Das Zeichen zum Wechseln könnten die Schiedsrichter in den Kreisligen B und C künftig deutlich häufiger geben. Foto: Archiv (Baumann)

In den unteren Fußballligen dürfen künftig ausgewechselte Spieler wieder eingewechselt werden.

Marbach - Für viele Diskussionen unter den Fußballfans dürfte eine Regeländerung sorgen, die von dieser Saison an in den Kreisligen B und C sowie in der Frauen-Bezirksliga gilt: Ab sofort können dort ausgewechselte Spieler auch wieder eingewechselt werden. „Das bedeutet im Detail, dass wie bisher bis zu drei Spieler eingewechselt werden können. Unter den dann insgesamt eingesetzten 14 Spielern kann der Trainer dafür aber künftig nach Belieben hin und her wechseln“, erklärt Ingo Ernst, Staffelleiter im Bezirk Enz-Murr. Mit dieser Regelung will man die Flexibilität in den unteren Ligen erhöhen. „Es ist dort ja häufig so, dass die Spieler nicht wirklich die Fitness für 90 Minuten haben. So kann man sie mal 20 Minuten verschnaufen lassen, ohne dass sie gleich komplett aus dem Spiel sind“, erklärt Ernst.

Eigentlich wollte man die neue Regel im gesamten Württembergischen Fußballverband jeweils für die untersten Ligen einführen. „Da es aber drei Bezirke gibt, in denen das die Kreisliga C ist, beim Rest hingegen die Kreisliga B, hat man es eben auf diese beiden Ligen ausgedehnt. Sonst hätten wir ja bei uns im Bezirk Enz-Murr in der B-Liga eine andere Regelung gehabt als im Nachbarbezirk Rems-Murr, der ja keine C-Liga hat“, erläutert Ernst. Auf dem Staffeltag wurde die Änderung bekannt gegeben, „und es waren alle zufrieden, die es betrifft“, betont der Staffelleiter.

Das die betroffenen Trainern allerdings anders. Zumindest stößt die geänderte Wechselregel bei unserer – natürlich nicht repräsentativen – Umfrage größtenteils auf Ablehnung. „Für mich macht das keinen Sinn. Wenn ich jemanden neu bringe, dann braucht der ja auch immer ein bisschen, bis er im Spiel ist. Wenn ich nun immer hin und her wechsle, dann störe ich damit eher den Spielfluss meiner Mannschaft. Zudem kann ich ja speziell in der Schlussphase das Spiel in die Länge ziehen, indem ich immer wieder Wechsel vornehme“, kritisiert zum Beispiel Alexander Schwarzenberger, Spielertrainer des vergangene Saison in die Kreisliga B abgestiegenen FC Marbach II.
Ähnlich sieht es Marcel Behrend, Spielertrainer beim C-Ligisten Sportfreunde Mundelsheim 06.
„Im normalen Spielbetrieb ist das meiner Meinung nach eher störend. Prinzipiell ist es vielleicht für Teams, die nur wenige Wechselspieler haben, eine gute Sache. Aber wir haben in der Vorbereitung eher negative Erfahrungen gemacht.“ Auch für Luigi Piu, Trainer von B-Ligist VfR Großbottwar II,
ist die neue Regel „eher ein Rückschritt. Ich kann ja nach wie vor nur zwei neue Spieler bringen, weil ich mir einen offen lassen muss, falls sich zum Beispiel der Torwart verletzt. Und das Problem der wenigen Wechselspieler habe ich nicht, da unser Kader groß genug ist.“ Alle drei sind sich einig: Besser wäre es gewesen, das Wechselkontingent auf vier oder fünf Spieler zu erhöhen,

Was den Punkt der möglichen Spielverzögerung betrifft, hält Ingo Ernst dagegen: „Das ist dann Aufgabe des Schiedsrichters, solche Dinge zu unterbinden. Ein Wechsel kann ja nur mit seiner Zustimmung vorgenommen werden. Wenn der Schiri bemerkt, dass es nur darum geht, Zeit zu schinden, dann darf er den Wechsel halt nicht zulassen.“ Marcel Behrend hingegen widerspricht: „Damit wären wir dann wieder einmal beim Thema gute Schiedsrichter in der Kreisliga.“ Doch der Mundelsheimer Spielertrainer räumt auch ein: „Fußballer sind ja Gewohnheitstiere. Vielleicht muss sich das auch erst einspielen.“ Das sieht Ingo Ernst ähnlich: „Man muss sich da sicherlich dran gewöhnen. Bis vor einem Jahr hätte ich auch gesagt, dass der Rückwechsel im Aktivenbereich niemals kommt.“ Der Staffelleiter fügt hinzu: „Wenn die Aktiventrainer wissen wollen, wie es mit dieser Regel funktioniert, dann müssen sie doch nur mal bei ihren Jugendtrainern nachfragen.“

Denn in der Jugend gibt es den Rückwechsel schon seit einigen Jahren – mit positivem Feedback, wie Robert Balaban, A-Jugendtrainer beim SGV Murr,
bestätigt: „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Ich kann zum Beispiel einen gelb-rot-gefährdeten Spieler mal für eine Weile rausnehmen, damit er sich abkühlt, ihn später aber wieder bringen. Natürlich besteht die Möglichkeit, das Spiel zu verzögern. Da ist es dann auch eine Frage, wie gut der Schiedsrichter geschult ist.“ Balaban könnte sich zudem noch weitergehende Änderungen vorstellen: „Als ich aus der Jugend kam, gab es noch Zeitstrafen. Das könnte man durchaus wieder einführen.“ Und das Interchanging, also den fliegenden Wechsel ganz nach Belieben, wie es in den meisten anderen Mannschaftssportarten üblich ist? „Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht“, gibt Balaban zu. Ingo Ernst sieht hier zwar derzeit keine Bestrebungen. „Aber wer weiß, was noch kommt? Ausschließen würde ich es nicht. Doch jetzt schauen wir erstmal, wie die neue Regel ankommt – ich bin zuversichtlich.“