich erreichbar sein müssten.

Doch auch das ist gewährleistet. „Wenn jemand dringend zu Hause anrufen muss oder an einem Tag unbedingt erreichbar sein muss, kann er das mit dem Lehrer klären“, sagt Christof Martin. „Ich denke, das ist eine Lösung mit Augenmaß.“ Er ist überzeugt davon, dass ein paar Stunden ohne Handy zumutbar sind. Auch, wenn die heutige Schülergeneration „ganz anders mit dem Handy aufwächst“ und mit der neuen Regelung ihre Schwierigkeiten haben könnte.

Allerdings: Zu einem runden Tisch, den die Schulleitung eigens zu dem Thema veranstaltet hat, „kamen die drei Schülersprecher und sonst niemand“, so Martin. Er glaubt, dass sich die Sache einspielen wird.

Zumal das Handyverbot an Schulen nichts Unübliches ist. Nicht sicht- und nicht hörbar dürfen etwa die Mobiltelefone an den beiden Nachbarschulen Tobias-Mayer-Schule und Anne-Frank-Realschule sein. Heißt: „Ausgeschaltet im Rucksack ist’s okay“, erklärt Silke Benner, die Rektorin der Tobias-Mayer-Schule. Diese Regel gelte „schon immer“, seit es Handys gibt.

Wer sich übrigens im FSG künftig nicht daran hält, bekommt laut Schulordnung das Gerät bis zum Unterrichtsende abgenommen. „Im wiederholten Fall erfolgen erzieherische Maßnahmen nach Paragraf 90 des Schulgesetzes“, heißt es in den Regeln. Letzteres könne „alles und nichts“ bedeuten, erklärt Martin. „Das geht vom mahnenden Fingerzeig bis hin zur Strafarbeit.“

Eine weitere Neuerung in der Schulordnung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums sind die frisch eingeführten Doppelstunden. Heißt: Jeweils die erste und die zweite, die dritte und die vierte sowie die fünfte und die sechste Stunde werden zu Doppelstunden zusammengefasst. „Unser Campus ist so groß, dass es mit lauter Einzelstunden plus Fünf-Minuten-Pause kaum zu handeln ist“, erklärt der Schulleiter. Durch die Doppelstunden nehme man Druck aus dem hektischen Schulalltag und gliedere den Tag in drei Teile mit zwei großen Pausen. Eine Ausnahme der Doppelstunden können die erste und die zweite Stunde sein.