Auch ein Fitness-Programm gibt es in der Urlaubsunterkunft. Foto: Sandra Brock

Beim Urlaub ohne Koffer machen Senioren vier Tage lang Urlaub im Marbacher Martin-Luther-Haus. Reiseveranstalter ist der Krankenpflegeverein.

Marbach - Ein Globus ziert die Bühne im Martin-Luther-Haus. Auch ein Weltatlas liegt aufgeschlagen dort. Das Motto der fünften Auflage von Urlaub ohne Koffer dürfte damit klar sein: die Ferne in der Nähe, lautet es, erläutert Dagmar Kohler, Diakonische Mitarbeiterin im Marbacher Krankenpflegeverein, der die Veranstaltung organisiert.

Seit fünf Jahren werden die örtlichen Senioren immer in der Pfingstwoche zu Urlaub ohne Koffer ins Martin-Luther-Haus eingeladen. Die Nächte können sie bequem zuhause verbringen, morgens bringt sie ein Fahrdienst ins evangelische Gemeindehaus in der Steinerstraße. Dort erwartet sie Erholung pur – wie es sich eben für einen Urlaub gehört: Los geht es mit einem Frühstück, das Dagmar Kohler mit einer kleinen Andacht abschließt.

Es folgt ein kleines Fitnessprogramm in Form einer halben Stunde Seniorengymnasik, eine Vorlesestunde und dann das Mittagessen. Das gibt es normalerweise in der evangelisch-methodistischen Kirche. Da diese gerade renoviert wird, „gehen wir einfach diesmal gemeinsam in ein Restaurant“, erklärt Dagmar Kohler. Und am Freitag, am letzten Tag von Urlaub ohne Koffer, wird zusammen gegrillt. Was die Senioren dabei besonders genießen, ist „das Essen in der Gemeinschaft“. In den vergangenen fünf Jahren bei Urlaub ohne Koffer sei schon ein guter Stamm von Leuten zusammengekommen. „Und die Neuen werden gut integriert“, hat Dagmar Kohler beobachtet.

Die Nachmittage im Feriendomizil Martin-Luther-Haus beginnen ganz gemütlich – mit einer Mittagsruhe im Liegestuhl. Danach gibt es jeweils Kaffee und Kuchen. Letzterer wird von den vielen helfenden Händen natürlich selbst gebacken, bestätigt Dagmar Kohler. Sie freut sich sehr, dass sich wieder genügend Ehrenamtliche für Urlaub ohne Koffer gefunden haben. „Das ist in den Pfingstferien nämlich gar nicht so einfach“, weiß die Diakonische Mitarbeiterin des Krankenpflegevereins. Und auch von außerhalb erfährt das Projekt Urlaub ohne Koffer viel Unterstützung, fügt Dagmar Kohler an. „Das ist wirklich ganz toll.“ Sowohl aus der Bevölkerung, als auch von örtlichen Vereinen oder Firmen käme die eine oder andere schöne Aufmerksamkeit. „So haben wir diesmal auch ein Reisesouvenir für unsere Senioren“, so Dagmar Kohler.

Verschiedene Referenten holen immer nachmittags gemäß dem Motto die Ferne in die Nähe. Beispielsweise zwei Marbacher Ehepaare, die von ihren Erfahrungen berichten. In dem einen Fall ist ein Schillerstädter mit einer Japanerin verheiratet, in dem anderen Fall ist die Ehefrau eine Peruanerin.

„Aber auch in Deutschland kann man Ferne in der Nähe erleben“, weiß Dagmar Kohler. Daher hatte sie an einem weiteren Tag von Urlaub ohne Koffer den früheren Marbacher Bürgermeister Herbert Pötzsch als Referenten eingeladen. Er sprach über seine Familie, von der ein Teil im Westen und einer im Osten lebte. „Das geht teilweise auch auf die persönlichen Geschichten unserer Teilnehmer zurück“, berichtet die Diakonische Mitarbeiterin über den „nachdenklichen Blick auf dieses Thema“.

Außerdem hat es bei Urlaub ohne Koffer diesmal auch „Stuttgarter Geschichten“ zu hören gegeben. Bernhard Leibelt aus Fellbach zeigte auf der großen Leinwand im Martin-Luther-Haus unter anderem Bilder und Fotos vom schönen Stuttgarter Jugendstil sowie auch lustige Dinge. Auch über die „Stuttgarter Schokoladenseiten“ – Stichwort Ritter Sport oder Eszet – wurde gesprochen. „Da kamen viele Erinnerungen bei unseren Gästen“, so Kohler. Wie es sich für einen guten Urlaub gehört, wirken sich sich Erlebnisse bei Urlaub ohne Koffer offenbar auch auf einen gesunden Schlaf auf. Kohler: „Viele der Senioren haben berichtet, dass sie ganz erschöpft geschlafen haben.“