Bernd Stelter lässt sich schwer in ein bestimmtes Genre pressen. Foto: avanti

Volles Haus bei Bernd Stelter mit seinem Kabufforchester. Die Geschichten sind voll aus dem Leben gegriffen.

Marbach -

Was passiert, wenn man sich zwei Mal halb tot gelacht hat?“, fragt Bernd Selter bei „Das Fragenlied“ – und das ist eine berechtigte Frage, denn laute und vergnügte Lacher gibt es am Sonntagabend viele bei seinem Liederabend in der Marbacher Stadthalle. Und auch die Frage, warum man sich beim Hellseher einen Termin besorgen muss, zeugen von seinem feinsinnigen Humor, den er entweder in temporeiche Lieder verpackt oder auch bei Balladen berührend in Geschichten aus seinem Leben einbettet. Man bekommt bei seinem Liederabend in der Schillerstadt tatsächlich das Gefühl, Bernd Stelter schon lange gut zu kennen.

Erst zum dritten Mal bringt Bernd Stelter mit seinem Kabufforchester sein Programm „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten“ auf die Bühne und kommt damit beim Marbacher Publikum gut an. In ein bestimmtes Genre lässt er sich kaum einordnen – und will das auch nicht. Bekannt ist er aus dem Karneval, durch Kabarettprogramme, wegen seiner Lieder, und auch seine Bücher kommen gut an. „Heute ist hier die Premiere“, sagt er. Und nach seinem: „Gut, davor waren zwei kleine Vorpremieren“, erntet er wieder viele Lacher. Bisher war er eher im Norden Deutschlands unterwegs und freut sich, dass bei seinem ersten Auftritt in Marbach „die Hütte rappelvoll ist.“ Tatsächlich ist die Stadthalle mit 550 verkauften Karten fast ausverkauft, was zeigt, dass sich die Kooperation der Stadt Marbach mit der Eventagentur Neckar-Enz-Kulturevents auszahlt. Zum ersten Mal sind die hinteren Stuhlreihen auf kleinen Podesten platziert, so dass man auch von dort aus einen guten Blick auf die Bühne hat.

Ohne Umschweife beginnt Stelter sein Programm, er kommt auf die Bühne, nimmt sich die Gitarre und spielt eines seiner bekanntesten Lieder „Ich hab drei Haare auf der Brust“. Seit 26 Jahren mache er Kabarettprogramme, sagt er, und habe immer neue Lieder dabei – aber auch alte. Das ist die Steilvorlage für das nächste Lied, das er mit den Worten „mit 15 Jahren habe ich mein erstes Lied geschrieben, das spiele ich Ihnen jetzt vor, das wird nicht so leicht“ ankündigt und schickt nach einer kurzen Pause hinterher: „Dann hab ich das schon mal weg.“ Weil er viele Urlaube als Jugendlicher am Meer verbracht habe, heiße es „Salzwasser saufen“ und es kommt wider Erwarten gut an.

Auch seine Musiker, die schlicht mangels Masse, und nicht mangels Können, Kabuff- statt Kammer-Orchester heißen, kommen gut an. Ambitioniert zeigen sie ihr Können, solange Stelter hinter der Bühne kurz ein Buch holen muss. Für diese professionelle, jazzige Einlage ernten Tobias Sundhoff am Flügel und Daniel Goldkuhle an der Gitarre spontan einen kräftigen Szenenapplaus. Auch sie haben sichtlich Spaß am Programm. Etwa als Stelter sich an seine Jugendzeit erinnert, wo er bei einem Engagement in Berlin betroffen feststellt habe: „Egal wo man hingeht, man rennt immer gegen diese Mauer.“ Und als er, etwas verunsichert nach einem sehr erfolgreichen Künstler, wegen seines Auftritts ein Stoßgebet an den Himmel geschickt habe, sei plötzlich jemand auf die Bühne gekommen und habe verkündet, die Mauer sei auf. Und nur sein kurzes: „Ich will nicht sagen, dass mein kleines Gebet .  . .“ sorgt für viele Lacher – auch bei seinen Musikern.

Zwei befreundete Paare aus Mundelsheim und Hessigheim sind begeistert: „Er ist einfach genial, wir kennen ihn vom Fernsehen.“ Und eine der beiden Frauen sagt, sie habe auch sein Buch gelesen: „Man muss wirklich beim Lesen laut lachen.“ Er sei ungefähr der gleiche Jahrgang wie sie und ihr gefalle, dass er sich auch selbst ein bisschen auf die Schippe nehme. Ein Mann aus Ludwigsburg fühlt sich an diesem Abend an viele eigens erlebte Situationen erinnert. „Vor allem das Lied „Gute Nacht mein Engel“, das Stelter für seine Tochter geschrieben hat, hat mir gut gefallen.“