Mögliche Hotelbetreiber könnten wohl auf Radtouristen als Gäste Foto: dpa

Der Tourismusbericht zeigt, dass ein Bedarf für Angebote im niedrigpreisigen Segment vorhanden ist.

Marbach - Radreisen sind in. Und Anja Behnle, die Touristikfachfrau im Marbacher Rathaus, ist davon überzeugt, dass dieser Boom längst nicht zu Ende ist. „Da wäre zu überlegen, ob man in diesem Bereich nicht ein Gästehaus in größerer Form ansiedelt“, sagte sie jetzt im Verwaltungsausschuss, wo sie ihren Jahresbericht für 2016 vorstellte. Zumal die Anbieter während der Saison voll ausgelastet seien. Anja Behnle kann sich vorstellen, dass Routen dann auch so geplant würden, dass Marbach als Übernachtungsstation berücksichtigt wird. Allerdings wollten Pedaleure keine größeren Summen für ein Bett auf den Tisch legen. Insofern sollte es sich um ein Haus handeln, das nicht im hochpreisigen Segment angesiedelt ist.

Die Tourismusexpertin wies außerdem darauf hin, dass in der Region der Bedarf an Zimmern für Geschäftsleute stark ansteige. Eine Klientel, auf die das inzwischen als Flüchtlingsunterkunft benötigte Art-Hotel einst schwerpunktmäßig zugeschnitten gewesen sei. „Da wird Marbach also das Stück vom Kuchen nicht abbekommen“, konstatierte Anja Behnle. Dafür sind die Häuser, die jetzt schon bestehen, gut nachgefragt. Bei der Auslastung sei nochmals eine Steigerung zu verzeichnen. Inzwischen liege man bei den gewerblichen Anbietern, die mindestens zehn Betten in petto haben, in dieser Hinsicht sogar leicht über dem Landesschnitt. Insgesamt wurden in den fünf großen Häusern im vergangenen Jahr rund 24 000 Übernachtungen registriert. Der Wert sei hier relativ konstant.

Das gilt auch für den Zuspruch bei den öffentlichen Stadtführungen, die 36-mal angeboten wurden. Gestiegen ist die Nachfrage nach privaten Führungen. Besonders beliebt seien szenische Rundgänge und solche, die ein Mehrerlebnis garantieren – wie die Termine, bei denen auch Wein ausgeschenkt wird. Überhaupt scheinen Programmpunkte, bei denen edle Tropfen eine Rolle spielen, in der Gunst der Touristen weit oben angesiedelt zu sein. So berichtete Anja Behnle, dass es beispielsweise zur jetzt wieder anstehenden Veranstaltung „Wein, Wandern und Genuss“ viele Rückfragen gebe. „Wir würden das auch gerne ausbauen. Das hängt aber von den Weingütern ab, ob die teilnehmen möchten oder nicht“, erklärte Behnle, die zudem deutlich machte, wie wichtig es ist, die Werbetrommel zu rühren, um die Reichweite zu erhöhen. Deshalb mischt die Tourismusgemeinschaft bei der Arbeitsgruppe Weintourismus mit und ist regelmäßig auf der Reisemesse CMT in Stuttgart vertreten.

All das hat aber nichts daran geändert, dass die Besucherzahlen in Schillers Geburtshaus weiter im Sinkflug sind. Nur noch 10 286 Besucher und damit rund 1300 weniger als 2015 lösten dort im vergangenen Jahr eine Eintrittskarte. Das bereite ihm Sorgen, sagte Hendrik Lüdke von Puls. „Da drückt sich eine gewisse Hilflosigkeit aus, dass wir dem nicht gegensteuern können.“ Außerdem fragte er, ob die 13 Ferienwohnungen in Marbach nicht als Wohnraum genutzt werden könnten. Da gebe es ja offenbar einen Mangel. Barbara Eßlinger von den Grünen wollte in dem Zusammenhang zudem wissen, wie viele Betten wohl über Kanäle wie Airbnb vermittelt werden. Der Bürgermeister Jan Trost versprach, das ermitteln zu lassen. In puncto Ferienwohnungen werde man die Situation beobachten. Es habe hier aber keine exorbitanten Steigerungen gegeben – sodass dem normalen Wohnungsmarkt nicht über Gebühr Potenzial entzogen werde.

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern beschäftigte das Thema Hotels und Gästehäuser. Es reiche nicht, die Situation nur zu beobachten. Man solle stattdessen deutlich darauf hinweisen, dass für private Investoren hier durchaus ein Markt vorhanden ist. Heinz Reichert von der SPD war wichtig, beim Thema Weinerlebnistouren am Ball zu bleiben. Ulrich Frech (CDU) gefiel der in der Vorlage zum Jahresbericht vermerkte Wunsch, das Weinbaumuseum in Rielingshausen zu reaktivieren.