Für Pierre Fees – und viele andere FC-Akteure – ist das gestrige Spiel Foto: avanti

Die Landesliga-Fußballer des FC Marbach haben durch ihr 1:0 einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht.

Marbach - Freud und Leid liegen manchmal sehr eng beeinander. Mit Tränen in den Augen, einem dicken Kloß im Hals und doch einem Lächeln auf den Lippen stand FC-Mittelfeldakteur Pierre Fees gestern Nachmittag kurz nach dem Abpfiff der Partie zwischen dem FC Marbach und der SG Sonnenhof Großaspach II auf der Tartanbahn des Marbacher Hainbuch-Stadions. Zum einen aus Freude darüber, dass sein Team mit 1:0 gewonnen und wichtige Punkte im Abstiegskampf eingefahren hatte. Zum anderen aus Trauer. Denn im Rahmen des gestrigen Heimspiels nahm der Verein Abschied von Winfried Roeder.

„Winni“, wie ihn alle nannten, war Ausschussmitglied, langjähriger Stadionsprecher, vor allem aber seit rund zehn Jahren Betreuer der ersten Mannschaft. Die gute Seele des Hauses, sozusagen. Roeder war am 2. Mai an einem Herzinfarkt gestorben. Zum Gedenken an ihn wurde die Partie gestern mit einer Schweigeminute eröffnet, außerdem wurde dem 64-Jährigen mit einem ganz besonderen Einlauf gedacht. Mit dem Fußball-Klassiker „You’ll never walk alone“ sowie mit bedruckten „Danke Winni“-T-Shirts ging es aufs Feld. Nach der Partie, dem 1:0-Erfolg, tönte erneut das Lied aus den Boxen – was Pierre Fees sehr berührte. „Winni war mein Förderer, er hat sich immer für alle Nachwuchsspieler eingesetzt. Das Spiel zu null war für ihn“, sagte er. Und nicht nur das. Auch das Siegtor, das ausgerechnet Fees in der 12. Minute schoss, widmete er seinem langjährigen Weggefährten. Nach einer mustergültigen Flanke von Patrick Flamm von der rechten Seite stand der Mittelfeldakteur völlig frei, brauchte nur noch einzunicken. Wie losgelöst rannte er los: in Richtung Stadionturm. Dem Platz, an dem Winfried Roeder in den vergangenen Jahren immer zu finden war. „Dieses Tor war etwas ganz Besonderes für mich“, verriet Pierre Fees später. Aber erst, nachdem er direkt vom Platz zu den Angehörigen gegangen und ihnen sein Beileid ausgesprochen hatte. Die Tränen – sie schimmerten automatisch. Die Geühle – sie fuhren sichtlich Achterbahn.

Denn die Partie gegen die SG Sonnenhof Großaspach II war auch noch alles andere als unwichtig. Als Tabellenvorletzter stand der FC Marbach vor der Partie mit dem Rücken zur Wand. Das war von Beginn an zu spüren. Die Marbacher warfen alles in die Waagschale, was sie hatten und kämpften um jeden Ball. „Sonnenhof war uns fußballerisch zwar überlegen, sie hatten etwa 85 Prozent Ballbesitz“, meinte FC-Trainer Christian Seeber nach der Partie, fügte aber an: „Letztlich war es ein verdienter Sieg für uns. Wir hatten in ein paar Situationen Glück, haben uns insgesamt aber voll reingeworfen.“ Pierre Fees sagte: „Es war ein harter Kampf heute, aber nur so geht es. Manchmal muss man eben auch dreckig gewinnen. Das haben wir heute getan.“

Dabei hätte der FC in der zweiten Häfte gut und gerne auf 2:0 erhöhen können. „Wenn wir das getan hätten, wäre der Ofen aus gewesen“, so Fees. Der eingewechselte Nicola de Pilla, Angelo de Capua sowie Ismail Yildirim – der bereits in der 28. Minute für den verletzten Marvin Goncalves ins Spiel geworfen wurde – waren bei ihren Kontern aber nicht konsequent genug. De Pilla hatte bei einem der Versuche sogar schon Sonnenhof-Keeper Julian Glassl umspielt, blieb dann aber an Christopher Paurevic hängen. „Was die Mannschaft heute gezeigt hat, spricht für sie“, war Chris Seeber nach dem Schlusspfiff mehr als stolz, denn sein Team musste ab der 57. Minute auch noch in Unterzahl agieren. Nach einem Foul sah Lukas Kramer seine zweite gelbe Karte an diesem Tag und musste mit Gelb-Rot vom Platz. Sonnenhof drängte danach, fand aber ähnlich wie beim Hinspiel kein Mittel und verlor somit am Ende 0:1. Für den FC war es ein wichtiger Sieg – und einer für seinen „Winni“. FC Marbach:
Vorbusch – Möhle, Kolak, Eggert, Kleiss – Goncalves (28. Yildirim), Fees, Kramer, Dias (77. Fortino) – Flamm (71. de Pilla), de Capua.