Das Häldeneck im Jahr 1959. Foto: privat

Das „Häldeneck“ ist nach Rodungsarbeiten wieder sichtbar.

Marbach - Bei Rodungsarbeiten im Winter ist das ehemalige Gartenlokal „Häldeneck“ auf der Marbacher Markung Murrhalde zum Vorschein gekommen. Für den Benninger Geschichtsinteressierten Jürgen Berner war das ein willkommener Anlass, mal wieder tief in die Archive einzutauchen. Der Marbacher Stadtarchivar Albrecht Gühring hat Berner gerne Zugang zu den alten Dokumenten und Familienstammbüchern gewährt. Anderes hat Berner aus Erinnerungen zusammengetragen.

Oberhalb der jetzt wieder sichtbaren, schon halb verfallenen Hütte an der L 1100 bei der Einmündung Benningen war rund 130 Meter weiter das inzwischen abgebrochene Wohnhaus der Häldenmühle zu finden gewesen. „Weitere 110 Meter weiter Richtung Murr stand auf der rechten Seite die Häldenmühle mit Wehr, in der die Benninger ihr Korn mahlen ließen“, berichtet Berner. Nicht immer ganz legal, wie Berner aus Erzählungen gehört hat. „Da ist man im Winter mit dem Schlitten hingefahren, und hintendrauf musste einer sitzen, der mit einem Zweig die Spuren im Schnee wieder verwischt hat.“ Das Lokal war Freitag, Samstag und Sonntag geöffnet, hat der ehrenamtliche Beauftragte des Landesdenkmalamtes herausgefunden. „Viele ältere Bürger aus Benningen, Marbach und Murr erzählten mir, dass sie sonntags mit der Familie oder mit dem Großvater dort einkehrten.“ Zum Trinken für die Kinder gab es „Friedel“-Brause aus Bad Cannstatt. Die berühmte „Frigeo“-Brause oder auch „Ahoi“ dürfte Jüngeren noch ein Begriff sein.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges führte die Notbrücke zwischen Marbach und Benningen genau beim Gartenlokal vorbei. Der Neckar hatte damals noch einen etwas anderen Verlauf als heute, weil der Fluss bei der Kanalisierung um 1954 ausgebaggert wurde. Der Aushub an der Straße ist zwischen Marbach und Benningen abgelagert worden. Nach dem Wegzug des Friedel-Werks 1953 nach Remshalden gab es in der Häldenmühle süßen Sprudel und Sinalco. „Die Wirtin war Maria Hanser, auch ,d`Hansere‘ genannt, geborene Bollinger aus Benningen in der Gartenstraße 7. Ihr Mann Josef, geboren bei Hofgastein, erhielt 1933 die Württembergische Staatsangehörigkeit.“

Maria Hanser führte das Lokal von den 1930er bis in die 1960er Jahre ohne Strom- und Wasseranschluss, das, wie Stadtarchivar Gühring in Erfahrung gebracht hatte, auch ohne Lizenz und Baugenehmigung errichtet worden war. Dies tat der Erfolgsgeschichte des Gartenlokals Häldenmühle keinen Abbruch. Die Erben erweiterten die Hütte und verkauften das Anwesen, bevor sie 1985 nach Kanada auswanderten.

Das „Hüttle“ ist wohl heute immer noch in Privatbesitz, wem es genau gehört, hat sich bislang aber noch nicht herausfinden lassen.