Foto: TransFair e.V.

Acht Betriebe haben zugesagt, das Fairtrade-Projekt der Stadt Marbach zu unterstützen.

Marbach - Ausgestattet mit einem Schreiben der Stadt Marbach, einer Liste fair gehandelter Produkte, einem selbst verfassten Brief und seiner langjährigen Berufserfahrung ist Eberhard Hubrig in Sachen fairer Handel sehr erfolgreich von Gastronom zu Gastronom gezogen. Insgesamt 17 Marbacher Betriebe hat er besucht, und sein Resümee fällt durchaus positiv aus. Und schmunzelnd fügt er hinzu: „Ich bin jedenfalls fair behandelt worden.“ Das liegt sicher auch daran, dass Eberhard Hubrig selbst gemeinsam mit seiner Frau 36 Jahre lang den Goldenen Löwen in Marbach betrieben hat.

Das Ergebnis seiner Tour jedenfalls kann sich sehen lassen: Acht Betriebe haben zugesagt, das Fairtrade-Projekt der Stadt Marbach zu unterstützen. So hat sich die Metzgerei Morlock beispielsweise bereit erklärt, künftig die Marbacher Schiller-Schokolade zu verkaufen, der Marbacher Teeladen will damit im Herbst beginnen. Das Marktdreizehn ist bereits aktiv dabei, fair gehandelte Produkte anzubieten, und weitere Gastronomen haben Interesse verkündet, wie etwa das Turnerheim, die Gelateria La Porta, das Café Provinz, das Amaranth und die neuen Betreiber des Goldenen Löwen. Ob es sich dabei um ein ganzes Fair-Trade-Menü handelt oder ob die Wirte ihren Gästen zum Kaffee einen fair gehandelten Keks oder zur Rechnung eine Fairtrade-Mini-Schokolade anbieten, bleibt den Inhabern selbst überlassen. Allein bei den Ideen für die Gastronomen gerät Hubrig ins Schwärmen: „Man könnte Spargel mit einer Schiller-Schokoladen-Sauce servieren – oder Erdbeeren in Schiller-Schokolade tauchen und mit Cognac flambieren.“ •Schiller-Schokolade

Dass die Schiller-Schokolade an sich schon ein voller Erfolg ist, steht für die Fairtrade-Steuerungsgruppe außer Frage. Mittlerweile 430 Tafeln der fair gehandelten Sorte „Kakaosplitter“ von Naturata wurden seither über die bisherigen Verkaufsstellen im Stadtinfoladen, s’Lädle im evangelischen Martin-Luther-Haus, Schiller-Nationalmuseum, die Fairtrade-Arbeitsgemeinschaft am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) und das Reformhaus Sieber verkauft (wir berichteten). Die Banderolen, welche die Schokolade erst zur Schiller-Schokolade machen, müssen übrigens „mit der Hand am Arm“ von Ehrenamtlichen an der vom Hersteller wie üblich verpackten Schokolade angebracht werden.

In den Genuss der Schiller-Schokolade kommen übrigens auch Brautpaare, die bei ihrer Hochzeit eine Tafel geschenkt bekommen – genauso wie Gäste der Stadt, etwa die Delegation aus der türkischen Stadt Tirebolu.

Als große Aktion plant das Kaufland, an einem Tag 1000 Tafeln Schiller-Schokolade zu verschenken. Diesen Termin vereinbaren die Beteiligten noch, wenn der erkrankte Marbacher Bürgermeister Jan Trost wieder genesen und im Amt ist. •Fairtrade-Steuerungsgruppe

Seit fast genau einem Jahr trifft sich die Fairtrade-Steuerungsgruppe Marbach, meist mit rund zehn engagierten Marbacher Personen verschiedenster Institutionen. Beim mittlerweile achten Treffen der Steuerungsgruppe am Donnerstagabend saßen trotz schwülheißer Witterung acht Personen zusammen und stellten fest, wie viel sich in Sachen Fairtrade in Marbach schon bewegt hat. Und Claudia Freude, die im Jugend-Kultur-Haus planet-x arbeitet und sich ehrenamtlich für das Marbacher Projekt engagiert, sagt: „Es ist unglaublich, wie viel in ein paar Monaten in dieser Sache schon passiert ist“, und bedankt sich dafür auch bei Andrea von Smercek, die bei der Stadt für bürgerschaftliches Engagement zuständig ist. •Zertifizierung als Fairtrade-Stadt

Als Nächstes trägt die Steuerungsgruppe alle Unterlagen zusammen, die für den Antrag auf eine Zertifizierung zur Fairtrade-Stadt nötig sind – und konstatiert, dass durch die bisherige Arbeit schon viele der nötigen Kriterien erfüllt sind. Einige Aufgaben und Ideen werden besprochen, etwa, dass die Kirchen noch einmal kontaktiert werden, das FSG ein „Regio-faires Kochbuch“ plant, Vereinen Fairtrade-Bälle angeboten werden könnten oder das Elternforum kontaktiert werden soll.