Renate und Otto Arnold freuen sich auf ihre Gäste. Foto: Oliver von Schaewen

Allein in Marbach übernachten 39 Gäste des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Privatleute hatten sich im Rahmen der Aktion „Gräbele g’sucht“ gemeldet.

Marbach - Die Betten für ihre beiden Besucher haben Otto und Renate Arnold schon bezogen. Über die Gäste wissen sie wenig – nur, dass sie aus Ghana kommen und in einem Chor aus Brescia mitsingen, der beim 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag auftritt. „Den Kontakt hat unser Sohn Jochen hergestellt, der den Chor musikalisch begleitet“, erzählt Otto Arnold. Der 73-Jährige freut sich auf die Begegnung mit den jungen Leuten, die um die 30 Jahre alt sein sollen. „Wir gehen an Fronleichnam zum Konzert und holen unsere Gäste selbst ab“, sagt Renate Arnold. Unterhalten werde man sich auf Englisch – wie man die Tage gemeinsam gestalte, stehe noch nicht fest, doch werde man das schon miteinander im Gespräch klären, ist sie sich sicher.

Ehrenamtliche Gastgeber wie die Arnolds hatten sich die Organisatoren des Kirchentags gewünscht – und mit der Aktion „Gräbele g’sucht“ in den evangelischen Kirchengemeinden der Region dafür geworben. Während des Kirchentags vom 4. bis 7. Juni werden voraussichtlich 86 Teilnehmer eine Unterkunft in Marbach, Erdmannhausen und Benningen finden, teilt die zuständige Mitarbeiterin Sonja Marie Gayde vom Deutschen Evangelischen Kirchentag mit. Allein in Marbach nächtigen 39 Personen, in Erdmannhausen acht und in Benningen 29. Man habe in der Region vor allem Unterkünfte in der Nähe von S-Bahnhöfen gesucht. „Die Leute sind zum Teil gehbehindert und wollen möglichst nah an den Veranstaltungsorten in Stuttgart unterkommen“, sagt Gayde. Sie sei derzeit damit beschäftigt, Absagen von krankgewordenen Gastgebern zu kompensieren. „Aber wir schaffen das“, versichert sie und freut sich über die mehr als 10 000 Betten, die in Stuttgart und Umgebung gewonnen werden konnten.

Eine Pauschale von 21 Euro hatten die Macher des Kirchentags für die Gastgeber vorgesehen, doch letztlich werde das Geld zur Deckung der Unkosten von den Veranstaltern verwendet, berichtet Sonja Marie Gayde. Stattdessen spendiere der Kirchentag jedem Gastgeber zwei Tageskarten. „Es ist ein kleines Dankeschön, das wir im Vorfeld nicht kommuniziert haben – es soll ja vor allem um die Gastfreundschaft und nicht ums Verdienst gehen“, erklärt Gayde.

So sieht es auch Otto Arnold. Dass man gerade Afrikaner aufnimmt, ist für ihn von besonderer Bedeutung. „Wir wissen, dass sich in Brescia eine deutsche Pfarrerin sehr für die Integration der Flüchtlinge einsetzt.“ Die Gäste aus Ghana hätten eine Aufenthaltserlaubnis und könnten deshalb mit dem Chor mitreisen. Ein Zusammenhang mit der ghanaischen Gruppe, die im katholischen Pfarrhaus untergebracht wird (siehe Artikel unten), bestehe nicht, weiß das Mitglied des Evangelischen Kirchengemeinderats. Er freue sich persönlich auch sehr auf den Christustag , den er mit seiner Frau am Vormittag des Fronleichnamtags in der Porsche-Arena besuchen möchte.