Heinz-Werner Neudorfer ist auch weiterhin ordinierter Pfarrer und darf predigen, taufen und das Abendmahl feiern. Foto: Frank Wittmer

Am Sonntag ist Heinz-Werner Neudorfer als Pfarrer der evangelischen Stadtkirchengemeinde und in seinem Amt als Dekan verabschiedet worden. Dazu waren zahlreiche Weggefährten aus unterschiedlichen Stationen seines Wirkens gekommen.

Marbach - Geh unter der Gnade“, sang die Gemeinde am Ende des Gottesdienstes gestern Nachmittag, der von dem Bezirksbläserkreis, dem Kirchenchor und dem Mittendrin-Musikteam feierlich gestaltet worden war. In seinem letzten Gottesdienst als Leiter der evangelischen Kirchengemeinde und des Bezirks Marbach ging Dekan Heinz-Werner Neudorfer noch einmal in der ihm stets um die Wahrheit ringenden Art auf die Frage ein: „Gibt es Gott?“ Ohne den Glauben – „jetzt ist es doch heraus“, verließ der Wissenschaftler den strengen Pfad – ohne das Vertrauen auf Gottes Wort werde man keine Rettung finden. „Die Wahrheit, sie liegt in Jesus, der erniedrigt und dann am Kreuz erhöht wurde. Mehr haben wir nicht zu bieten – aber das reicht!“

Jeder einzelne, die Gemeinde solle „von den Hörern zu den Tätern“ des Wortes Gottes werden. Am liebsten – so kündigte Neudorfer das Glaubensbekenntnis an – wäre es ihm, man würde die Türen öffnen und in die Stadt gehen und dort seinen Glauben bekennen. Der Gemeinde gab er mit auf den Weg, dass der „Abschied und Übergang nicht in Trauer, sondern in Freude dessen, was kommen wird“ gefeiert werden solle.

Viele Marbacher und fast noch mehr Nicht-Marbacher waren zu dem Festgottesdienst gestern Nachmittag gekommen. Dies offenbarte sich beim Beten des Psalmes 43 „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“, in dem Neudorfer die Gemeinde bat, die Verse abwechselnd je nach Herkunft zu lesen. „Ich freue mich über alle, die da sind“, begrüßte der Dekan die Weggefährten aus den unterschiedlichen Stationen seines geistlichen Wirkens.

Prälatin Gabriele Arnold dankte für mehr als vier Jahrzehnte im Dienst der Evangelischen Landeskirche. Er habe seine Arbeit stets „gewissenhaft und treu“ verrichtet. Seinem Lebensmotto „Lebe nicht deinen Traum, sondern tue deine Pflicht“ könne er jetzt „etwas weniger Pflichten und mehr Träume“ wie das Reisen und die Zeit mit der Familie hinzufügen.

Mit hohem theologischem Engagement sei er nicht nur ein Lernender, sondern stets auch ein Lehrender gewesen, so die Prälatin. Sie hoffe, dass er seine wissenschaftlichen Studien auch weiter fortsetzen werde. Schließlich entbinde sie Neudorfer nur von seinen Amtspflichten als Dekan und Leiter der Gemeinde. „Er bleibt weiter ordinierter Pfarrer, darf weiter predigen, taufen und das Abendmahl feiern.“

Mit Liedern des Mittendrin-Musikteams und des Kirchenchors, der unter der Leitung von Bezirkskantor Hermann Toursel „komische Wünsche“ wie zum Beispiel das Luther-Lied „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ in der Version von Johann Sebastian Bach gerne erfüllte, war der Gottesdienst sehr feierlich. Die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates Katrin Mistele lud die Feiergemeinschaft dann noch im Anschluss zum gemeinsamen Ständerling ins Martin-Luther-Haus ein, wo bei Kaffee und Kuchen noch einige Grußworte gesprochen wurden, unter anderen vom Vorsitzenden der Bezirkssynode Reiner Knödler und dem Marbacher Bürgermeister Jan Trost.

Mit vielen guten Wünschen, musikalischen Beiträgen und Geschenken wurde Heinz-Werner Neudorfer von seiner Gemeinde und dem Kirchenbezirk sehr herzlich bedacht. Den vielen Menschen, mit denen er als Seelsorger, Prediger und Amtsperson Kontakt hatte, wurde so Gelegenheit gegeben, sich nach 13 Jahren von ihm zu verabschieden.