Sibylle Wieland Foto: Archiv (Marbacher Zeitung)

Auf der Homepage  des Vereins präsentiert sie  ihre eigene Sichtweise zur Lage des Fußball-Bezirksligisten.

Marbach - Sibylle Wieland, Vorsitzende des FC Marbach, hat auf einen Bericht und insbesondere auf einen Kommentar vom 16. Juni in unserer Zeitung reagiert, in denen es um die aktuellen Schwierigkeiten bei der Kaderplanung des Fußball-Bezirksligisten geht, aber auch um die Strukturen innerhalb des Vereins. Allerdings hat sie nicht etwa das direkte Gespräch mit der Redaktion gesucht, sondern lediglich auf der Homepage des Vereins Stellung bezogen. „Das Führungsgremium Wieland/Kohler/Forisch tritt einstimmig dem Eindruck entgegen, ,der Vorstand habe sich in den Haaren’“, schreibt Wieland und nimmt damit Bezug auf den Kommentar in unserer Zeitung, in dem es wörtlich hieß: „Dass die Vorsitzende Sibylle Wieland auf der einen sowie der 2. und 3. Vorstand Lars Kohler und Timo Forisch auf der anderen Seite nicht die besten Freunde sind, ist seit langem ein offenes Geheimnis.“ Diese Einschätzung wird seit Jahren auch aus Kreisen der Mannschaft hinter vorgehaltener Hand immer wieder gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

Neben der Marbacher Zeitung bekommt aber auch Ex-FC-Spieler Angelo de Capua Kritik von Sibylle Wieland ab. Der Stürmer wechselt nach Benningen, unter anderem, weil ihm der Verein einen Ausbildungsplatz besorgt hat. Dieser Wechsel sei laut Wieland „im kompletten Umfeld schwer nachvollziehbar. Er (Angelo de Capua, Anm. d. Red.) war trotz seiner Jugend mit das ,Gesicht’ des Vereins. Bei den Fans voll anerkannt und gemeinsam mit seiner Familie im Verein voll integriert. Einen Wechsel höherklassig hätten wir verstanden und auch gefördert. Die Aussage der beruflichen Förderung durch seinen aufnehmenden Vereins können wir nicht nachvollziehen, da wir ihm auch schon mit Unterstützung unseres Partners Hainbuch eine Lehrstelle angeboten hatten.“ De Capua selbst widerspricht jedoch dieser Darstellung: „Sibylle Wieland hatte mir vergangenen Sommer eine Lehrstelle bei Hainbuch in Aussicht gestellt. Ich sollte ihr eine Bewerbung zuschicken, was ich auch getan habe. Danach habe ich trotz Nachfrage nie wieder etwas zu diesem Thema gehört.“ Dass Wieland jetzt angesichts seines Wechsels so reagiere, sei für ihn deshalb völlig unverständlich.

Zurück zur Kritik der FC-Vorsitzenden an der Veröffentlichung in der Marbacher Zeitung: Unterstützt sieht sich Wieland durch die Bewertungen des Kommentars auf der MZ-Homepage – anonyme Bewertungen. Ein anderes Bild zeichnen da die Kommentare auf unserer Facebook-Seite, auf welcher der Kommentar ebenfalls verlinkt wurde. Hier nehmen mehrere Personen – nicht anonym – Stellung. So schreibt Metin Üven: „Der Verein wurde systematisch kaputt gemacht gleich nachdem Jürgen Schmiedel aufgehört hat. Wenn Frau Wieland der FC Marbach am Herzen liegt, dann soll sie zurücktreten und Edelfan werden. Die Aufstiege, die viel Geld gekostet haben, sind keine Erfolge, sondern eingekauft.“ Michael Deutze findet: „Der FC hat in den vergangenen Jahren gefühlt jeden Sommer einen hohen ,Exodus’. Auffällig dabei ist jedoch, dass jedes Jahr besonders viele ,Marbacher’ den Verein verlassen.“ Michael Günthner schreibt: „Hauptproblem ist die nicht existente Jugendarbeit im Verein, die die Zukunft des Vereins ist. Dafür sind nicht nur die beiden im Artikel angesprochenen Personen zuständig, sondern der komplette Vorstand. Einfach nur armselig was dieser Verein heute macht.“ In eine ähnliche Richtung kommentiert Thomas Kreickmann, ehemaliger Jugendtrainer beim FC: „Endlich wird mal öffentlich angesprochen, worüber wir ehemaligen Trainer uns ständig aufgeregt haben, es musste so kommen, und es ist nur die Spitze des Eisberges! Da werden Machtkämpfe innerhalb der Vereinsführung ausgefochten ohne Rücksicht auf den Verein.“ Auf die Kritik an den strukturellen Defiziten in der Jugendarbeit geht Sibylle Wieland in ihrer Stellungnahme überhaupt nicht ein.

Übrigens bestätigen auch die Reaktionen zweier ehemaliger FC-Spieler, die uns per Mail erreicht haben, die Aussagen des Kommentars. Beide möchten aber nicht namentlich genannt werden, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie „öffentlich nachtreten“ würden.

Sibylle Wieland kritisiert in ihrer Stellungnahme auf der FC-Homepage auch die Einschätzung, dass der Verein die Abgänge bislang nur quantitativ ersetzt habe. Dies empfinde man als „fehlende sportliche Wertschätzung an unseren neuen Spielern. Gerne erinnere ich dabei an die von unserem ehemaligen Trainer Chris Seeber damalig verpflichteten Neuzugänge Bez, Kenniche und Rewitzer, welche aus der Kreisliga verpflichtet wurden und die sich, um bei seinem (Lars Laucke, Anm. d. Red.) Begriff zu bleiben, zu ‚Hochkarätern‘ entwickelt haben.“ Die Vokabel „Hochkaräter“ stammt in diesem Fall jedoch von Sibylle Wieland selbst. Zum anderen ist ihre Aussage zumindest im Fall Kenniche falsch. Er kam vom damaligen Bezirksligisten Hellas Bietigheim und war bereits zu dieser Zeit einer der besten Stürmer der Liga.

Auf der Homepage des FC Marbach ist direkt neben der Stellungnahme von Sibylle Wieland unter „Neuzugänge“ übrigens noch Theofilas Xanthopoulos als künftiger Co-Trainer aufgeführt. Dies ist nicht mehr aktuell. „Ich habe dem FC vor ein paar Tagen leider wieder absagen müssen“, erklärt Xanthopoulos. „Das ist mir etwas peinlich, denn ich hätte das gerne gemacht. Aber ich habe mich geschäftlich einfach verkalkuliert. Ich komme nicht rechtzeitig raus, um den Job als Co-Trainer vernünftig machen zu können. Ich schaffe es einfach nicht.“ Damit steht der künftige Trainer Niko Koutroubis also aktuell wieder alleine da.