Kurt Renz, Reinhard Schäfer und Marcus Föll haben mit Christine Vogt vom Umweltinstitut München und Robert Trautwein (von links) über Glyphosat gesprochen. Foto: Veranstalter

Der Verein Gentechnikfreie Landkreise informiert über Anwendung und Gefahr des Pestizids – und wie es mit dem Genehmigungsverfahren weitergeht.

Marbach - Dass die starke weltweit verbreitete Anwendung negative Auswirkungen hat, wird beim Vortrag am Donnerstagabend im Marbacher Schlosskeller schnell klar. „Wir wissen, dass Glyphosat schädlich ist, für Mensch, Tier und Umwelt“, erklärt Christine Vogt vom Umweltinstitut München bei ihrem Vortrag vor rund 40 Personen. Bei der Veranstaltung des Vereins Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg/Rems-Murr e.V. stehen nach dem Vortrag der Expertin noch Öko-Landwirte und ein Öko-Winzer aus der Region zu diesem Thema Rede und Antwort.

„Glyphosat lässt sich inzwischen in Milch, Bier, Blut und auch in Muttermilch nachweisen“, so Christine Vogt bei ihrem Vortrag. Eine Erhebung, die 2016 von der Heinrich-Böll-Stiftung vorgestellt wurde, habe in 99,6 Prozent der untersuchten Urinproben Glyphosat nachgewiesen. Es ist das am häufigsten eingesetzte Herbizid und wurde im Jahr 1974 unter dem Namen Roundup vom Unternehmen Monsanto auf den Markt gebracht. Die Expertin bemängelt, dass kein Verbot ausgesprochen wird, obwohl die Internationale Agentur für Krebsforschung im März 2015 erklärt habe, dass Glyphosat aller Wahrscheinlichkeit nach krebserregend ist. Unabhängige Studien würden das belegen. Die Europäische Chemikalienagentur erklärte dagegen im März dieses Jahres, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Und diese Bewertung sei entscheidend für die Neuzulassung des Unkrautvernichtungsmittels. „Eine endgültige Entscheidung ist vermutlich noch Ende dieses Jahres zu erwarten.“

Wie es in der Landwirtschaft auch ohne Glyphosat geht, berichten anschließend drei Öko-Bauern aus der Region. Moderiert wird die Runde von Robert Trautwein, Öko-Landwirt aus Kirchberg. Kurt Renz hat als Landwirt mit Ackerbau und Milchvieh in Höpfigheim festgestellt: „Es geht auch ohne Glyphosat.“ Seine 60 Hektar Grünland hat er bis vor 20 Jahren selten mit dem Mittel behandelt. Aber dann habe er seinen Acker zwei oder drei Wochen nach dem Abspritzen umgebrochen und er sei erschrocken, wie wenige Regenwürmer sich in der Erde gefunden hätten. „Glyphosat wäre natürlich schneller und billiger“, sagt er, „aber der Boden muss leben!“

Marcus Föll aus Ilsfeld betreibt auf 35 Hektar Bioland- und Demeter-Obstbau: „Der Verzicht auf Herbizide ist für mich mit einem erheblichen Mehraufwand an Arbeitszeit, Energie und Maschineneinsatz verbunden.“ Damit seinen Bäumen genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen, müsse er den Boden mehrmals bearbeiten. . Trotzdem sagt er: „Ich bin glücklich, dass ich in der Lage bin, Landwirtschaft auf diese Weise zu betreiben.“ Öko-Winzer Reinhard Schäfer aus Kleinbottwar betreibt rund fünf Hektar Rebfläche. Gegen das Unkraut geht er vor allem mechanisch vor. Mit seiner Reinkultur könne er relativ leicht auf Glyphosat verzichten: „Alles was unter dem Draht bleibt, stört mich nicht.“ Wichtig sei, das Gefüge zwischen Pflanzen und Boden nicht zu stören. Und wenn das Unkraut doch zu hoch steht, sagt seine Frau: „Das sieht schon wieder relativ bio aus.“