Dorothee Thullner hat ein gutes Auge für die Schönheiten der Natur. Foto: Thullner

Die Ausstellung „MEinblick“ von Dorothee Thullner ist von kommenden Samstag an im MZ-Treppenhaus zu sehen.

Marbach - Es sind vielfach die naheliegenden und alltäglichen Dinge, die Dorothee Thullner konzentriert ins Auge fasst. Die Marbacherin nimmt jedoch jede Facette davon mit all ihren Sinnen auf, bevor sie zwischen sich und das Motiv die Linse schiebt und abdrückt. „Ich muss mich quasi satt daran sehen, erst dann kann ich die Kamera zücken“, sagt die leidenschaftliche Hobby-Fotografin, die eben ihren eigenen Blick auf die Dinge werfen will. Für sie sind gerade auch die emotionalen Eindrücke ihrer Umwelt und die daraus resultierende Motivauswahl von Bedeutung.

Irgendwie ähnelt sie darin Karl Bauer. Gemeinsam hat sie mit dem Marbacher Landwirt und Autor kleiner Geschichten genau diese Eigenschaft: Das, was uns Menschen umgibt, mit einem offenen, ja zärtlichen Blick zu begegnen. Bauer unterstreicht diese Fähigkeiten mit seinen Wochensprüchen, die feinsinnig aufgreifen, was die Jahreszeit mit der Natur und dem Menschen macht. Bei seinem Stand auf dem Wochenmarkt sind die Texte stets angeschlagen. Die niedergeschriebenen Gedanken von Karl Bauer wiederum hat Dorothee Thullner mit ihren eigenen, sensiblen Ablichtungen der Realität feinsinnig ergänzt – und zwar mit Hilfe eines Tischkalenders. 53 Fotografien hat die Mutter von zwei erwachsenen Kindern dazu ausgewählt, die sich über das fertige Ergebnis freut: „Eine tolle Kombination“, sagt sie über die Texte Bauers, die mit ihren Fotos eine künstlerisch reizvolle Aussageeinheit bilden. Mit einer Vernissage im MZ-Treppenhaus wird auch der Kalender der Öffentlichkeit vorgestellt.

Beinahe meditativ wirken die Exponate, die vielfach in Makrofotografie-Technik dem Motiv intensiv auf die Pelle gerückt sind. Rund zwei Drittel der gezeigten Werke entstammen dem Kalender, ein weiteres zeigt Fotos, die nicht themengebunden sind. Genau hinzusehen, macht der Fotografin Spaß. Dieselbe Freude hat sie daran, wenn sie abends am PC auswertet, was ihr tagsüber vor die Linse kam.

Thullner hat fast immer eine Kamera dabei. „Einen kleinen Knipser in der Tasche, um spontan abdrücken zu können, wenn es sich lohnt. Oder meine Spiegelreflexkamera, wenn ich gezielt losgehe.“

Hat sie ein Motiv gefunden, dann drückt sie gleich x-fach ab. Rund 25-mal klickt die Kamera bei einem ausgewählten Objekt: egal, ob es die Stiefmütterchen im Garten sind, der von Frost überzogene Teil einer Metallverzierung, ein Backblech voller Brote, vom Schnee bedeckte Blüten oder die Spiegelung eines Kirchenfensters an der Mauer. „Ein oder zwei richtig gute Bilder kann ich dann meist auswählen.“ Doch die gelernte Drogistin, die während ihrer Ausbildung auch Fotokunde hatte, ist sehr kritisch: Gerade weil sie die Formenvielfalt des Alltags liebt und ihr mit ihren Aufnahmen eine neue Würde gibt. „Wenn keine meinen Vorstellungen entspricht, dann lösch ich schon mal alle Aufnahmen.“

Personen jedoch sind selten darauf zu finden. Mit dem Äpfel verkaufenden Karl Bauer findet sich eine seltene Ausnahme in der Ausstellung, die ab Samstag, 22. Oktober, im Treppenhaus der Marbacher Zeitung gezeigt wird. Ansonsten hält Thullner einfach jene Augenblicke fest, die sie selbst faszinieren. „Daraus schöpfe ich viel Kraft“, meint die Fotografin, die als weiteres Hobby auch ihren Garten nennt. „Das ergänzt sich sehr gut.“ Und so finden sich zahlreiche Natur-Aufnahmen in dem Kalender wieder, die nicht allein im Garten entstanden sind. „Auf Wanderungen und überall dort, wo ich durch die Natur streife“, konkretisiert die Naturliebhaberin, die meist aus Erinnerungsgründen abdrückt. „Weil dann wiederholt sich der Moment meiner Freude.“