Mona Suzann Pfeil (links) und Miriam Weiss Foto: KS-Images.de

Mona Suzann Pfeil und die Heidelbergerin Miriam Weiss haben sich mit ihrem Jazz-Konzert als zwei Paradiesvögel erwiesen.

Marbach - Einen Versuch war es wert: auch wenn das Ergebnis für die beiden Künstlerinnen schmerzhaft gewesen sein mag. Mona Suzann Pfeil und Miriam Weiss mussten am Donnerstagabend nämlich feststellen, dass Großbottwar eben nicht Stuttgart ist und auch ein Jazzabend der Spitzenklasse nicht allzu viele Schwaben auf dem Land aktivieren kann.

Schade, denn die Comeback-Absichten der in Marbach wohnenden Sängerin Mona Suzann Pfeil dürften doch einem geneigten Jazzpublikum geradezu in die Hände spielen. Denn großartig ist die Stimme, die im ausgefeilten Dialog mit der meisterhaften Pianistin aus Heidelberg in der Musikakademie Staudenmaier erklang. Hausherr Uli Staudenmaier stand selbst vor einem Rätsel. Doch das Konzert und die Vorbereitungen liefen über die Regie der beiden Künstlerinnen. Er fand es „absolut schade, dass das Besucherinteresse so gering war“. Handverlesen waren schließlich die Gäste, doch die professionelle Sängerin, die noch vor rund einem Jahrzehnt wöchentlich auf den Bühnen stand, nahm es sportlich und dankte den Anwesenden: „Die Leute, die heute Abend hier sind, sind genau die Richtigen“.

Und die bekamen Jazzstandards und auch erlesene, handgemachte Stücke zu hören, die aufhorchen ließen. Gemäß dem Konzert-Motto „up jumped spring“ gab es mit dem Titel „Springtime“ auch zum Einstieg „Frühlingshaftes“, nur um gleich darauf einen krassen Sprung zurück in den Winter zu machen. Doch „Winter Walk“ hatte es in sich. Nicht nur, dass dabei die Pianistin begeisterungswürdig aus sich herausging und auf den Tasten kraft- und fantasievoll und dabei doch äußerst sensibel zauberte; auch Pfeil zeigte, was in ihr steckt: Lautmalereien, die eindrucksvoll eine Trompete imitieren, pfiffiges Zungenschnalzen und andere Effekte mit Zunge, Luftstrom und Lippen. Kurz, gekonnte Scat-Improvisationen bereicherten ihren Gesangsauftritt. Der Abend offenbarte sich als lustvoll-lyrischer Ausflug in die Avantgarde des Jazz und bot obendrein Einblicke in die Welt der bildhaften Kunst. Pfeil hatte nämlich eine Auswahl ihrer Gemälde mitgebracht.

Optisch selbst ein Hingucker, zeigte sich Mona Suzann Pfeil als klassisches Bühnengewächs. Eines, das sich in der Selbstdarstellung ebenso wohlfühlt, wie in der ausdrucksvollen Interpretation mit der eigenen Stimme. Die ist mal schmusig-lieb und verspielt, mal dunkel-schokoladig und vom tiefen Timbre gekennzeichnet. Vor allem aber ist die wandlungsfähige Stimme eines: experimentierfreudig und powervoll. Und dabei stets diszipliniert und künstlerisch eindrucksvoll geführt. Gemeinsam mit Miriam Weiss am Klavier erwies sich der facettenreiche Klangteppich als kreatives Jazz-Mischgewebe: paspeliert mit den scharfen Konturen des klassischen Jazz, aber auch brasilianischen Latin-Songs und einer betont femininen Note. Ein Vergnügen für den verwöhnten Jazz-Liebhaber.

Und das dürfte denn auch die schlussendliche Erkenntnis sein: Um Jazzfans ernsthaft zu locken, müssen sich die zwei wohl in die Großstadt begeben. Auf den Bühnen etablierter Jazzkeller dürften sie bald zahlreiche Fans gewonnen haben.