Foto: Die Siffer

Die Band besteht seit 20 Jahren und spielt am Sonntag bei den KSK-Music-Open in Ludwigsburg. Hauptact sind In Extremo.

Marbach - Zum 20-jährigen Bestehen haben sich Die Siffer einen kleinen Traum erfüllt: Einmal durch England touren, das Mutterland des Punk unsicher machen. 3000 Kilometer spulten Sänger und Gitarrist Christoph Neumeyer, Bassist Wolfram Berner und Schlagzeuger Fabian Friedl innerhalb einer Woche herunter. Per Kleinbus steuerte das Trio Derby, Birmingham und Telford an. Präsentierte seine Rocksongs mit deutschen Texten vor maximal 60 Briten, in Derby auch nur vor zehn Unentwegten – und hatte trotzdem seine helle Freude an den Gastspielen. „Nach 20 Jahren gönnt man sich mal was“, sagt Christoph Neumeyer schmunzelnd. Wobei das noch nicht alles im Jubiläumsjahr war. Am Sonntag steht eine weitaus größere Sause auf dem Programm: Die Siffer treten bei den KSK-Music-Open in Ludwigsburg auf.

Obwohl die Marbacher Punk-Pop-Pioniere in zwei Dekaden schon allerhand erlebt haben, dringen sie mit diesem Gig in eine neue Dimension vor. Denn theoretisch können das Konzert mehrere Tausend Fans verfolgen. Und vor so einer Menge hat die Gruppe bislang nicht gerockt. Allerdings müssten dann tatsächlich alle, die sich für den Abend ein Ticket gesichert haben, schon um 17.15 Uhr in den Schlosshof pilgern. Dann legen Die Siffer los – um das Publikum auf die Mittelaltergruppen Fiddler’s Green, Saltatio Mortis und den Headliner In Extremo einzustimmen.

Vielleicht können die Marbacher die Fans des Mittelalterrock speziell mit einem Song auf ihre Seite ziehen, den Fabian Friedl eigens für diese Show geschrieben hat. Er heißt „Kings of Märchengarten“. „Der ganze Märchengarten strahlt ja eine Mittelalterromantik aus“, sagt Wolfram Berner. Passend dazu werden sich Die Siffer für dieses Lied wie anno dazumal kleiden. Zudem wird die Band CDs mit dem Ohrwurm verteilen. Darauf befindet sich sogar ein Video zu „Kings of Märchengarten“. Im Mai erfuhren Neumeyer, Berner und Friedl, dass sie bei dem Konzert im Schlosshof mitmischen dürfen. Ausschlaggebend waren wohl die Kontakte, die die Band im Laufe der Jahre zur Kreissparkasse aufgebaut hat. Immerhin waren Die Siffer schon auf Samplern der KSK vertreten.

Mit dieser Entwicklung hätte vermutlich keiner der vier Jungs zwischen zwölf und 15 gerechnet, die sich vor 20 Jahren zu einer Band vereinten. Damals war noch Markus Meyer an Bord, der sich 2008 ausklinkte. Die Idee, gemeinsam musikalisch auf den Putz zu hauen, reifte bei dem Quartett in einem Zeltlager. Die erste Probe ging am 19. Januar 1994 im einstigen Marbacher Jugendhaus in der Unteren Holdergasse über die Bühne. „Für die meisten war das gleichzeitig der erste Kontakt mit einem Instrument“, erinnert sich Christoph Neumeyer lachend, der selbst als Gitarrist die rühmliche Ausnahme war.

Tja, und dann musste das Kind natürlich einen Namen bekommen. Dass die Wahl auf „Die Siffer“ fiel, darauf ist die Gruppe heute nicht mehr sonderlich stolz. „Ich bin für den dämlichen Bandnamen verantwortlich“, räumt Wolfram Berner ein. „Aber immerhin ist er gut zu merken“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Die Inspiration dazu lieferte ihm seine damalige Religionslehrerin. „Sie sagte oft, Wolfram, du bist immer so versifft.“

Wahrscheinlich hätte die gute Frau ihm und seinen Mitstreitern auch nicht zugetraut, dass sie sich zu einem festen Bestandteil der regionalen Rockszene entwickeln würden. Wobei sich die Band ganz klassisch ins Rampenlicht spielte. Sie gab ihre musikalische Visitenkarte auf der Rocksession am FSG ab, stand bei verschiedenen Festivals auf der Bühne. „Es wurde immer ein bisschen mehr“, sagt Christoph Neumeyer. Mit dem Höhepunkt 2004, als das zehnjährige Bandbestehen mit einem Konzert im zum Bersten vollen Jugendhaus zelebriert wurde. Ein Meilenstein bedeutete auch, dass das Video zum Song „Tatendurst“ im ZDF ausgestrahlt wurde. Das Werk war der Beitrag der Gruppe zum Schillerjahr 2005.

Getoppt wurde aber alles von dem Hype, der rund ums Logo und die CD „Nazis ham ’ne Scheißfrisur“ entstand. Die CD von 2005 verkaufte sich rund 10 000 Mal, das Titelstück landete auf etlichen Samplern. „Das war ein Zufallstreffer. Damit haben wir den Zeitgeist getroffen“, meint Neumeyer. Inzwischen ist es wieder etwas ruhiger geworden um die wahrscheinlich erfolgreichste Marbacher Rockgruppe, die aber ihr Ding weiter durchziehen will. Heißt: Zu den acht CDs sollen weitere hinzukommen. Zudem will man hier und da einen Gig auf die Beine stellen. Denn die Live-Auftritte sind und bleiben für Die Siffer das Salz in der Suppe. Egal, ob dazu 4000 oder nur zehn Punkrockfans auftauchen.