Die Partie in Marbach ist am Sonntag nicht wieder angepfiffen worden. Foto: dpa

Die Partie von Anadolu Marbach gegen den FV Oberstenfeld hat ein Nachspiel vor dem Sportgericht.

Marbach - Der Abbruch der Partie Anadolu Marbach gegen den FV Oberstenfeld in der Fußball-Kreisliga A am vergangenen Sonntag erhitzt weiterhin die Gemüter und wird ein Nachspiel vor dem Sportgericht haben. Beim Stand von 4:1 für Anadolu waren Zuschauer auf den Platz gestürmt und rannten angeblich aufFVO-Keeper Sezer Cakir zu. Der weigerte sich daraufhin, weiterzuspielen, weshalb der Unparteiische nicht wieder anpfiff. Die Oberstenfelder fühlten sich nach dem Abbruch bedroht und holten sogar die Polizei (wir berichteten). Beide Seiten bewerten die Geschehnisse sehr unterschiedlich.

Anadolu-Spielertrainer Cem Caliskan sprach bereits am Sonntagabend davon, dass nach seinem Eindruck „der Gegner nach 65 Minuten keinen Bock mehr“ gehabt habe und deshalb behauptet hätte, er habe Angst. FVO-Vorstand Ceyhan Caplan widerspricht hier entschieden: „Ab wann darf man denn ein Spiel nicht fortsetzen? Muss erst jemand verprügelt werden?“ Caliskan kontert: „Die Zuschauer, die da auf den Platz gerannt sind, wurden nach ein paar Metern von den Ordnern eingefangen und dann rausgebracht. Die waren nicht einmal in der Nähe des Keepers. Der Schiedsrichter wollte die Partie ja auch gleich wieder anpfeifen, da kann es ja nicht so gefährlich gewesen sein. Aber die Oberstenfelder wollten nicht.“ Für ihn ist die Sache klar: „Die Partie müsste eigentlich 3:0 für uns gewertet werden, da der Gegner sie abgebrochen hat.“ Mit dem Urteil rechnet er noch im Laufe dieser Woche.

Für Ceyhan Kaplan ist die Sache nicht so klar. Zwar räumt er unumwunden ein, dass seine Mannschaft „das Spiel nicht verdient hat“ und am Ende verloren hätte. Doch in seinen Augen sei es sehr wohl gerechtfertigt gewesen, nicht weiterspielen zu wollen. Und die Marbacher trügen einen Großteil der Verantwortung an der Situation: „Sie wissen ganz genau, wer das war. Da kamen immer mehr schwarz gekleidete Leute, mit einheitlichen T-Shirts. Die hätten sie gar nicht erst reinlassen dürfen.“ Die Gruppe sei bekannt, es gebe Verbindungen zu einigen Spielern von Anadolu Marbach, wobei er nicht wisse, ob diese nun zur ersten oder zweiten Mannschaft gehörten. „Es gab ja bereits nach dem Spiel der beiden zweiten Mannschaften direkt davor verbale Auseinandersetzungen. Und dann kamen immer mehr von denen“, sagt Kaplan. Cem Caliskan hat dagegen „nicht gesehen, ob da irgendwer einheitliche Shirts an hatte. Aber ich habe ja auch selbst gespielt.“ Für ihn ist es jedenfalls „nicht nachvollziehbar“, dass die Partie abgebrochen wurde, und schon gar nicht sehe er die Schuld bei seinem Verein. Vielmehr müsse man sich ja nur „die Vorgeschichte vom FV Oberstenfeld anschauen“. Und schließlich habe der FVO vor der Saison Aufstiegsambitionen angemeldet, da sei jede Niederlage ein Rückschlag, vermutet er ein gewisses Kalkül. Ob die Lage bereits vor oder erst nach dem Spielabbruch zu eskalieren drohte, da gehen die Meinungen also auseinander.

Laut Polizeibericht sei beim Eintreffen der Beamten „die Stimmung am Spielfeldrand sehr aggressiv“ gewesen, beide Seiten hätten Ausschreitungen befürchtet. Sowohl Spieler als auch Zuschauer hätten dann aber friedlich den Platz verlassen, von einer Person habe man die Personalien aufgenommen. Zu der von Ceyhan Kaplan erwähnten Gruppierung sagt Tatjana Wimmer vom Polizeipräsidium Ludwigsburg: „Wir kennen diese Gruppierung, haben aber keine Hinweise darauf, dass sie an dem Vorfall am Sonntag beteiligt war.“

Auf der Facebook-Seite unserer Zeitung gab es am Sonntagabend übrigens einen – mittlerweile wieder gelöschten – Kommentar, in dem behauptet wurde, dass bereits beim Spiel des FV Oberstenfeld in Großbottwar am 21. August eine Gruppe schwarz gekleideter Männer fast einen Spielabbruch provoziert habe. „Das ist Unsinn“, sagt Kaplan. „Einer unserer Spieler hat die Rote Karte gesehen. Ein Teamkollege ist dann nach einem Zuruf eines Zuschauers auf diesen losgestürmt. Er ist aber von Ordnern und anderen Mitspielern gleich wieder aufs Feld zurückgezogen worden, die Partie ist danach ganz normal zu Ende gegangen“, beschreibt derFVO-Vorstand die Szene – und kann seine Aussage auch mit einem Video belegen. „Das war etwas völlig anderes als das, was in Marbach passiert ist.“ Die Bewertung der Vorfälle vom vergangenen Sonntag obliegt nun dem Sportgericht.

Unterdessen geht es für Anadolu Marbach bereits am morgigen Mittwochabend weiter. Um 19 Uhr muss man beim Bezirksliga-Absteiger TSV Grünbühl antreten. Bereits um 18.30 Uhr spielt der VfR Großbottwar beim SC Ludwigsburg.