Ingeborg Scholz (links) betreut Hanne und Klaus Indefrey in ihrem neuen Zuhause im Jenaweg – soweit sie das wünschen. Martina Klein von der Stadt (rechts) hat sich um die Vermittlung der Wohnung im betreuten Wohnen gekümmert. Foto: Werner Kuhnle

Das Ehepaar Indefrey fühlt sich im Jenaweg 4 zu Hause. Das betreute Wohnen wird in der Schillerstadt seit 20 Jahren angeboten.

Marbach - Der Auslöser für den Umzug des Ehepaars Indefrey in eine betreute Wohnung war ein Beinaheunfall. Ihr Mann Hans sei im Garten des Doppelhauses in Schömberg fast von der Leiter gefallen, erinnert sich Hanne Indefrey. Daraufhin hätten ihre beiden Töchter gesagt: „Jetzt muss was passieren.“ Das ist jetzt mehr als vier Jahre her. Dass es die beiden dann vom Nordschwarzwald nach Marbach verschlagen hat, liegt daran, dass eine der beiden Töchter mit ihrer Familie seit mehr als 20 Jahren hier lebt. Sie wusste vom Seniorenstift und vermittelte ein Gespräch mit dem Heimleiter Helmut Wiedenhöfer.

Als sie ihn trafen, habe er ihnen einen Tipp gegeben, erzählt Hanne Indefrey. „Sie sind doch noch recht agil“, habe Wiedenhöfer gesagt. Und dass es in Marbach ein betreutes Wohnen gebe, für das man sich an die Stadt wenden müsse (siehe separater Kasten). Das Ehepaar überlegte nicht lange und meldete sich im Oktober 2010 an. Dass ihnen in einem Brief eine Wartezeit von zwei bis drei Jahren angekündigt wurde, störte sie nicht. „Das ist genau richtig, habe ich gedacht“, sagt Hanne Indefrey.

Doch dann ging alles ganz schnell. Im Januar 2011 sei ein Anruf gekommen. „Es war der 20., mittags um drei, das werd’ ich nie vergessen“, sagt die 80-Jährige lächelnd. Es sei eine Wohnung frei, sie könnten zum 1. März einziehen. Der Schreck war groß: „So schnell wollten wir das gar nicht“, sagt ihr 83-jähriger Ehemann. „Schließlich mussten wir ja das Haus verkaufen, alles ausräumen.“ Zwei Tage Bedenkzeit hatten die beiden. Doch dann habe ein Bekannter ihnen klar gemacht, dass sie bei einer Absage auf der Warteliste wieder ganz hinten landen würden. Das machte die Entscheidung leicht. „Jetzt bin ich so froh, dass wir den Umzug hinter uns haben“, sagt Hanne Indefrey. Bei der Besichtigung der leeren Wohnung zwei Tage später habe sie die Räume schon in Gedanken eingerichtet. „Und jetzt fühlen wir uns hier richtig wohl.“ Das liege an der schönen Lage des Hauses im Jenaweg 4, sagt Klaus Indefrey auf dem kleinen Balkon mit Blick über die Nachbardächer. Wenig Verkehr, Bäcker und Friseur gleich um die Ecke, eine gute Anbindung über Bus und S-Bahn. Derzeit laufen die beiden täglich einmal in die Stadt runter und wieder hoch, das hält fit.

Auch die 65 Quadratmeter ihres neuen Zuhauses gefallen ihnen gut. Die beiden leben in der größten der 18 Wohnungen im Haus, die anderen haben zwischen 45 und 55 Quadratmeter. Allen gemeinsam: zwei Zimmer, eine großzügig geschnittene Küche und ein ebensolches Bad. Alle Räume sind behindertengerecht, in jedem ist mindestens ein Notrufknopf. Ein Aufzug verbindet die drei Stockwerke mit Tiefgarage, Waschküche und Abstellräumen im Keller. Bequeme Sitzgruppen in den Hausfluren verraten, dass es sich um kein klassisches Mietshaus handelt.

Ein weiterer Pluspunkt: die Anbindung an das nur wenige Schritte entfernte Seniorenstift. Dort gehen die beiden fast täglich essen, nehmen häufig an den Veranstaltungen teil. Seinen 80. Geburtstag hat Klaus Indefrey ebenfalls dort gefeiert. Sollten die seit 1962 verheirateten Eheleute einmal nicht mehr allein zurechtkommen, können sie sich Pflegeleistungen bei einem Dienst ihrer Wahl dazubuchen. Und wenn nötig, ohne Wartezeit ins Seniorenstift umziehen. Gleichzeitig können sie aber so lange in der Wohnung bleiben, wie sie möchten. Per Vertrag ist ausgeschlossen, dass der Eigentümer ihnen kündigt.

Und dann ist da auch noch Ingeborg Scholz. Sie ist beim Seniorenstift angestellt und kümmert sich um die Bewohner des Hauses – allerdings nur so viel, wie die das wünschen. „Wir fühlen uns frei und ungebunden“, sagt Klaus Indefrey. „Und dennoch gut betreut“, ergänzt seine Frau.

Was noch dazukommt: Zur Tochter – und zu sechs der acht Enkel – sind es nur ein paar Minuten zu Fuß.