Bei Marcel Fischer und seinen Kollegen steht der Spaß im Vordergrund. Foto: Archiv (avanti)

Anadolu Marbach ist als Vierter der Kreisliga B2 in Lauerstellung, hat auf die A-Liga aber wenig Lust.

Marbach - Es macht einfach mehr Spaß zu gewinnen als zu verlieren“, lacht Cem Caliskan. Der Spielertrainer von Anadolu Marbach aus der Fußball-Kreisliga B2 Enz-Murr steht nach dem Abstieg im Sommer nun mit seiner Elf wieder in der Spitzengruppe. Als Tabellenvierter haben die Marbacher überwintert und tummeln sich somit mitten in dem Fünfkampf, der an der Spitze der Staffel B2 tobt. Zehn Siege, ein Remis und drei Niederlagen stehen für Anadolu zu Buche, womit man sechs Zähler hinter dem aktuellen Spitzenreiter und Lokalrivalen FC Marbach II liegt. Dabei wäre für die Caliskan-Elf vielleicht sogar noch mehr drin gewesen, doch der Start in die Saison geriet nicht sonderlich überraschend zu einer eher holprigen Angelegenheit. Denn zwei seiner drei Pleiten fing sich der Verein schon an den ersten drei Spieltagen ein. „Durch die Urlaubszeit sind wir fast ohne Training in die Saison eingestiegen“, erinnert sich der Spielertrainer, der selbst in der Regel im Abwehrzentrum zum Einsatz kommt. „Danach“, so Caliskan weiter, „war der Hinrundenverlauf aber sehr positiv. Die Spieler haben gut mitgezogen, und ich war sehr zufrieden. Immerhin waren wir die einzige Mannschaft, der es gelungen ist, den Tabellenführer von der FC-Zweiten zu schlagen.“ Überhaupt habe man in den direkten Vergleichen gegen die Topteams der Liga meist eine gute Figur abgegeben.

Mit acht Treffern, meist durch direkte Freistöße erzielt, trug Spielertrainer und Abwehrchef Caliskan zur guten Hinserie auch in der Offensive seinen Anteil bei. Erfolgreicher waren lediglich Angreifer Kevin Bürkle, der 13 mal jubeln durfte, und Kapitän Michele Soldo (9). „Er hat wieder richtig gute Spiele gezeigt und auch viele Tore aufgelegt“, lobt Caliskan seinen Schlüsselspieler, der in der Saison zuvor in der Kreisliga A1, die letztlich mit dem sofortigen Wiederabstieg endete, lange verletzt ausgefallen war. Bestens integriert ist nach seinem ersten Halbjahr in Marbach schon der junge Torhüter Deniz Icöz: „Er hat sich trotz einiger Hänger gut reingefunden und etwa 70 Prozent der Spiele bestritten“, erzählt der Trainer.

So richtig Blut geleckt in Sachen Kreisliga A haben sie nach dem einjährigen Intermezzo bei Anadolu aber nicht. „Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich eigentlich gar nicht aufsteigen will“, gesteht Caliskan. Angesichts der aussichtsreichen Platzierung überrascht eine solche Aussage aus dem Mund eines Coachs zunächst sehr, doch er erklärt: „Etwa 80 Prozent unseres Kaders spielt seit Jahren zusammen und ist ein Freundeskreis, der sich dadurch jede Woche trifft. Für uns steht der Spaß im Vordergrund. In der Kreisliga B haben wir den, denn wir können auch ohne oder mit nur wenig Training oben mitspielen und die anderen ärgern. Und Gewinnen macht nun einmal viel mehr Spaß als Verlieren. Eine Klasse höher brauchst du dazu aber Kondition.“ Zumal, wie er anfügt, viele Anadolu-Akteure inzwischen schon über 30 Lenze zählen. Jedoch stellt Caliskan unmissverständlich klar: „Herschenken werden wir nichts und auf keinen Fall Spiele absichtlich verlieren, um nicht aufzusteigen.“ Einen klaren Favoriten sieht er im Aufstiegsrennen übrigens nicht. „Alle fünf Spitzenteams können es schaffen. Aufgrund dieser Ausgeglichenheit gibt es im Frühjahr viele Topspiele“, freut er sich.

Mit der Trainingsintensität nehmen es die Anadolu-Spaßkicker folglich auch in der laufenden Vorbereitung nicht allzu genau. „Offen gesagt haben wir noch nicht einmal trainiert und stellen derzeit unseren Trainingsplatz zu den uns zustehenden Zeiten sogar dem TSV 1899 Benningen zur Verfügung, weil der über keinen Kunstrasen verfügt“, berichtet der Spielertrainer. Er setzt dagegen mit seinem im Winter komplett unverändert gebliebenen Kader in erster Linie auf Testspiele. Das erste gewann man mit 2:1 gegen Sönmez Bietigheim, im zweiten unterlag man 3:4 gegen Türkgücü Möglingen. Durchaus recht ist es Caliskan daher auch, dass sich an die Rückrundenauftaktpartie am 4. März beim GSV Erdmannhausen II für sein Team gleich eine englische Woche anschließt. „Dann sind wir sofort wieder richtig drin“, ist er optimistisch.