Stefanie Höpfner hat bei der Vernissage musikalische Unterhaltung geboten. Die Besucher stimmen sich derweil auf den Frühling ein. Foto:  

Im MZ-Treppenhaus ist die Ausstellung „Flower Power“ von Jens Schramm eröffnet worden.

Marbach - Der Frühling mit seinen Sonnenstrahlen und bunter Blütenpracht lockt die Menschen nach draußen – und doch: Wie oft geht man achtlos oder zumindest flüchtig an den Blumen vorüber, die sich selbst mitten in der Stadt und an vielen ganz unerwarteten Stellen finden. Der Blick des Fotografen offenbart die wahre Pracht, wie man an der neuen, mit „Flower Power“ überschriebenen Bilderausstellung im Treppenhaus der Marbacher Zeitung sehen kann. Jens Schramm hat mit seiner Kamera die teils zarte, teils opulent wirkende Schönheit der Blüten eingefangen.

Eine pinkfarbene, voll aufgeblühte Tulpe mit zartem dunklen Geäder reckt sich sonnenhungrig dem Licht entgegen, während eine Rosenknospe zwischen den grünen Kelchblättern noch auf den großen Moment ihrer vollen Prachtentfaltung zu harren scheint. Orange leuchtende Kaiserkronen thronen, wie es einer Pflanze mit solch royalem Namen gebührt, über weißen Hyazinthen, die sich bescheiden in künstlerische Unschärfe zurückziehen. Doch auch die Bilder in Schwarzweiß- und Sepiatönen haben ihren eigenen Reiz, lenken doch keine Farben von den filigranen Formen ab.

Die gut 70 Besucher, die sich am Samstagvormittag zur Vernissage ins Treppenhaus drängten, konnten sich schier nicht satt sehen an den Frühlingsboten. Angeregt tauschten sie sich mit einem Gläschen Wein in der Hand über ihre Eindrücke aus. Und weil man auch immer wieder etwas über den Künstler erfahren möchte, entlockte MZ-Geschäftsführer Kai Keller dem Fotografen Jens Schramm im lockeren Gespräch manche Zusatzinformation. So erfuhren die Besucher, dass Schramm ein „Marbacher Aborigine“ ist, einer der letzten im hiesigen Krankenhaus Geborenen, der über ganz unterschiedliche berufliche Stationen zum Deutschen Literaturarchiv auf der Schillerhöhe gefunden hat, wo er als Bibliothekar arbeitet. Die Schillerhöhe ist auch ein Ort, wo er viele der Motive findet.

Weiter verriet er, dass er Spätzle Curryreis vorzieht, dass er lieber in der Wilhelma als in New York ist – „ich bin kein Stadtmensch, und außerdem habe ich Angst vor dem Fliegen“, und dass er eine Schildkröte namens Leia hat – Star-Wars-Fans wissen, woher der Name kommt. „Ich bin schon ein bisschen ein Nerd, liebe Fantasy und Science Fiction“, räumte der gelernte Informatikkaufmann ein; trotzdem hat er sich auch den Blick für die Natur bewahrt.

Die Vorliebe fürs Blumenmotiv sei vor vielen Jahren bei einem Spaziergang mit Großmutter und Mutter zum „Galgen“ entstanden, wo er den blühenden Mohn abgelichtet hat. „Davon war ich so begeistert, dass ich weitergemacht habe“, sagte er. Ein Triptychon am Treppenaufgang hat für ihn eine besondere Bedeutung, da die drei Bilder in einer schweren Lebensphase entstanden sind – das erste steht für die Krise, das zweite für die Besserung, das dritte für ein neues Leben, das Wiederaufblühen.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage durch Kopetti – ein Musikprojekt von Stefanie Höpfner, die wie Schramm als Bibliothekarin am DLA arbeitet und mit Gitarre und rauchiger Stimme vom James-Bond-Komponisten John Berry inspirierte Lieder präsentierte. „Das Projekt ist zurzeit ziemlich runtergebrochen“, sagte sie. „Weitere Musiker dürfen gerne Kontakt zu mir aufnehmen.“

Die Ausstellung ist drei Monate lang zu den Öffnungszeiten des Verlags zu sehen.